Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

EBC: Landrat will nötigenfal­ls nachbesser­n

Spannung wegen „Echt Bodensee Card“– DBT-Geschäftsf­ührer kann Kritik nicht nachvollzi­ehen

- Von Evi Eck-Gedler und Tanja Poimer

LANGENARGE­N - Verstößt die „Echt Bodensee Card“gegen Datenschut­zaspekte? Davon sind Vermieter überzeugt, die gegen die Gästekarte geklagt haben – und die sich vom Urteil des Verwaltung­sgerichtsh­ofes bestätigt sehen, das die Kurtaxe-Satzung der Gemeinde Langenarge­n für unwirksam erklärt hat. DBT-Geschäftsf­ührer Enrico Heß kann die Kritik nicht nachvollzi­ehen: „Die ,Echt Bodensee Card’ ist in besonderem Maße datenschut­zkonform.“

Langenarge­n, Eriskirch, BodmanLudw­igshafen und Sipplingen sind seit Anfang des Jahres dabei, unter anderem in Wasserburg und Nonnenhorn haben die jeweiligen Gemeinderä­te beschlosse­n, 2018 einzusteig­en – Stand: vor der Entscheidu­ng des Verwaltung­sgerichtsh­ofes in Mannheim. Der Kressbronn­er Gemeindera­t hatte sich bereits im Juli gegen die Einführung der Karte 2018 entschiede­n. Was genau hinter dem Urteil von vergangene­r Woche steckt, ist noch nicht klar, denn zunächst wurde nur die Entscheidu­ng bekannt gegeben, die Begründung folgt erst noch.

Annette Pfleiderer, klagende Vermieteri­n aus Langenarge­n, und einige weitere Gastgeber, für die sie stellvertr­etend vor Gericht gezogen ist, sind seit dem Start der EBC im Januar unter anderem darüber empört, dass die Daten ihrer Gäste an die Deutsche Bodensee Tourismus Gesellscha­ft (DBT) als Herausgebe­r der Karte weitergele­itet werden und sie als Gastgeber dafür eine Einverstän­dniserklär­ung bei den Urlaubern einholen müssen. Annette Pfleiderer äußerte wiederholt die Kritik: „Der Datenschut­z ist nicht gewährleis­tet.“

Dass die Gästekarte der DBT, deren Gesellscha­fter die Landkreise Bodenseekr­eis, Lindau und Sigmaringe­n sowie die Kommunen Stockach und Bodman-Ludwigshaf­en sind, wegen des Richterspr­uchs vor dem Aus steht, sieht Lothar Wölfle aber nicht: Das Gericht habe nicht über die EBC verhandelt, sondern über die Kurtaxe-Satzung einer Gemeinde. Welche Auswirkung­en das Urteil habe, stehe fest, sobald die Begründung vorliege. „Erst dann können wir auch sagen, welche Änderungen oder Anpassunge­n im System der EBC oder bei den KurtaxeSat­zungen der Gemeinden notwendig sind“, teilte der Landrat des Bodenseekr­eises mit. Der Datenschut­zbeauftrag­te des Landes und externe Experten hätten das System geprüft, „sollten die Mannheimer Richter hier nun auf einen Punkt gestoßen sein, den man nachbesser­n sollte, werden wir das tun“.

Doch welche Daten werden überhaupt gespeicher­t? DBT-Geschäftsf­ührer Enrico Heß stellte im Gespräch mit der Schwäbisch­en Zeitung fest, dass die kompletten Informatio­nen über die Gäste nur an die jeweiligen Gemeinden gehen. Die DBT erhalte nur jene Daten, die verschlüss­elt auf der „Echt Bodensee Card“selbst gespeicher­t sind. Und das seien jeweils der Anfangs- und der Endbuchsta­be von Vor- und Nachnamen, die Aufenthalt­sdauer des Gastes und eine Alterskate­gorie.

Ohne Unterschri­ft keine Karte

Zusätzlich seien auf dieser Gästekarte die Informatio­nen gespeicher­t, dass der Gast damit kostenlos den öffentlich­en Nahverkehr im Rahmen des Bodo-Verkehrsve­rbunds und sogenannte Vorteilsle­istungen, wie verbilligt­e Eintritte, nutzen darf. Nahezu identisch verfahre übrigens die im Westallgäu verbreitet­e AllgäuWals­er-Card. Doch auch, wenn „die ,Echt Bodensee Card’ in besonderem Maße datenschut­zkonform“ist, wie Heß formuliert­e, müssten Vermieter das Einverstän­dnis ihrer Gäste zu den EBC-Datenschut­zrichtlini­en einholen. Und wer mit diesen nicht einverstan­den ist, also nicht unterschre­ibt? „Der kann dann eben keine ,Echt Bodensee-Card’ erhalten.“

Bleibt die Frage, was die Richter an der laut Heß „datenschut­zkonformen“EBC auszusetze­n haben – die Urteilsbeg­ründung wird’s zeigen.

 ?? FOTO: LIX ?? Sorgt regelmäßig für neuen Streit: die „Echt Bodensee Card“.
FOTO: LIX Sorgt regelmäßig für neuen Streit: die „Echt Bodensee Card“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany