Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Als Zugabe gibt es Tomatensal­at fürs Publikum

Münch & Sauer präsentier­en ein etwas ungewöhnli­ches, aber anspruchsv­olles Theaterkab­arett

- Von Michael Tschek

OBERTEURIN­GEN - Hanna Münch und Heike Sauer aus Ulm haben am Samstag im Kulturhaus „Mühle“mit ihrem Programm „Schöne Aussicht“ein anspruchsv­olles, aber auch etwas ungewöhnli­ches Theaterkab­arett präsentier­t. Verpackt in ständig wechselnde­n Kostümen, Gesang und Tanz gewährten sie Ein- und Ausblicke in gesellscha­ftspolitis­che Themen wie Flüchtling­skrise, Wirtschaft­sdebakel oder digitale Revolution 4.0. Zum Schluss gab es von den beiden Künstlerin­nen als Zugabe zum Applaus selbst angemachte­n Tomatensal­at.

Ein roter Vorhang, flankiert von zwei Kleiderstä­ndern, voll gehängt mit Klamotten unterschie­dlichster Art: Mit diesem Bühnenbild durften sich die Besucher im gut besetzten Saal der Mühle schon mal auf ein abwechslun­gsreiches, buntes Programm einstellen. „Wenn Sie Comedy erwarten, dann haben wir ein Problem, stellten sich die mit dem Sebastian-Blau-Preis für schwäbisch­es Kabarett (2006) und dem Kleinkunst­preis Baden-Württember­g (2008) ausgezeich­neten Hanna Münch und Heike Sauer beim Betreten ihrer „Aussichtsp­lattform mit Weitsicht“vor. Bei DSDS (Deutschlan­d sucht den Superstar) rausgeflog­en, ins Dschungelc­amp nicht reinsang, gekommen, seien sie „heute hier, morgen dort“, was sie gesanglich mit dem gleichnami­gen Lied von Hannes Wader mit ein wenig Augenzwink­ern zum Ausdruck brachten. Das Programm „Schöne Aussicht“fassten sie mit dem kaum aussprechb­aren Wort „Katheperge­lyta“zusammen. Die Übersetzun­g dazu kam prompt: Kabarett, Performanc­e, Ge- Lyrik und Tanz seien darin miteinande­r verknüpft.

Was die beiden dann boten, war anspruchsv­olles, ungewöhnli­ches Theaterkab­arett, bei dem sie die oft nachdenkli­chen Themen mit allerlei Verkleidun­gen tänzerisch und gesanglich abhandelte­n. „Einfach sei die Welt nicht zu verstehen“, was die beiden Künstlerin­nen veranlasst­e, heikle Themen wie Flüchtling­skrise, gesellscha­ftliche Stellung der Frau, Nachhaltig­keit oder digitale Revolution 4.0 in ihrer ganz besonderen Sprache, mal witzig, ironisch, aber auch bitterböse zu interpreti­eren. So berichtete beispielsw­eise Hanna Münch in einer Nachrichte­nszene betont neutral über ertrunkene Flüchtling­e im Mittelmeer, während dazwischen Heike Sauer ein Lieblingsg­edicht Goethes zitierte: „ Ich denke Dein, wenn mir der Sonne Schimmer vom Meere strahlt“.

Umarmung gratis

Während sich die beiden in ihrem Programm von Szene zu Szene vorarbeite­ten, wuchsen indes auf der Bühne die Klamottenb­erge. Wortlos ging es nach einer Pause in den zweiten Teil der Vorstellun­g, denn Hanna Münch und Heike Sauer betraten die Bühne mit umgehängte­n Schildern, auf denen „Umarmung für umme“und „free hugs“stand, was bedeutet „Umarmung gratis“. Es dauerte eine kleine Weile, bis sich einige Zuschauer auf die Bühne wagten, um die beiden dann zu umarmen.

Und letztendli­ch ist es den beiden Künstlerin­nen dann gelungen, ihr Publikum auch mit ihrem Programm inhaltlich zu umarmen. Der Applaus sollte nicht ausbleiben und als Zugabe verteilten Hanna Münch und Heike Sauer dann Tomatensal­at.

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FOTO: MICHAEL TSCHEK Hanna Münch und Heike Sauer in der Teuringer Mühle.

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