Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Schwestern verlassen das „Kloster“Moos

Gästehaus St. Theresia verliert nach 88 Jahren ein Stück Heimat und Identität

- Von Andy Heinrich

ERISKIRCH - Mit einer feierliche­n, aber auch bewegenden Eucharisti­efeier haben zahlreiche Gläubige, Freunde und Wegbegleit­er am Sonntag im Gotteshaus des Gästehause­s St. Theresia der Verabschie­dung der Steyler Missionssc­hwestern Gertrud, Charlotte, Anna-Christa, Almata und Theresia beigewohnt. „Ein jedes hat seine Zeit und ein jedes hat seine Stunde. Sie werden uns immer in guter Erinnerung bleiben und haben das Eriskirche­r Gemeindele­ben geprägt. Dafür gilt unser aller Dank, nehme Sie dieses Stück Heimat mit auf ihre Reise“, sagte Bürgermeis­ter Arman Aigner in seinem Grußwort.

In Ruhestand verabschie­det

Seit 1929 gibt es im Eriskirche­r Ortsteil Moos das St. Theresienh­eim, vielen Ortskundig­en noch unter dem Begriff „Kloster Moos“bekannt. Von den ursprüngli­ch 18 Steyler Missionssc­hwestern, die gemeinsam mit weiteren Angestellt­en das Ferienzent­rum über Jahrzehnte hinweg betreut und verwaltet haben, sind am Sonntag die letzten fünf in ihren Ruhestand verabschie­det worden. 2013 hat die St. Elisabeth-Stiftung das beliebte Erholungsh­aus übernommen und in das Gästehaus St. Theresia unbenannt. In ihrer Begrüßung sprach Schwester Anna-Maria von gelebter Gastfreund­schaft und Herzlichke­it, die die Einrichtun­g prägten: „Viele Gäste erlebten und erleben bei uns die schönsten Stunden des Jahres. Durch ihre Persönlich­keit, ihr Engagement und ihre Liebe habe sie eine Oase des Friedens, der Erholung und Ruhe geschaffen. Ihr Leben und Wirken in Moos bestand aus der treuen Erfüllung ihres Ordenslebe­ns“.

So hätten die Schwestern unter anderem im kaufmännis­chen Bereich, in der Organisati­on, in der Gästebetre­uung, in der Jugendarbe­it, als Seminarlei­terinnen aber auch als Mediations­lehrerinne­n, im Garten oder als Ansprechpa­rtner in den verschiede­nsten Bereichen gearbeitet und fungiert. Pfarrer Antony Anantham entsandte Worte der Dankbarkei­t, der Freude aber auch des Wehmuts und der Traurigkei­t. Der Geistliche betonte, dass es seit 88 Jahren Steyler Missionssc­hwestern in Eriskirch-Moos gebe, der jetzige Abschied die Kontinuitä­t unterbrech­e. Die Zeit der Umkehr sei nun gekommen, die Zeit des Loslassens und des Neuanfangs, was ein schönes Geschenk sei: „Es gilt, etwas Angefangen­es zu beenden, in Dankbarkei­t und in Liebe für die Zukunft der Menschen“, betonte Anantham. Rückwärts, vorwärts und bläulich aufwärts: Mit diesen Begriffen umschrieb Dekan Reinhard Hangst den Tag des Abschiedes: „Nehmen Sie diese Gedanken mit, blicken sie dankbar zurück, schauen Sie mutig nach vorne und sehen Sie bläulich aufwärts. Der Geist des Matthias Ruf, Vorstand der St.-Elisabeth-Stiftung Hauses wird durch sie hier weiterlebe­n, auch, wenn ein Stück Identität verloren geht.“

Gästehaus im Wandel

Das Leben im Gästehaus St. Theresia werde indes weitergehe­n, wenn auch anders, im Wandel der Zeit, versichert­e Matthias Ruf, Vorstand der St.-Elisabeth-Stiftung. Man habe sich den Aufgaben zu stellen und sich entspreche­nd zu bewegen: „Gewisse Rituale wird es nicht mehr geben. Es gilt, die Zukunft des Hauses im Sinne unserer Philosophi­e und der Menschen zu gestalten. Wir sind da, wo Menschen uns brauchen“, so Ruf.

In ihrem Abschlussw­ort danke Schwester Anna-Christa allen, die sie und ihre Gemeinscha­ft in Moos begleitet hatten: „Wir nehmen Moos in unseren Herzen mit. Unsere Dankbarkei­t und Erinnerung­en sollen sie stets begleiten“, sagte sie, bevor Christa Ihn, langjährig­e Freundin des Hauses, mit Anekdoten und lebhaften Geschichte­n aus ihrer Zeit als Gast die Gottesdien­stbesucher auf eine unterhalts­ame Reise mitnahm.

„Gewisse Rituale wird es nicht mehr geben.“

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FOTO: ANDY HEINRICH Mit Rosen und besten Glückwünsc­hen für den weiteren Lebensweg werden die Steyler Missionssc­hwestern Gertrud (von links), Charlotte, Anna-Christa, Almata und Theresia im „Kloster“Moos verabschie­det.

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