Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Campus kostet 1,2 Millionen Euro mehr
Kostenbarometer steigt auf 13,35 Millionen Euro – Nachtragshaushalt kommt ohne Neuverschuldung aus
OBERTEURINGEN - Einen finanziellen und planerischen Schlussstrich unter das Projekt „LebenssraumCampus“hat der Gemeinderat jetzt gezogen. Die Mehrkosten des ursprünglich auf zwölf Millionen Euro veranschlagten Gebäudes mit 20 Wohnungen nach dem Muster „Lebensräume für Jung und Alt“, Kindertagesstätte, Mediathek, Familientreff, Tagescafé und einer Fördereinrichtung für Menschen mit Behinderungen belaufen sich auf 1,2 Millionen Euro. Nach der jüngsten Kostenfortschreibung dürfte der Campus am Ende auf 13,35 Millionen Euro kommen.
Joachim Keinarth, von der Gemeinde engagierter Projektsteurer, berichtete im Gemeinderat von einer im Wesentlichen abgeschlossenen Planung. Gegenüber der Kostenaufstellung vor der Sommerpause habe sich der Aufwand nochmals um 230 000 Euro erhöht, was in erster Linie auf falsch berechnete Massen, auf die Ausstattung und Einrichtung der Kindertagesstätte, auf Glasfaser, EDV und nicht zuletzt auf die Rechtsberatung zurückzuführen sei.
Der Rohbau steht, das Dach sei zu 98 Prozent abgedichtet und werde bald begrünt. Die Fenster seien drin, das Wärmedämmsystem nahezu komplett angebracht und der Trockenbau im Innern zu 90 Prozent fertig. Die Wohnungen im Obergeschoss seien im fortgeschrittenen Stadium. Schlosser, Fliesenleger, Maler seien, beziehungsweise machten sich ans Werk. Auch der Brunnen, der auf dem Vorplatz des Campus platziert wird, sei in Arbeit.
Wie vor Ort gestern zu erfahren war, hakt es noch mit dem Estrich, den eine Firma aus Norddeutschland einbauen wird. Zumindest ein Teil des Materials ist gestern geliefert worden. Auch das Wärmeverbundsystem hätte diese Woche komplett fertig werden sollen, doch die Firma sei nicht gekommen. Davon aber hängt das Verputzen ab. Der Fensterbauer müsse noch nacharbeiten, und bevor die Dachbegrünung aufgebracht wird, müsse sichergestellt sein, dass alles dicht ist. Am weitesten sind die Arbeiten in der Kindertagesstätte. Hier hängen bereits die Decken und in einigen Räumen sind die Maler am Werk.
Eine größere Aktion war offenbar das Versetzen einer ganzen Treppe. Sie war wohl fehlerhaft eingebaut und musste herausgeschnitten werden. Details über das offensichtliche Missgeschick waren im Gemeinderat kein Thema, zumindest nicht im öffentlichen Teil der Sitzung.
Nachtragshaushalt genehmigt
Zehn Prozent Kostensteigerung bei einem so großen und komplexen Vorhaben seien nicht ungewöhnlich, sagte Bürgermeister Beck. Im Wesentlichen handle es sich um Masseveränderungen, die aufgrund von statischen Berechnungen nachträglich gefordert wurden. Um die Mehrkosten von 1,2 Millionen Euro im laufenden Haushalt aufzufangen, ist ein Nachtrag nötig. Zusammen mit dem Zuschuss für die Kirchturmsanierung in Höhe von 15 000 Euro, einer Spende von 2000 Euro an den Verein Kinder- und Jugendbildung Shimshal sowie 47 000 Euro für den Ausbau der St. Johann-Straße sind rund 1,3 Millionen Euro nachzufinanzieren, was der Gemeinde ohne Neuverschuldung gelingt, wie Kämmerer Hansjörg Langegger sagte. Derweil steht dem Bezug des Pflegehauses St. Rafael, unmittelbar neben dem Campus-Gebäude, nicht mehr viel im Weg. Der Bezug sei ab dem 1. November möglich, teilt die Stiftung Liebenau mit. Die Feierlichkeiten zur Einweihung werden am 17. November stattfinden. Das Haus der Pflege verfügt über 45 Einzelzimmer mit jeweils eigenem Bad, aufgeteilt in drei Wohngruppen mit je 15 Bewohnern. Jede Wohngruppe ist mit einer eigenen Wohnküche ausgestattet. Die Wohngruppen sind auf zwei Stockwerke verteilt. Den Bewohnern stehen sowohl ein großer Garten als auch zwei Innenhöfe zur Verfügung.