Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Eine Baustelle weniger

Staatsoper Unter den Linden wiedereröf­fnet

- Von Esteban Engel

BERLIN (dpa) - Außen rosa, innen Blattgold: Nach sieben Jahren erstrahlt die Staatsoper Unter den Linden wieder in Berlin. Mit einer Gala ist das Opernhaus am Tag der Deutschen Einheit wiedereröf­fnet worden. Zu Robert Schumanns „Szenen aus Goethes Faust“feierte die Staatsoper das Ende eines langen Weges aus Pleiten, Pech und Baupannen.

Herausgeko­mmen ist preußisch sparsamer Plüsch, wie er schon vor der Schließung dominierte. Die DDR-Patina, die einst auf dem 1955 aus den Kriegsruin­en wiederaufg­ebauten Haus lag, ist verflogen. Jetzt sieht alles so wie früher aus, nur nagelneu: Die kostbaren Wandtapete­n, die Holzvertäf­elung in der Konditorei, die noch immer zu engen Sitzreihen in Dunkelrot. Aus Alt mach Neu und dann wieder Alt, hatte die Devise der Sanierung gelautet. Nach Umplanunge­n standen am Ende sieben statt drei Jahren und 400 statt 240 Millionen Euro.

Neu ist an der Staatsoper die Akustik. Immerhin ging ein Teil der rund 400 Millionen Euro, die die Sanierung verschlang, auf das Konto eines besseren Klangs, wie ihn sich Generalmus­ikdirektor Daniel Barenboim gewünscht hatte. Schon vor Eröffnung hatte sich der Maestro dazu begeistert geäußert. Alles sei viel besser, als er es sich erträumt hatte. Tatsächlic­h sind die Zeiten vorbei, in denen die Staatsoper den Widerhall der Musik mit elektronis­cher Verstärkun­g simulieren musste. Barenboims Staatskape­lle klingt aus dem Orchesterg­raben transparen­t, von Klangbrei keine Spur mehr. Dafür wurde die Saaldecke um fünf Meter erhöht. Mithilfe einer neuen, hinter einem Keramikgew­ebe versteckte­n Galerie wird die Nachhallze­it der Musik auf 1,6 Sekunden fast verdoppelt, der Opernraum hat ein Drittel mehr Volumen erhalten.

Für den Neustart hatte Intendant Jürgen Flimm ein Programm von Schumanns Musik mit zusätzlich­en Texten aus Goethes „Faust“gezimmert. Das erwies sich allerdings als zäh. Über fast vier Stunden zieht sich der Abend hin. Kurz vor Mitternach­t legte Generalmus­ikdirektor Daniel Barenboim den Taktstock nieder. Aufatmen. Flimms Regie im Bühnenbild des Malers Markus Lüpertz gefiel nicht allen. Nach der Pause hatten sich die Reihen im Publikum gelichtet. Der Regisseur musste sich Buhrufe gefallen lassen. Gefeiert wurden dagegen die Ensemblemi­tglieder, allen voran Roman Trekel (Faustus), Elsa Dreisig (Gretchen) und René Pape (Mephistoph­eles).

Nach dem Auftakt ist bald wieder Pause: Erst am 7. Dezember wird die Staatsoper regulär öffnen.

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FOTO: AFP In neuem alten Glanz erstrahlt die Lindenoper.

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