Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Besitzer: Zeppelin-Apotheke muss erhalten bleiben

Historisch­es Gebäude steht zum Verkauf – Ein Abriss wäre möglich, soll aber verhindert werden

- Von Hagen Schönherr

FRIEDRICHS­HAFEN - Das Gebäude der Zeppelin-Apotheke steht für 1,5 Millionen Euro zum Verkauf. Doch weil das alte Haus nicht unter Denkmalsch­utz steht, fürchten manche, dass ein weiteres „Hotel Schöllhorn“, also der Abriss, droht. Die Besitzer glauben allerdings an den Erhalt des Gebäudes.

28 Zimmer und 655 Quadratmet­er Wohnfläche soll das Gebäude mit der unverwechs­elbaren Gründerzei­t-Backsteinf­assade haben. Es soll 1927 gebaut worden sein – andere Quellen nennen sogar das Jahr 1903. 1988 wurde es offenbar umfassend erweitert und renoviert, was man vor allem im Hinterhof des Gebäudes sieht.

Wie die Verkäufer in ihrer Internet-Annonce schreiben, ist das Haus derzeit „nicht denkmalges­chützt“und außerdem „für Bauträger geeignet“. Zusammenge­fasst bedeutet das: Es könnte theoretisc­h abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.

Den Baggern weichen

Das weckt nun bei manchen Häflern unschöne Erinnerung­en – zum Beispiel an den Abriss des ehemaligen Hotels „Schöllhorn“im April 2016, das kurz vor dem endgültige­n Ende zum Denkmal ernannt wurde und trotzdem den Baggern weichen musste. Auch in der nahen Riedlepark­straße 9 wurde unlängst ein historisch­es Gebäude abgerissen. In der Internet-Gruppe „Friedrichs­hafen - damals, gestern, heute“gibt es deshalb schon eine entspreche­nde Debatte. Doch die Sorgen um die Zukunft des Gebäudes sind laut den Besitzern der Zeppelin-Apotheke wohl unnötig.

„Mein Mann wird 77 Jahre alt und wir leben jetzt in Oberstaufe­n. Wir wollen uns vom Berufslebe­n zurückzieh­en“, erklärte Besitzerin Ulrike Heh am Donnerstag im SZ-Gespräch den Grund für den Verkauf des Gebäudes. Sie sei von der Zahl der Anfragen von möglichen Käufern völlig überrascht worden: „Man hat uns das Haus schier aus der Hand gerissen.“Trotzdem sieht sie keine Gefahr, dass das Haus nach dem Verkauf abgerissen werde und einem Neubau weichen muss.

„Jeder, der angerufen hat, will dieses schöne Haus erhalten. Keiner will einen Abbruch. Das Haus abzureißen, wäre ein Verbrechen“, sagt Heh. Zwar plane sie den Verkauf des Gebäudes noch in diesem Jahr – aber nur, wenn ein Käufer den Erhalt verspreche: „Für uns wäre ein Verkaufsfa­ktor, dass das Haus erhalten bleibt.“Nach SZ-Informatio­nen haben unter anderem bekannte Immobilien­gesellscha­ften aus Friedrichs­hafen sowie eine Bank Interesse für das Gebäude bekundet.

Die Stadt Friedrichs­hafen scheint sich trotz der Worte der Eignerin der Gefahr einer möglichen neuen Denkmal-Debatte im Stadtzentr­um bewusst zu sein. „Das Gebäude wurde im Jahr 2012 vom Landesamt für Denkmalpfl­ege überprüft. Damals wurde allerdings keine Denkmaleig­enschaft festgestel­lt. Aus Sicht der Stadt handelt es sich bei dem Gebäude aber dennoch um eines der historisch erhaltensw­erten Gebäuden, das trotz des fehlenden Denkmalsch­utzes einen gewissen Stellenwer­t für das Stadtbild hat“, sagt Friedrichs­hafens Baubürgerm­eister Stefan Köhler auf SZ-Anfrage zu dem Thema. „Nachdem wir ebenfalls von den Verkaufsab­sichten der Eigentümer erfahren haben, haben wir eine erneute Prüfung auf Denkmalwür­digkeit beim Landesamt für Denkmalpfl­ege ANZEIGE vorgeschla­gen. Von Bauinteres­sen oder einem Abriss ist uns bisher nichts bekannt“, so Köhler weiter.

Abgesehen von der Zukunft des alten Gebäudes stellt sich übrigens auch die Frage, was mit der Apotheke samt Reformhaus im Erdgeschos­s des Hauses passieren soll, die bislang auch von Familie Heh betrieben wird. Laut Ulrike Heh ist sowohl ein Fortbestan­d als auch ein Ende des Geschäfts möglich: „Da haben wir uns noch nicht endgültig festgelegt. Wenn einer kommt und es übernehmen will, dann wäre das denkbar. Aber ohne uns an Bord.“

Die Zeppelin-Apotheke war nach Angaben von Ulrike Heh seit über 80 Jahren im Besitz der Familie.

 ??  ??
 ?? FOTO: HEINZ KELVIN ESSER ?? Prägt das Stadtbild an der Riedlepark­straße: die „Zeppelin-Apotheke“aus der Gründerzei­t.
FOTO: HEINZ KELVIN ESSER Prägt das Stadtbild an der Riedlepark­straße: die „Zeppelin-Apotheke“aus der Gründerzei­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany