Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Ruhbühl-Kindergarten öffnet wieder
Alles neu: Estrich, Dämmung, Fußbodenheizung, Lino – Schaden ist höher als geschätzt
IMMENSTAAD - Nach den eiligen Aufräumarbeiten, der fehlgeschlagenen Trocknung und der aufwendigen Sanierung des Kindergartens auf dem Ruhbühl wird seit dieser Woche wieder eingeräumt. Wenn alles seinen Platz gefunden hat, kann ab Montag, 9. Oktober, der Betrieb in der Gehrenbergstraße wie gewohnt weitergehen. Grund für die fast vier Monate dauernde Schließung und Sanierung war Vandalismus – blinde Zerstörungswut.
Am Wochenende 11./12. Juni hatten sich Kinder in dem Gebäude derart ausgetobt, dass die Erzieherin, die den Kindergarten am 13. Juni um 7 Uhr aufschloss, fast einen Schock bekam. Die unter 14-Jährigen, die offenbar am hellichten Tag über eine Balkontür in den Kindergarten eingebrochen waren, hatten ein Chaos sondergleichen hinterlassen. Sie hatten nahezu das gesamte Inventar beschmiert, Kleber und Reinigungsmittel über Spielsachen und Geräte gegossen, Möbel und Wände mit abwertenden, teilweise obszönen Sprüchen bemalt, und – was die schlimmsten Schäden hinterließ – das ganze Gebäude am Ende ihrer Tour unter Wasser gesetzt, indem sie in der Toilette einen Wasserhahn aufdrehten.
Versicherung zahlt
Die Polizei ging in einer ersten Bilanz von einem Schaden von 50 000 Euro aus. Wenige Tage später sprach die Gemeinde von 120 000 Euro. Die Endabrechnung steht zwar noch aus, aber der zu ersetzende Betrag dürfte noch höher ausfallen. Im gerade erst verabschiedeten Nachtragshaushalt wird der Einbruchschaden auf 145 000 Euro beziffert, die gesamte Versicherungsleistung beträgt demnach 185 000 Euro. Darin enthalten sind Neuanschaffungen von Möbeln und Geräten, die durch Wasser und andere Einflüsse unbrauchbar wurden.
Die Gemeinde hat sich mit der Versicherung geeinigt, dass diese die Kosten begleicht. Inwiefern die Eltern der noch strafunmündigen Kinder in Regress genommen werden, ist unklar beziehungsweise eher unwahrscheinlich, wie Fachleute sagen. Als klar war, dass die Täter noch Kinder waren, hat die Staatsanwaltschaf das Strafverfahren eingestellt. Die anfängliche Hoffnung, die Räume und den Boden mit Entfeuchtungsgeräten trocken zu bekommen, trog. „Wir haben es intensiv und lange versucht“, sagt Michael Haase. Am Ende blieben aber weite Bereiche des mehrschichtigen Unterbaus feucht, so der für Kindergärten zuständige Hauptamtsleiter.
365 Quadratmeter Boden neu
365 Quadratmeter Linoleum, Fliesen, Estrich, Fußbodenheizung und Dämmung mussten raus und das Ganze auf dem Rohbeton wieder neu aufgebaut werden. Die Arbeiten zogen sich den ganzen Sommer hin und waren erst kurz vor der Bundestagswahl am 24. September abgeschlossen. Der Kindergarten wurde nämlich als Wahllokal für die Ferienwohnsiedlung gebraucht.
Die 47 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren werden von den Veränderungen nicht viel sehen. Der Boden glänzt heller, hat aber die gleiche Farbe wie der alte. Die Massivholzmöbel wurden da, wo sie im Wasser standen lediglich aufgearbeitet. Möbel aus Pressspanplatten mussten entsorgt werden. Auch viele Spielsachen sind noch brauchbar. Für die Kinder ist das Wichtigste: Ihre Erzieherinnen, die sie ins „Exil“– in die Kitas Seegaddel, Strandbadstraße und Kippenhausen – begleitet hatten, sind wieder vor Ort. „Für die Kinder war das Ganze nicht so schlimm“, wie Nicole Farkas sagt. „Sie haben den vorübergehenden Umzug in andere Kindergärten eher als ein Abenteuer erleben“, sagt die kommissarische Kindergartenleiterin. Eltern hätten sich teilweise mehr Sorgen gemacht. Jedenfalls freuen sich jetzt alle, dass es in den gewohnten Räumen weiter geht.
Der Aufwand ist enorm
Der Aufwand, das ausgelagerte Inventar wieder an Ort und Stelle zu bringen, zu putzen, aufzubauen und einzuräumen, sei nicht zu unterschätzen, sagt Haase. Neben Mitarbeiter einer Reinigungsfirma sind Bauhofmitarbeiter, Erzieherinnen und am Nachmittag auch Eltern als freiweillige Helfer gut beschäftigt. „Wir hoffen, dass wenn sich am Montag um 7.30 Uhr die Türe öffnet, alles an seinem Platz ist“, sagt Haase und weist auf die Unwägbarkeiten hin, die eine Sanierung und Umzugsaktion mit sich bringe.