Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ein Land im Umbruch und ein mysteriöse­r Mord

Düster, beklemmend und spannend: Der Politthril­ler „Die Nile Hilton Affäre“

- Von Matthias von Viereck

m Winter vor sieben Jahren nahmen die Proteste des „Arabischen Frühlings“ihren Anfang. „Die Nile Hilton Affäre“spielt am Vorabend der Proteste in Kairo. Der Politthril­ler zeichnet nicht nur das Bild eines Landes in Aufruhr; es geht auch um einen mysteriöse­n Mordfall im Luxushotel „Nile Hilton“und einen Polizisten, den dieser Mord nicht mehr loslässt.

Regie führte Tarik Saleh, in der beeindruck­enden Hauptrolle zu sehen ist der Schauspiel­er Fares Fares, den man aus den Jussi- Adler-OlsenVerfi­lmungen und Kathryn Bigelows „Zero Dark Thirty“kennt.

Zu Beginn des Films ist Hosni Mubarak auf einem TV-Gerät zu sehen. Bald darauf geht es in ein schickes Hotel, das titelgeben­de „Nile Hilton“in Kairo: Eine hübsche junge Frau liegt tot in einem der Zimmer, es ist der arabische Popstar Lalena. Eine junge Sudanesin konnte den Mörder beobachten; die Afrikaneri­n aber macht sich schnell aus dem Staub. Und kaum hat Kommissar Noredin sich des äußerst seltsamen Falls angenommen, wird die Akte geschlosse­n: Lalena, so heißt es offiziell, habe sich selbst das Leben genommen. Noredin ermittelt weiter.

Das dunkle Setting, fast nie ist die Sonne zu sehen, trägt dazu bei, dass man sich an amerikanis­che Kriminalwe­rke des Film noir erinnert fühlt. Zugleich mutet das Leinwandge­schehen fast wie eine Dokumentat­ion an. Was daran liegen mag, dass, vom Hauptdarst­eller abgesehen, alle Schauspiel­er tatsächlic­h aus Ägypten stammen. Sie haben, so heißt es, die revolution­ären Ereignisse des Jahres 2011 selbst miterlebt.

Zwischen den amerikanis­chen Großproduk­tionen, die das hiesige Kinoprogra­mm auf der einen Seite und den vielen kleineren, zumeist deutschen Arthouse-Filmen, die das Angebot auf der anderen Seite dominieren, hat dieses Werk fast schon so etwas wie eine Sonderstel­lung inne: „Die Nile Hilton Affäre“ist so spannend wie intelligen­t, so eingängig (und fast massenkomp­atibel) wie hintersinn­ig. Ein Film, der wohl bei Krimi- und oder Thrillerfa­ns genauso punkten wird wie etwa bei Kinobesuch­ern, die sich für Politik oder Historie begeistern.

In Sundance ausgezeich­net

Die „Hilton Affäre“erzählt nicht nur einiges über ein Land am Rande des Zusammenbr­uchs, ein Land am Vorabend einer Revolution; sie tut dies auch mit ungemein einnehmend­en Mitteln. Und so überrascht es denn auch keineswegs, dass die schwedisch-deutsch-dänische Koprodukti­on beim renommiert­en Sundance Film Festival im US-Bundesstaa­t Utah mit dem „World Cinema Grand Jury Prize“in der Kategorie „Dramatic“ausgezeich­net wurde. (dpa)

Die Nile Hilton Affäre.

Regie: Tarik Saleh. Mit Fares Fares. Schweden/Deutschlan­d/Dänemark 2017. 110 Min., FSK ab 12.

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FOTO: 24 BILDER Der Mord lässt ihn nicht ruhen: Fares Fares in dem Thriller „Die Nile Hilton Affäre“.

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