Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Stadt plant dezentrale Unterbringung der Obdachlosen
Nicht jeder wird die Obdachlosigkeit verlassen können – Bürgermeister Köster will einen Trägerverbund
FRIEDRICHSHAFEN - Ziel der Unterbringung von Obdachlosen ist in Friedrichshafen die dezentrale Unterbringung. Das hat Bürgermeister Andreas Köster in der Sitzung des Kultur- und Sozialausschusses am Mittwoch gesagt. Obdachloseneinrichtungen, die nicht mehr gebraucht würden, könnten dann in hochwertigen Wohnraum umgebaut werden.
Zurzeit sind in Friedrichshafen 796 Personen „ordnungsrechtlich untergebracht“, davon 581 Flüchtlinge. 145 Wohnungen von der Städtischen Wohnbaugesellschaft (SWG) und 49 andere angemietete Wohnungen nutzt die Stadt derzeit für die Unterbringung. Die Gemeinschaftsunterkünfte Keplerstraße, Wachirweg und Ittenhauser Straße sind mit insgesamt 93 Plätzen belegt.
Die Betreuung wird zum Teil von der Arkade/Dornahof, einem freien Träger aus Ravensburg, übernommen. Reinhard Friedel, Leiter des Amtes für Bildung, Familie und Sport, meinte in der Sitzung, dass auch die Unterbringung von obdachlosen Familien über die Anmietung von Wohnungen das Ziel der Stadt sei. „Wenn wir dezentral unterbringen können, dann können die Obdachlosenunterkünfte in qualitativ hochwertigen Wohnraum gewandelt werden“, sagt er.
Das Problem dabei ist nur, dass nicht alle Menschen aus der Obdachlosigkeit herauszubringen sind. Trotzdem arbeitet die Stadt mit den freien Trägern eng zusammen und versucht alles, den Menschen zu helfen. Bürgermeister Andreas Köster setzt als erstes Ziel die Aktivierung zur Selbsthilfe – auch das aber ist nicht in allen Fällen möglich. Mit Projekten wie „Kopf Herz Hand“und anderen, die sich um Menschen am Rande der Gesellschaft kümmern, kann sich Köster einen Trägerverbund vorstellen. Auch die enge Zusamenarbeit mit dem Landratsamt und den dortigen Einrichtungen sei sinnvoll und zielführend.
Die Umstrukturierung der Unterbringung ist in Friedrichshafen in enger Zusammenarbeit mit der SWG geplant. Seitens der Stadt werden die Menschen begleitet, wenn sie in externen Wohnungen untergebracht werden.
Die Organisation dieser Wohnraumbegleitung ist derzeit in Vorbereitung. Als sogenannte vorbereitende Maßnahmen werden die finanziellen und persönlichen Verhältnisse der Menschen überprüft.
Dazu gehören Schufa-Auskunft, Zahlungsmoral, aber auch der aktuelle Zustand des Wohnraums, das bisherige Verhalten und der Umgang mit Strom- und Wasserverbrauch der Personen.
„Geeignete Nutzer werden in direkte Mietverhältnisse überführt, andernfalls wird es Untermietverhältnisse geben“, sagt Friedel. Die Stadt tritt als Mieter auf, die Menschen, die die Wohnung nutzen, sind dann die Untermieter. Das ist rechtlich einwandfrei und soll Vermietern eine gewisse Sicherheit geben.