Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Mahmuti droht nach Turniersieg das DM-Aus
Aushängeschild des Boxteams Langenargen zieht sich Leistenzerrung zu
LANGENARGEN (ded) - „Insgesamt überwiegt die Freude, weil es doch mein erster Sieg in einem internationalen Turnier war“, so Kushtrim Mahmuti nach seinen drei überzeugenden Vorstellungen beim 26. Internationalen Box-Turnier von Chemnitz. Zumal der Langenargener Weltergewichtler von der dortigen Jury auch zum besten Kämpfer des Turniers gewählt wurde. Im Finale verletzte sich der ehemalige U-21-DMDritte jedoch so stark, dass nun die Teilnahme an der deutschen Meisterschaft in Lübeck in Gefahr ist.
Neben Mahmuti holten auch Leichtgewichtler Adem Kartal und Halbweltergewichtler Fidaim Brahimi (beide VfL Sindelfingen) Gold für den Baden-Württembergischen Boxverband. Schon unmittelbar nach dem Finale in der Chemnitzer Schlossteichhalle, der Heimstätte des Bundesligisten Chemnitzer Wölfe (für die auch Kushtrim Mahmuti schon die Fäuste geschwungen hat), war klar: Den dritten Auftritt innerhalb von drei Tagen gegen international starke Konkurrenz überstand das Aushängeschild des Boxteams Langenargen nicht unbeschadet. „Leider wirft eine Leistenzerrung, die ich mir während des Finalkampfes zugezogen habe, einen großen Schatten über meinen Erfolg. Nach der Siegerehrung wurde ich auf Anraten des Ringarztes in die Notaufnahme gebracht. Ein Ultraschall hat meine Befürchtungen bestätigt“, meint ein niedergeschlagener Faustkämpfer, der es im Ring allen gezeigt hatte, nach dem Befund, der ihm eine achtwöchige Pause einbringt.
Zehn Teams aus sechs Ländern
Bei der 26. Auflage des Traditionsturniers in Sachsen kletterten zehn Mannschaften aus sechs Nationen in den Ring – etwa die Staffeln der Chemnitzer Städtepartner Tampere, Lodz und Usti nad Labem. Neben den niederländischen Faustkämpfern aus Apeldoorn war auch wieder eine österreichische Equipe im Ring, die als Landesauswahl antrat und von BC-Dornbirn-Trainer Toni Schrott betreut wurde. Dieser freute sich vor dem Startschuss des 3. Bodensee-Cups, in dem die Österreicher wieder auf die Mannen von Boxteam-Macher Thomas Schuler treffen werden, auf die Auszeichnung für den 19-jährigen Umar Dzambekov, der die beste Leistung des Turniers ablieferte.
Allerdings hatte Schrott auch eine bittere Pille zu schlucken. Denn Mahmutis zweiter Gegner war Österreichs Nationalteamboxer Marcel Rumpler, der sich dem Langenargener geschlagen geben musste. Was wiederum den neuen BVBW-Landestrainer Witali Tarassow (Villingen-Schwenningen) über das ganze Gesicht strahlen ließ. „Kushtrim hat alles kurz und klein geschlagen, zwei Pokale abgeräumt. Und wir haben dreimal Gold, das sind Tartaren“, so ein überschwänglich jubelnder Nachfolger von Achim Böhme (Ludwigsburg). Der Ressortleiter Leistungssport sowie Ausbildung war bis 1. September Landestrainer, erklärte jedoch schon bei der Box-WM in Hamburg gegenüber der SZ, dass er wohl abtreten werde.
Die Zeit für Kushtrim Mahmuti bis zur DM Anfang Dezember in Lübeck wird nun knapp. „Leider kann ich nicht viel machen, außer mich zu schonen und aufzupassen. Von einer Operation hat der Arzt mir abgeraten, weil er meinte, die Stellen werden anschließend noch empfindlicher auf Schläge reagieren.“Was beim Kampfstil des Bruders von U19Vize-Europameisterin Valmire Mahmuti freilich besonders schmerzhaft ist. „Auch der neue Landestrainer kennt meinen Kampfstil und schätzt ihn irgendwie auch. Natürlich hat er gesagt, dass ich mit diesem Stil nicht viele Turniere bestreiten können werde, weil ich mich zu sehr verausgabe.“
Verletzt in den Ring gestiegen
Der vierfache Landesmeister trat schon mit Sehnenverletzungen an beiden Zeigefingern an, dennoch sah er sich gegen den Tschechen Martin Prazdny gleich gefordert. „Mit ihm hatte ich nur wenig Augenkontakt, da er 1,89 Meter groß war und ich mit meinen 1,70 immer erst ein, zwei Schläge wegstecken musste, um ihm so nahe zu kommen, damit ich ihn bearbeiten konnte.“
Dies gelang Mahmuti ebenso gut wie tags darauf gegen Rumpler, der aufgrund der Vorstellung seines Gegners sichtlich eingeschüchtert war, und auch im Finale gegen den sechsfachen finnischen Meister (114 Kämpfe , 98 Siege). Dort zeigte sich Mahmuti respektvoll, doch auch dank der Unterstützung der 300 Zuschauer gelang der dritte Sieg. „Die Sachsen schätzen den Boxsport sehr. Und das fehlt mir hier schon ein wenig“, so Mahmuti.