Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Union streitet weiter über die Obergrenze

CDU und CSU ringen vor Jamaika-Sondierung um ihren Kurs – Kauder fordert Einigung

- Von Andreas Herholz, Kara Ballarin und unseren Agenturen

BERLIN - Die Zustimmung in der Bevölkerun­g für ein Jamaika-Bündnis von Union, FDP und Grünen ist seit Tagen konstant hoch. Laut einer am Mittwoch veröffentl­ichten ForsaUmfra­ge für den „Stern“sprechen sich 57 Prozent für diese Option aus, nur noch 26 Prozent sind für eine große Koalition. Die Zustimmung für Jamaika ist jedoch bei Anhängern von Grünen (84 Prozent) und FDP (81 Prozent) wesentlich höher als bei jenen von CDU und CSU (58 Prozent). Kompromiss­bereitscha­ft erwarten die Befragten vor allem von der CSU: 72 Prozent erwarten die Bereitscha­ft zu Zugeständn­issen. Auch unter den CSU-Anhängern würden es 76 Prozent ihrer Partei übel nehmen, sollte sie Koalitions­verhandlun­gen an der Frage der Obergrenze scheitern lassen.

Aktuell geht der Streit aber weiter. Bayerns Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner (CSU) erneuerte die Forderung nach einer Obergrenze von maximal 200000 Flüchtling­en pro Jahr. „Damit keine Hintertürc­hen offen bleiben oder Unklarheit­en entstehen“, so Aigner in der „Zeit“. Es sei nötig, dass man „unmissvers­tändlich feststellt, dass ein Land begrenzte Aufnahmefä­higkeiten hat“. CSULandesg­ruppenchef Alexander Dobrindt sagte zur „Augsburger Allgemeine­n“: „Die Obergrenze ist deutlich mehr als die Verengung auf ein Wort.“Sie habe „einen thematisch­en Unterbau und der heißt: Fluchtursa­chen bekämpfen, Grenzen schützen, Integratio­n fördern, Rückführun­gen beschleuni­gen“.

Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (CDU) forderte derweil im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“ am Mittwoch: „CDU und CSU haben hier unterschie­dliche Positionen. Jetzt muss der Streit endgültig gelöst werden.“Zugleich mahnte Kauder zur Eile bei der Regierungs­bildung: „Wir sollten uns alle zusammenre­ißen und in vernünftig­er Zeit eine Koalition bilden.“

Am Sonntag werden sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und CSU-Chef Horst Seehofer treffen. Mit den Parteispit­zen wird über einen gemeinsame­n Kurs beraten. Voraussich­tlich wird die Kanzlerin erst danach Grüne und FDP zu Sondierung­sgespräche­n einladen.

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