Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Theater Ravensburg zieht neue Register
Statt einer Party zum 30. Geburtstag gibt es mehr Angebote für Jugendliche
RAVENSBURG - Zwar feiert das Theater Ravensburg seinen 30. Geburtstag nicht mit Pauken und Trompeten. Dafür wirft es in der Herbst/ Winter-Spielzeit einen ganzen Reigen neuer Angebote in den Ring: So gibt’s zum Kulturstart am Samstag, 6. Oktober, nicht nur Improtheater, sondern ab 14 Uhr zum ersten Mal auch einen Theaterflohmarkt im Innenhof. Am 30. Oktober kann sich das Publikum dann wünschen, was für eine Aufführung es am 31. Oktober serviert bekommen möchte. Auch Schüler und Jugendliche werden besser „versorgt“.
Auch das Theater Ravensburg ist beim herbstlichen Kulturauftakt der Stadt Ravensburg, dem „Kulturstart“am 6. Oktober, mit von der Partie: Jeweils um 20, 21 und 22 Uhr legt sich das Improvisationstheater mit Alex Niess, Jutta Klawuhn und Walter Metzger unter dem Motto „Überraschungseier“eine halbe Stunde lang ins Zeug. Bereits um 14 Uhr steigt im Innenhof ein Flohmarkt mit all den Dingen, die sich in den vergangenen 30 Jahren so angesammelt haben. Wer Glück hat, kann sich dort mit alten Kostümen, Bühenbild-Elementen oder ausgemusterter Technik eindecken. Zur Abrundung werden Grillwürste gereicht; auch das Theatercafé hat geöffnet.
Interkulturelle Begegnungen
Dank zusätzlicher Landesförderung kann das Theater Ravensburg im Herbst einen vierten TheaterclubKurs, und zwar für alle Altersstufen, anbieten. Auftakt ist am 10. Oktober, die Leitung hat Tobias Bernhardt, der jüngste Zugang im Ensemble der Schauspieler. Bernhardt ist aber außerdem Theaterpädagoge. Und so stellt er gemeinsam mit dem türkischen Regisseur Emrah Elciboga einen weiteren Kurs am Theaterpädagogischen Zentrum TPZ auf die Beine: Ab 9. Oktober können junge Leute ab 16 Jahren sich in der „(A)Rhythmischen Welt“auf interkulturelle Theater-Begegnungen einlassen. Das TPZ stemmt darüber hinaus drei zusätzliche Projekte mit Ravensburger Schulen – darunter auch eine Vorbereitungsklasse für Flüchtlinge.
Und noch was hat das Theater Ravensburg für Jugendliche in petto: Unter den vier Neuproduktionen in dieser Spielzeit ist auch eine speziell für Jugendliche. Der preisgekrönte Roman „Rico, Oskar und die Tieferschatten“wurde zu einer Bühnenfassung umgearbeitet und wird voraussichtlich von 29. Januar bis 6. Februar gespielt. Möglich macht das Ganze eine Finanzspritze der Stadt Ravensburg für das sogenannte „Theatertäschle“. Dahinter verbirgt sich ein Gesamtpaket, zu dem abgesehen von dem Stück auch dessen Vor- und Nachbereitung in fünfte Schulklassen gehört. In Kooperation mit den Lehrern kommen Theaterpädagogen dafür an verschiedene Schulen. Kooperation mit Überlingen Auch in Sachen Freilichttheater deutet sich eine neue Kooperation an: Laut Geschäftsführer Albert Bauer ist das Sommertheater Überlingen auf die Ravensburger Theatermacher mit dem Vorschlag zugekommen, sich 2018 für eine Produktion zusammenzutun. Das wäre eine prima Sache, findet Bauer – und man könnte das Sommerstück dann nicht nur zehn, sondern 20 Mal spielen. Eben auch in Überlingen.
Schließlich initiiert Wolfram Frommlet ab Januar eine neue Literatur-Reihe
im Theater Ravensburg. Ironischer Titel: „Ein Gedicht für den Herrn Präsidenten“. In diesem Rahmen sollen Werke von Schriftstellern, Journalisten oder Musikern aus Ländern vorgestellt werden, die in ihren Heimatländern keine Stimme und keine Verlage haben: „Viel zu wenig von ihnen haben viel zu selten ein Forum bei uns“, erläutert Albert Bauer. Am ersten Termin am 11. Januar, 20 Uhr, wird es im Theatercafé um demokratische, freiheitliche US-Literatur der vergangenen 150 Jahre gehen. Es folgen türkische Lyrik und Prosa sowie Lyrik der Sinti und Roma.
Flankiert wird all das selbstredend vom „normalen“Programm, sprich: neuen und bewährten Stücken, Gastspielen oder Lesungen. Auch wenn keine Party steigt, gratuliert Ravensburgs Erster Bürgermeister Simon Blümcke dem Theater Ravensburg übrigens zum 30. Geburtstag: Im Vorwort zum neuen Spielplan lobt er dessen „großartige Arbeit“. Zudem hält er es für ein „beachtliches Alleinstellungsmerkmal eines Theaters dieser Größe, dass es erfolgreich auf ein eigenes Ensemble setzt“.