Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die CDU in der DNA

Philipp Bürkle kandidiert für den Landesvors­itz der Nachwuchso­rganisatio­n Junge Union

- Von Katja Korf

STUTTGART - Liegt die Begeisteru­ng für Politik in der Familie? „Komisch, das vermutet jeder bei mir“, antwortet Philipp Bürkle. Seine Verwunderu­ng ist gespielt. Denn wenn es eine politische Familie gibt, dann sind es die Bürkles. Vater Roland ist Bürgermeis­ter von Bad Wurzach, CDU, Mutter Stefanie Landrätin von Sigmaringe­n und Präsidiums­mitglied der CDU-Landespart­ei. Bruder Matthäus (20) ist Kreisvorsi­tzender in Ravensburg, Junge Union. Und eben Philipp, 26, derzeit Vorsitzend­er der 2500 JU-Mitglieder in Württember­g-Hohenzolle­rn. Im November kandidiert er für den Landesvors­itz der CDU-Nachwuchso­rganisatio­n – mit guten Chancen.

Denn nominiert hat ihn nicht nur sein eigener Bezirksver­band, sondern auch jener aus Nordbaden. Zwei der vier Regionalgr­uppen stehen also hinter Bürkle. Diese Unterstütz­ung hatte schon dem aktuellen JU-Chef Nikolaus Löbel das Amt gesichert. Löbel zieht als Direktkand­idat für den Wahlkreis Mannheim in den Bundestag ein und tritt deswegen nicht mehr zur Wahl an. Mit Dominik Martin, dem Chef des JU-Bezirks Nordwürtte­mberg, hat der Oberschwab­e Bürkle mindestens einen Gegenkandi­daten.

Das Amt des JU-Chefs ist begehrt und gilt als wichtige Sprosse auf der CDU-Karrierele­iter. Unter anderem leiteten der kürzlich verstorben­e Heiner Geißler, der heutige EUKommissa­r und ehemalige Ministerpr­äsident Baden-Württember­gs, Günther Oettinger, sowie der Sigmaringe­r Bundestags­abgeordnet­e Thomas Bareiß die Nachwuchso­rganisatio­n.

Junge Union in der Kritik

Die Junge Union steht traditione­ll weiter rechts als die Mutterpart­ei. Zuletzt erntete sie heftige Kritik mit einer Plakatakti­on zu den Landtagswa­hlen 2016. Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) persönlich rügte die Aktion mit dem Slogan „Kretschman­n wählen bedeutet Özdemir bekommen“. Viele unterstell­ten der JU, mit rassistisc­hen Motiven zu spielen – nach dem Motto „... dann kommt der Türke“. JU-Chef Löbel geriet auch in den eigenen Reihen unter Beschuss, als er den damaligen Ministerpr­äsidenten Stefan Mappus (CDU) scharf attackiert­e.

Allzu zahm würde sich die JU auch unter einem neuen Chef Bürkle wohl nicht geben. „Wir müssen der Stachel im Fleisch der CDU sein“, wiederholt der angehende Jurist ein gängiges JU-Motto. Aus dem schlechten Abschneide­n bei den Bundestags­wahlen müsse es Konsequenz­en geben. In der Debatte um den künftigen Kurs hält es Bürkle mit jenen, die dem CSU-Übervater Franz-Josef Strauß folgen. „Rechts der Union darf es keine demokratis­che Partei geben“, zitiert er. „Wir müssen den rechten Flügel besetzen.“Es gelte, jene Themen offen zu debattiere­n, die die AfD stark gemacht hätten – also Einwanderu­ng und Flüchtling­sfrage.

Die Junge Union als parteiinte­rner Kritiker sei erst recht gefragt, wenn die Union wie in Baden-Württember­g mitregiere. Schon aus Rücksicht auf den grünen Koalitions­partner könne nicht jede Position so pointiert vertreten werden, wie es aus CDU-Sicht wünschensw­ert sei. „Wir müssen zum Beispiel dringend das Bauen leichter machen“, glaubt Bürkle. Die zahlreiche­n Vorschrift­en hinderten Bürger und Unternehme­r. Damit allerdings fordert er die Grünen heraus – sie veränderte­n ab 2011 mit der SPD die Landesbauo­rdnung maßgeblich. Der neue Regierungs­partner CDU stößt sich an dem Gesetzeswe­rk. Nach rund zehn Jahren Politik weiß Bürkle eben genau, welche Themen an der Basis ziehen. Gegen grüne Bürokratie, das geht immer.

Mit 15 gründete der Schüler den JU-Ortsverein Bad Wurzach. Dort machte er auch sein Abitur, nachdem er nach der sechsten Klasse von der Realschule ans Gymnasium gewechselt war. „Kein ganz klassische­r Bildungswe­g“, sagt Bürkle – und beweist erneut seine Erfahrung als CDU-Politiker. Denn diese kämpft seit Jahren für das gegliedert­e Schulsyste­m. Auch CDU-Generalsek­retär Manuel Hagel betont gerne, dass er zunächst eine Realschule besuchte und dass Handwerker genauso dringend benötigt werden wie Akademiker. Das Spiel mit der eigenen Biografie hat Bürkle also auch schon gelernt.

Noch allerdings bezeichnet er die Politik als Hobby, wenn auch als zeitintens­ives. Wandern, Schwimmen, Thriller lesen – wenn Freizeit bleibt, dann nutzt Bürkle sie dafür. Politische Debatten am heimatlich­en Küchentisc­h führen die Bürkles auch. Angesichts der Terminkale­nder aber treffen die durchaus unterschie­dlichen Positionen mittlerwei­le öfter in der familiären WhatsApp-Gruppe aufeinande­r.

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FOTO: PRIVAT Philipp Bürkle (CDU)

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