Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Das darf noch schneller werden“

CDU-Bundesvize Thomas Strobl lobt den Kompromiss mit der CSU und macht Druck auf das Bamf

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BERLIN/STUTTGART - Der badenwürtt­embergisch­e Innenminis­ter und stellvertr­etende Vorsitzend­e der Bundes-CDU, Thomas Strobl (Foto: rase), zeigt sich zufrieden mit dem Kompromiss der Union zur Migration. Im Gespräch mit Kara Ballarin fordert er das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e auf, seine Arbeit weiter zu beschleuni­gen.

Warum kommt die Einigung erst jetzt? Warum nicht vor eineinhalb Jahren, als die Spitzenkan­didaten für die Landtagswa­hlen in BadenWürtt­emberg und Rheinland-Pfalz ähnliche Vorschläge gemacht haben?

Der Blick geht nach vorne. Wir haben jetzt Einigkeit in der Union bei dem wichtigen Thema Migration – und das ist für mich das Entscheide­nde. Damit haben wir eine klare Position für die Sondierung­en mit der FDP und den Grünen, die voll in dem Fahrwasser liegt, das wir seit langem befürworte­n und umsetzen: Wir wollen die Zuzugszahl­en dauerhaft und weiter nach unten bringen. Das hatten wir Ende 2015 auf unserem Bundespart­eitag versproche­n, und das haben wir übrigens auch eindeutig eingehalte­n.

Der Familienna­chzug soll für Menschen mit subsidiäre­m Schutz ausgesetzt bleiben. Passt das zu Ihrem christlich­en Familienbi­ld?

Ja, im Sinne des gelernten Theologen und ehemaligen Bundespräs­identen Joachim Gauck sage ich: Unser Herz ist weit, unsere Möglichkei­ten sind freilich begrenzt. Ich habe selbst daran mitgewirkt, den Familienna­chzug auszusetze­n. Es könnte um sehr viele Menschen gehen, die dafür infrage kommen. Deshalb müssen wir das Thema sehr behutsam und mit größter Sorgfalt angehen.

Das Aufnahme- und Verteilzen­trum in Heidelberg gilt als Vorbild für weitere Einrichtun­gen dieser Art. Was könnte im Patrick-HenryVilla­ge noch besser laufen?

Die Verweildau­er ist kürzer geworden, liegt im Moment bei etwa vier bis sechs Wochen, aber das darf noch schneller werden. Wir müssen es schaffen, dass diejenigen, bei denen ein Schutzstat­us zu erwarten ist, schneller eine positive Entscheidu­ng bekommen und dann rasch Integratio­nsmaßnahme­n erhalten. Auf der anderen Seite müssen die, die nicht bleiben können, schneller einen ablehnende­n Bescheid erhalten und direkt von der Einrichtun­g aus rückgeführ­t werden in ihre Herkunftsl­änder. Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e muss seine Arbeit noch weiter beschleuni­gen.

Wie wird denn die Zahl von 200 000 Geflüchtet­en berechnet, wenn nicht mal klar ist, wie viele Menschen tatsächlic­h freiwillig ausreisen?

Wir haben nur bei denen, die dafür staatliche Beratung oder Hilfe in Anspruch nehmen, eine genaue Übersicht, wie viele Menschen freiwillig ausreisen. Am besten ist aber sowieso, wenn wir bei den reinen Zuzugszahl­en unter 200 000 bleiben. Das ist realistisc­h: Im laufenden Jahr wird es nach aller Wahrschein­lichkeit unter der Zahl bleiben. Es kann aber auch eine weltpoliti­sche Lage eintreten, etwa durch einen Krieg, durch die die Zahlen wieder steigen. Im Sinne der Genfer Flüchtling­skonventio­n und des individuel­len Rechts auf Asyl, das im Artikel 16a im Grundgeset­z verankert ist, haben wir deshalb einen atmenden Deckel definiert. Generell gilt für mich: Zuzug begrenzen und steuern - und am besten weit weniger als 200 000. So wie wir es dieses Jahr übrigens erreichen werden.

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