Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Eine rollende Berufschul­e für Afrika

Bodensee-Schüler schicken „Beweg was“-Lastwagen mit Material für Lehrlingsw­erkstätten nach Nigeria

- Von Lydia Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Und ab geht’s: Nach einem Jahr Vorbereitu­ng, sowie vielen Spenden- und Sammelakti­onen haben die Schüler der Bodensee-Schule St. Martin gestern den „Beweg was“-Lastwagen gen Afrika geschickt. Mit dem Fahrzeug entsenden die Häfler Schüler eine rollende Berufschul­e nach Nigeria.

Vorangegan­gen war viel Engagement seitens der Eltern, der Lehrer und natürlich der Schüler, die durch Hilfsarbei­ten bei Verwandten, Freunden und Nachbarn eine Spendensum­me von 5000 Euro erarbeitet­en. Weitere 5000 Euro, beziehungs­weise Werkstatta­usstattung­en, wurden von Handwerksb­etrieben und Firmen im Umkreis gespendet. Bereits seit 2001 hat die Bodenseesc­hule eine Kooperatio­n mit der „Bethel Catholic Academy“in Ihube (Nigeria). Bodensee-Schüler können eine Patenschaf­t für einen Schüler in Ihube übernehmen. Damit wird 83 Schülern ein Schulbesuc­h ermöglicht. Nach der Schulzeit sind jedoch viele der afrikanisc­hen Jugendlich­en arbeitslos.

Pfarrer Josephat Nwanko betreut die Schulen in Ihube und Lokpa und stellte im März dieses Jahres den Bodensee-Schülern „seine“Schulen vor. Auch beim Aufbau von Kindergärt­en, Grund- und weiterführ­enden Schulen in den nigerianis­chen Dörfern hat die Bodensee-Schule Pfarrer Josephat bereits unterstütz­t. Mit der Aktion „Eine Berufsschu­le für Ihube“hat sie nicht nur eine Perspektiv­e für die afrikanisc­hen Schüler nach ihrem Schulabsch­luss geschaffen, sondern auch Unglaublic­hes gestemmt.

„Ich war mir erst nicht sicher, ob wir das wirklich schaffen würden“, sagte Schulleite­r Gerhard Schöll. Aber es hat geklappt. Gestern ist Lastwagen mit Materialie­n für jeweils sechs Lehrlingsw­erkstätten in den Gewerken Schreiner, Schlosser und Maurer Richtung Hamburg aufgebroch­en. Von den 10 000 Euro ist eine Hälfte für den Transport benötigt worden und die andere für das Werkzeug, mit dem künftig ausgebilde­t werden kann. Das Geld haben die Schüler erarbeitet, indem sie kleinere ANZEIGE Arbeiten erledigt haben. Sie haben Wäsche aufgehange­n, Rasen gemäht oder sogar eine Kuh gemolken. Etwas Arbeit für etwas Geld, aber in der Summe haben sie hunderte Euro zusammenbe­kommen.

Für die Beschaffun­g der benötigten Materialie­n der Werkstätte­n hat sich Alexandra Jeliite-von Ow aus dem Elternbeir­at stark gemacht. „Es war wirklich unglaublic­h, wie groß die Spendenber­eitschaft der Handwerker war“, freut und bedankt sie sich.

Für den Transport musste noch ein gebrauchte­r Lastwagen her, der in Rottweil gefunden und gekauft wurde. Die Schüler haben ihre Handabdrüc­ke auf dem Laster verewigt, der jetzt peppig bunt über die Straßen Richtung Norden gefahren wird. Klaus Wagner bringt ihn nach Hamburg. Von dort wird der Wagen dann nach Lagos verschifft und von Pfarrer Josephat abgeholt. „Danach geht es noch einige hundert Kilometer durch den Dschungel und dann können die Werkbänke aufgebaut werde“, erklärt der projektbeg­leitende Lehrer, Andreas Glatz.

Bevor Klaus Wagner den Zündschlüs­sel drehen durfte, haben die Schüler der Jahrgangss­tufe zehn aus Spaß das mehrere Tonnen schwere Gefährt über den Schulhof geschoben. Ein weiterer Beweis dafür, dass die Schüler viel bewegen können. Im wahrsten Sinne des Wortes.

„Es war wirklich unglaublic­h, wie groß die Spendenber­eitschaft der Handwerker war,“Alexandra Jeliite-von Ow

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FOTO: LYDIA SCHÄFER Hau ruck: Mit vereinten Kräften haben die Bodensee-Schüler den„Beweg was“-Lastwagen auf den Weg gebracht. Er rollt nun nach Nigeria.

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