Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Lebensgefahr“: Anwohner fordern Zone 30
Unmut in Hirschlatt – Stadt sieht keine Möglichkeit für Temporeduzierung
HIRSCHLATT - Entlang der PrälatLutz-Straße in Hirschlatt herrscht Unmut. Der Grund: Anwohner sehen in der engen Straße eine große Gefahr für ihre Kinder. Sie fordern Tempo 30.
Ein Donnerstag, 16.30 Uhr, an der Bushaltestelle in der Prälat-LutzStraße: Im Sekundentakt rauschen die Autos vorbei, viele haben auswärtige Kennzeichen. „Vor allem morgens und im Feierabendverkehr ist es eine absolute Katastrophe“, sagt eine Frau. Sie charakterisiert die schmale Straße, an der es keinen Gehweg gibt, als „lebensgefährlich, gerade für Kinder, die auf den Bus gehen“. Dass hier auch noch Tempo 50 gilt, kann sie nicht verstehen. Schon zweimal, berichten die Anwohner, hätten sie das Thema im Ortschaftsrat Ettenkirch eingebracht – getan habe sich nichts. Anfang Juli formulierte einer der Betroffenen die Sorgen der Hirschlatter auf dem städtischen Beschwerdeportal „Sag’sdoch“in drastischen Worten: „Niemand würde auch nur im geringsten daran denken, seine Kinder alleine nur zum Nachbar laufen zu lassen. Hier muss unbedingt mindestens eine 30er-Zone her und ein Fußweg“. Er macht auch ein Angebot: „Ich würde der Stadt Grundstück von mir schenken, wenn das gemacht werden würde.“
Die Antwort auf „Sag’s-doch“war aus Sicht der Anwohner ziemlich entmutigend. „Aktuelle Geschwindigkeitsmessungen in der Prälat-Lutz-Straße haben keine Auffälligkeiten erkennen lassen. Bei 507 gemessenen Fahrzeugen haben lediglich zwei Fahrzeuge die zulässige Höchstgeschwindigkeit nicht eingehalten“, lässt das Häfler Rathaus wissen. Weil es weder signifikante Geschwindigkeitsverstöße gebe noch die Prälat-Lutz-Straße als Unfallhäufungsstelle bekannt sei, liege kein Grund für eine Geschwindigkeitsreduzierung vor. „Eine 30erZone oder gar ein Fußweg sind aktuell ... nicht realisierbar“, heißt es in dürren Worten. In gewissen Zeitabständen solle die Prälat-Lutz-Straße erneut überprüft und beobachtet werden.
„Muss denn erst etwas passieren?“, fragt ein Mann und betont, dass sich die Hirschlatter Eltern von der Verwaltung nicht ernst genommen fühlen. Jetzt helfen sie sich selbst. Wer vom Reiterhof her in die Prälat-Lutz-Straße fährt, blickt rechts am Zaun auf ein Schild, das „freiwillig Tempo 30“fordert. Das Ergebnis: „Kaum ein Effekt“, berichtet der Initiator.
Mehr Aufmerksamkeit versprechen sich die Anwohner von einer Puppe, die sie auf einen Bobbycar gesetzt und am Straßenrand platziert haben. „Das bringt ein bisschen was, glaube ich“, sagt ein Vater. Zufriedengeben werden sich die Hirschlatter damit nicht – sie kündigen weiteren Protest an.