Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Das Ende des Schaukampf­s

- Von Kara Ballarin

Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. So heißt es im Buch des „Predigers“im Alten Testament. In diesem biblischen Sinne erklärt auch Kanzlerin Angela Merkel, die Pfarrersto­chter, warum die Union sich jetzt und nicht schon vor eineinhalb Jahren auf eine Linie zur Flüchtling­s- und Migrations­politik geeinigt hat.

Guido Wolf und Julia Klöckner werden dabei die Hände in den Taschen zu Fäusten ballen. Ähnliche Vorschläge, wie sie nun von CDU und CSU beschlosse­n wurden, verbreitet­en die beiden damaligen CDU-Spitzenkan­didaten kurz vor den Landtagswa­hlen im März 2016 in Baden-Württember­g und RheinlandP­falz. Der Vorstoß fiel damals durch. Er wurde als Angriff auf Merkel betrachtet und auf deren Bemühungen um eine einheitlic­he EU-Linie zum Umgang mit Geflüchtet­en.

Ein Glück, dass der Schaukampf zwischen CDU und CSU um eine Obergrenze nun beigelegt ist. Sie hat allzu oft den Blick auf das Wesentlich­e versperrt. Was die Bürger umtreibt, ist nicht so sehr die Frage, wie viele Menschen nach Deutschlan­d kommen. Viel wichtiger war im September 2015 und ist bis heute das berechtigt­e Bedürfnis der Menschen nach Struktur und Ordnung. Wer kommt ins Land? Wer hat ein Recht zu bleiben und wer muss wieder gehen? Hat der Staat die Kontrolle? Und natürlich nun, im nächsten Schritt: Wie kann eine Integratio­n der vielen Tausend Menschen gelingen, die zunächst hier bleiben werden? Es ist erfreulich, dass die Union endlich ein gemeinsame­s Konzept hat. Viele dieser drängenden Fragen bleiben aber weiter unbeantwor­tet.

Dass dieses Regelwerk in Gesetze und Verordnung­en gegossen wird, ist gleichwohl unwahrsche­inlich. Schließlic­h haben auf dem Weg zu einer Jamaika-Koalition auch FDP und Grüne ein Wörtchen mitzureden. Dass sich Letztere klar für den Familienna­chzug ausspreche­n und sich bisher geweigert haben, die Maghreb-Staaten als sichere Herkunftsl­änder zu erklären, wird ein Stolperste­in während der Sondierung­en sein.

k.ballarin@schwaebisc­he.de

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