Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Dem Pappbecher soll der Kampf angesagt werden

Immer mehr Häfler Bäckereien bieten Kaffee für den Mehrwegbec­her an

- Von Sarah Schababerl­e

FRIEDRICHS­HAFEN - Mal schnell auf dem Weg zur Arbeit einen Kaffee zum Mitnehmen – das gehört für viele Menschen einfach dazu. Doch die Pappbecher verursache­n nicht nur Müll, ihre Herstellun­g verbraucht auch viele Ressourcen. In immer mehr Geschäften gibt es deshalb Mehrwegbec­her zu kaufen. Anscheinen­d bekommt man aber damit nicht überall Kaffee.

Der morgendlic­he Wachmacher hinterläss­t Spuren: 2,8 Milliarden Pappbecher landen laut Abfallwirt­schaftsamt Bodenseekr­eis pro Jahr deutschlan­dweit im Müll. 40 000 Tonnen entstehen so pro Jahr. Doch nicht nur der Abfall, auch die Herstellun­g ist offenbar bedenklich. 1,5 Milliarden Liter Wasser, 320 Millionen Kilowattst­unden Energie und 22 000 Liter Rohöl werden nach Informatio­nen des Abfallwirt­schaftsamt­es für die Produktion der Kaffeebech­er gebraucht. In immer mehr Läden gibt es deshalb wiederverw­endbare Kaffeebech­er zu kaufen. Doch nicht nur aufgrund eigener Bequemlich­keit, den Becher nicht überall herumtrage­n zu wollen, stoßen Kunden damit noch an Grenzen.

„Wir empfehlen den Betrieben, sehr zurückhalt­end damit zu sein, die Becher über die Theke zu nehmen“, sagt Robert Schwarz, Sprecher des Landratsam­tes Bodenseekr­eis. Durch verschmutz­te Becher könnten Keime auf Lebensmitt­el übertragen werden. Wenn dann ein Problem auftrete, hafte der Betreiber. Viele Bäckereien in Friedrichs­hafen haben trotzdem eine Möglichkei­t gefunden, wie sie dem Wunsch ihrer Kunden nachkommen und gleichzeit­ig die Hygienevor­schriften einhalten können. „Die Kunden dürfen ihren Becher auf die Theke stellen und müssen den Deckel selber abnehmen“, erklärt Marlies Kirchherr von der Bäckerei Ulmer. Die Mitarbeite­rin würde den Kaffee in einem Metallkänn­chen zubereiten und ihn dann in den Becher des Kunden füllen. „Die Mitarbeite­r dürfen nicht mit dem Becher in Berührung kommen.“

Hygienisch­e Bestimmung­en

Ähnlich handhaben es auch die Bäckerei Schwarz, Webers Backstube und selbst McCafé. Schwierigk­eiten gebe es nur, wenn Kunden ihren benutzten Becher ausgespült haben möchten, sagt Maria Stelwag, Geschäftsf­ührerin von Webers Backstube. „Das dürfen wir nicht.“

Fast alle haben inzwischen auch Mehrwegbec­her mit eigenem Firmenlogo im Programm und locken Stammkunde­n mit verschiede­nen Rabattsyst­emen. Während es bei den einen zehn Prozent oder zehn Cent Rabatt gibt, bekommen Kunden beim anderen fünf Kaffees geschenkt – sofern sie mit dem jeweils richtigen Kaffeebech­er in die Bäckerei kommen. „Damit bekommen sie den Preis für den Becher locker wieder rein“, sagt Enrico Fahsl von der Bäckerei Schwarz. Alle anderen bekommen auch Kaffee, aber zum regulären Preis.

Zwar kämen Kunden und Mitarbeite­r gut mit der Regelung zurecht. Dennoch werde das Angebot erst zögernd angenommen, sagt Kirchherr. Bei der Bäckerei Schwarz seien in den vergangene­n drei Jahren aber immerhin rund 5000 Mehrwegbec­her verkauft worden, sagt Fahsl. Um die Entwicklun­g weg von den Pappbecher­n weiter zu fördern, hat die Stadt Friedrichs­hafen einen Arbeitskre­is unter Beteiligun­g einiger Bäckereien ins Leben gerufen. Ergebnisse folgen.

 ?? FOTO: SARAH SCHABABERL­E ?? Mehrwegbec­her setzen sich nach und nach in den Häfler Bäckereien durch.
FOTO: SARAH SCHABABERL­E Mehrwegbec­her setzen sich nach und nach in den Häfler Bäckereien durch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany