Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Fünf Feuer steigen wie Gebete zum Himmel

In festlicher Zeremonie ist der neue Altar der Canisiuski­rche eingeweiht worden

- Von Christel Voith

FRIEDRICHS­HAFEN - Freudig sind die Gläubigen der katholisch­en Kirchengem­einde St. Petrus Canisius am Sonntagmor­gen in ihre renovierte Kirche geströmt und haben in einem knapp dreistündi­gen Festgottes­dienst die feierliche Weihe des neuen Altars miterlebt.

Eine eindrucksv­olle Zeremonie ist eine solche Altarweihe mit ihren archaische­n Riten, die teilweise seit dem 4. Jahrhunder­t belegt sind. Im Beisein von Gläubigen der anderen Kirchengem­einden, der Künstlerin Susanne Wagner und Festgästen wie Oberbürger­meister Andreas Brand und Herzog Friedrich von Württember­g hat Weihbischo­f Johannes Kreidler die Weihe vorgenomme­n.

In festlicher Reihe zogen der Weihbischo­f, Pfarrer Bernd Herbinger, Diakon Ulrich Föhr, Pater Niklaus, Vikar Jan Welchering und Pfarrpensi­onär Manfred Schlichte mit gut 25 Ministrant­en ein, Diakon Ryszard Rzesny von der italienisc­hen Gemeinde Santa Caterina da Siena trug das Reliquiar voraus, während die Gemeinde das vertraute Kirchenlie­d „Ein Haus voll Glorie schauet“sang. Musikalisc­h begleitete­n Nikolai Geršak, Schola, Chorgemein­schaft, Solisten und ein Orchester den Festgottes­dienst mit Mozarts Missa brevis C-Dur, der „Spaur-Messe“, sowie Eigenkompo­sitionen von Geršak.

Geschwunge­ne Keramikflü­gel

Noch stand der helle Altar mit seinen sieben übereinand­erliegende­n geschwunge­nen Keramikflü­geln nackt da, bevor er durch die Zeremonie zum Sinnbild Christi, zum Altartisch für die Eucharisti­e wurde. Hier lade Christus zu Tisch, hier schlage sein Herz für Jeden und Jede, sagte Weihbischo­f Kreidler in seiner eindringli­chen Predigt, welcher die Allerheili­genlitanei folgte.

Mit der Beisetzung der Reliquien der Heiligen Blanda und des Heiligen Vigilans unter dem Altar begann die Altarweihe. „Ströme lebendigen Wassers“sollen aus dem Altar fließen, daher wird er zuerst mit Weihwasser besprengt, ehe die Salbung mit Chrisam auf Christus, den „Gesalbten“, weist und den Altar zum Symbol Christi macht. Eine besonders weihevolle Stimmung trat ein, als auf dem Altartisch an fünf Stellen, die an die Wundmale Christi erinnern, Weihrauch entzündet wurde, dessen Flammen und Rauch stellvertr­etend für die Gebete der Gläubigen zu Gott emporsteig­en sollen. Eindrucksv­oll war, wie die Lichter langsam kleiner wurden, während der Chor Geršaks „Veni Creator Spiritus“sang und der Weihbischo­f die Worte sprach: „Gieße vom Himmel den Segen auf diesen Altar – für immer sei er Tisch des Herrn.“Die endgültige Weihe erfährt der Altar durch die erste Eucharisti­e, die daran gefeiert wird. Dazu wurden nun das in Weißrussla­nd genähte Altartuch und das von Marko Vecerina in der Herberge geschnitzt­e Altarkreuz aufgelegt, die Altarkerze­n von Ministrant­en herbeigetr­agen und von Pfarrer Herbinger entzündet. Mit mächtigem Brausen begleitete die Orgel diese Handlungen, dann nahm die Messe ihren Fortgang. Nach der Kommuniona­usteilung wurde auch der neue Tabernakel im Altarraum eingeweiht, in den wieder die bisherigen Türen eingesetzt wurden, und das ewige Licht entzündet.

In Grußworten gratuliert­en der Friedrichs­hafener Oberbürger­meister und Pfarrerin Rebekka Scheck für die evangelisc­he Gesamtkirc­hengemeind­e.

Die Künstlerin Susanne Wagner dankte allen Beteiligte­n für ihr Vertrauen und die harmonisch­e Zusammenar­beit. „Wie der Christus an der Rückwand sollte mein Altar schweben... Nach dieser Weihe ziehe ich mich als Künstlerin zurück, ich weiß, dass mein Werk in guten Händen ist.“Mit einem Stehempfan­g klang das Fest aus.

 ?? FOTO: CHRISTEL VOITH ?? Altarweihe in St. Canisius: Fünf Feuer brennen auf dem Altar, Licht und Rauch steigen als Symbol der Gebete zu Gott empor. ANZEIGE
FOTO: CHRISTEL VOITH Altarweihe in St. Canisius: Fünf Feuer brennen auf dem Altar, Licht und Rauch steigen als Symbol der Gebete zu Gott empor. ANZEIGE

Newspapers in German

Newspapers from Germany