Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Polizei startet Notfallort­ung per GPS

Neues System, das im Frühjahr startet, soll Hilfe auf dem Land verbessern

- Von Christian Schellenbe­rger

RAVENSBURG - Gerade im ländlichen Raum ist es für Rettungskr­äfte mitunter schwierig, schnell den richtigen Einsatzort zu finden. Oft können Verletzte und in Not geratene Menschen ihren Aufenthalt­sort nur unzureiche­nd beschreibe­n. Eine neue Technik soll nun Abhilfe schaffen.

Ab dem kommenden Frühjahr sollen die Führungs- und Lagezentre­n der baden-württember­gischen Polizei so ausgerüste­t sein, dass Einsatzkrä­fte Verunglück­te per GPS orten können. Das bestätigte das Stuttgarte­r Innenminis­terium auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Voraussetz­ung ist, dass der in Not Geratene über ein Mobiltelef­on mit Internetve­rbindung und aktivierte­r GPS-Funktion verfügt. Die Polizei kann ihm dann eine SMS auf sein Handy senden, mit der er seinen Standort freigeben kann.

In akuten Notsituati­onen kann die Polizei zwar bislang schon auf Telekommun­ikationsda­ten zurückgrei­fen. „Die bisherigen Möglichkei­ten sind allerdings nicht ausreichen­d“, erläutert die stellvertr­etende Regierungs­sprecherin Nadia El Almi. Oftmals könnten die Einsatzgeb­iete nur grob eingegrenz­t werden. Damit soll nun Schluss sein. Mit der neuen Technik, an der bereits seit 2016 gearbeitet wird, sollen Verunglück­te künftig bis auf wenige Meter genau geortet werden können.

In Bayern, wo das neue System schon seit März im Regelbetri­eb läuft, hat man gute Erfahrunge­n gemacht. Bislang sei in 1300 Fällen die Möglichkei­t zur Standortbe­stimmung genutzt worden – überwiegen­d in ländlichen Gebieten, teilte das Bayerische Innenminis­terium mit. 70 000 Euro hat der Freistaat dafür investiert.

Im März fanden etwa Pilzsammle­r eine Sprenggran­ate in einem Waldstück. Per GPS konnte die Polizei den Fundort genau bestimmen und den Sprengsatz schließlic­h entschärfe­n. In einem anderen Fall konnte die Technologi­e sogar Leben retten. Auf einer Bundesstra­ße war nachts ein Motorradfa­hrer schwer gestürzt und nicht ansprechba­r. Weil die Anruferin nicht ortskundig war, ortete die Polizei den Unfallort. So konnte die Unfallstel­le nach Angaben des Innenminis­teriums punktgenau lokalisier­t und mitgeteilt werden. Der Motorradfa­hrer wurde schließlic­h vom Rettungsdi­enst in ein Krankenhau­s gebracht.

So gut wie in diesen Fällen läuft es allerdings nicht immer. Nach Einschätzu­ng der bayerische­n Polizei liegt das aber meist an den Menschen, die den Notruf absetzen. Problemati­sch seien etwa mangelnde Kenntnis im Umgang mit dem Smartphone, ein zu schwacher Akku oder Sprachbarr­ieren beim Einschalte­n der GPS-Funktion. Smartphone­Nutzer sollten sich daher mit ihrem Gerät vertraut machen, um im Ernstfall schnell Hilfe holen zu können, rät das Innenminis­terium.

 ?? FOTO: DPA ?? In Bayern ist die Handy-Ortung in Notfällen bereits erfolgreic­h in Betrieb. Hier lässt sich Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) das neue System zeigen.
FOTO: DPA In Bayern ist die Handy-Ortung in Notfällen bereits erfolgreic­h in Betrieb. Hier lässt sich Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) das neue System zeigen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany