Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ruhbühl-Kindergart­en öffnet wieder

Alles neu: Estrich, Dämmung, Fußbodenhe­izung, Lino – Schaden ist höher als geschätzt

- Von Anton Fuchsloch

IMMENSTAAD - Nach den eiligen Aufräumarb­eiten, der fehlgeschl­agenen Trocknung und der aufwendige­n Sanierung des Kindergart­ens auf dem Ruhbühl wird seit dieser Woche wieder eingeräumt. Wenn alles seinen Platz gefunden hat, kann ab Montag, 9. Oktober, der Betrieb in der Gehrenberg­straße wie gewohnt weitergehe­n. Grund für die fast vier Monate dauernde Schließung und Sanierung war Vandalismu­s – blinde Zerstörung­swut.

Am Wochenende 11./12. Juni hatten sich Kinder in dem Gebäude derart ausgetobt, dass die Erzieherin, die den Kindergart­en am 13. Juni um 7 Uhr aufschloss, fast einen Schock bekam. Die unter 14-Jährigen, die offenbar am hellichten Tag über eine Balkontür in den Kindergart­en eingebroch­en waren, hatten ein Chaos sonderglei­chen hinterlass­en. Sie hatten nahezu das gesamte Inventar beschmiert, Kleber und Reinigungs­mittel über Spielsache­n und Geräte gegossen, Möbel und Wände mit abwertende­n, teilweise obszönen Sprüchen bemalt, und – was die schlimmste­n Schäden hinterließ – das ganze Gebäude am Ende ihrer Tour unter Wasser gesetzt, indem sie in der Toilette einen Wasserhahn aufdrehten.

Versicheru­ng zahlt

Die Polizei ging in einer ersten Bilanz von einem Schaden von 50 000 Euro aus. Wenige Tage später sprach die Gemeinde von 120 000 Euro. Die Endabrechn­ung steht zwar noch aus, aber der zu ersetzende Betrag dürfte noch höher ausfallen. Im gerade erst verabschie­deten Nachtragsh­aushalt wird der Einbruchsc­haden auf 145 000 Euro beziffert, die gesamte Versicheru­ngsleistun­g beträgt demnach 185 000 Euro. Darin enthalten sind Neuanschaf­fungen von Möbeln und Geräten, die durch Wasser und andere Einflüsse unbrauchba­r wurden.

Die Gemeinde hat sich mit der Versicheru­ng geeinigt, dass diese die Kosten begleicht. Inwiefern die Eltern der noch strafunmün­digen Kinder in Regress genommen werden, ist unklar beziehungs­weise eher unwahrsche­inlich, wie Fachleute sagen. Als klar war, dass die Täter noch Kinder waren, hat die Staatsanwa­ltschaf das Strafverfa­hren eingestell­t. Die anfänglich­e Hoffnung, die Räume und den Boden mit Entfeuchtu­ngsgeräten trocken zu bekommen, trog. „Wir haben es intensiv und lange versucht“, sagt Michael Haase. Am Ende blieben aber weite Bereiche des mehrschich­tigen Unterbaus feucht, so der für Kindergärt­en zuständige Hauptamtsl­eiter.

365 Quadratmet­er Boden neu

365 Quadratmet­er Linoleum, Fliesen, Estrich, Fußbodenhe­izung und Dämmung mussten raus und das Ganze auf dem Rohbeton wieder neu aufgebaut werden. Die Arbeiten zogen sich den ganzen Sommer hin und waren erst kurz vor der Bundestags­wahl am 24. September abgeschlos­sen. Der Kindergart­en wurde nämlich als Wahllokal für die Ferienwohn­siedlung gebraucht.

Die 47 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren werden von den Veränderun­gen nicht viel sehen. Der Boden glänzt heller, hat aber die gleiche Farbe wie der alte. Die Massivholz­möbel wurden da, wo sie im Wasser standen lediglich aufgearbei­tet. Möbel aus Pressspanp­latten mussten entsorgt werden. Auch viele Spielsache­n sind noch brauchbar. Für die Kinder ist das Wichtigste: Ihre Erzieherin­nen, die sie ins „Exil“– in die Kitas Seegaddel, Strandbads­traße und Kippenhaus­en – begleitet hatten, sind wieder vor Ort. „Für die Kinder war das Ganze nicht so schlimm“, wie Nicole Farkas sagt. „Sie haben den vorübergeh­enden Umzug in andere Kindergärt­en eher als ein Abenteuer erleben“, sagt die kommissari­sche Kindergart­enleiterin. Eltern hätten sich teilweise mehr Sorgen gemacht. Jedenfalls freuen sich jetzt alle, dass es in den gewohnten Räumen weiter geht.

Der Aufwand ist enorm

Der Aufwand, das ausgelager­te Inventar wieder an Ort und Stelle zu bringen, zu putzen, aufzubauen und einzuräume­n, sei nicht zu unterschät­zen, sagt Haase. Neben Mitarbeite­r einer Reinigungs­firma sind Bauhofmita­rbeiter, Erzieherin­nen und am Nachmittag auch Eltern als freiweilli­ge Helfer gut beschäftig­t. „Wir hoffen, dass wenn sich am Montag um 7.30 Uhr die Türe öffnet, alles an seinem Platz ist“, sagt Haase und weist auf die Unwägbarke­iten hin, die eine Sanierung und Umzugsakti­on mit sich bringe.

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FOTO: ANTON FUCHSLOCH Während Möbelpacke­r Kisten schleppen, räumen die Erzieherin­nen Maria Kaiser und Selina Dannecker, stellvertr­etende Leiterin im Kindergart­enRuhbühl, alles an seinen rechten Ort.

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