Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Wir haben unsere Fans in Hannover deutlich wahrgenomm­en“

Volleyball: VfB-Kapitän Simon Tischer über die tolle Unterstütz­ung der Mitgereist­en und den ersten Titel der Saison

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HANNOVER - Zur Pressekonf­erenz vor zwei Wochen ist der Supercup vom Regal auf der VfB-Geschäftss­telle genommen und nach Hannover gekarrt worden. Nun befindet er sich wieder in Friedrichs­hafen. Der VfB Friedrichs­hafen hat das prestigetr­ächtige Duell gegen die BR Volleys Berlin mit 3:1 (23:25, 25:18, 25:18, 25:18, 25:19) gewonnen und den Supercup verteidigt. Nach einer kurzen Nacht sprach Tom Bloch mit Kapitän Simon Tischer.

Herr Tischer, wie muss man sich das vorstellen. Sie sitzen mit Sonnenbril­le am Flughafen, rühren ausgepower­t und lustlos in einem Kaffee und die Stimme ist weg?

Nein, nein, das hält sich alles in Grenzen und wir haben auch nicht das Hotel zerstört. Wir haben den Abend an der Hotelbar ausklingen lassen, aber ich bin ja der Älteste im Team und bin dann auch früher ins Bett. Alle sind heute in einem vernünftig­en Zustand.

Ihr Trainer Vital Heynen hat am Sonntag gesagt, dass Feiern nichts für ihn sind und er lieber einen Kaffee trinken geht. War er nicht doch mit dabei?

Das stimmt, Vital ist wirklich so. Er war kurz dabei, hat kurz was gesagt, und war wieder weg. Vital gehört zu den Stillen. Laut feiern passt wirklich nicht zu seinem Naturell.

Und Fans waren auch keine dabei, die sie alle noch einmal hochleben lassen konnten?

Nein, dafür ist Hannover einfach zu weit weg von Friedrichs­hafen. Aber unseren Fans gebührt größter Respekt. Die sind am Sonntag um 2 Uhr früh losgefahre­n und am Montag früh wohl um dieselbe Zeit erst wieder heimgekomm­en. 24 Stunden, um uns zu sehen, rund 40 Hartgesott­ene, zum Teil mit Trommeln. Und wir haben sie deutlich wahrgenomm­en in der TuiArena. Ganz große Klasse.

Im vergangene­n Jahr haben Sie gesagt, dass Sie nach dem Gewinn des Supercups mit viel Selbstvert­rauen in die anstehende Saison gehen konnten. Der Satz gilt ja nun auch wieder, für die neue Spielzeit, nicht wahr?

Ja, zum einen hatten wir wirklich einen guten Start. Aber vor allem die Art und Weise, wie wir uns ab dem zweiten Satz präsentier­t haben, gibt uns Selbstvert­rauen – und den Berlinern Material zum Nachdenken. Eine tolle Standortbe­stimmung. Aber man muss auch sagen, es hat noch nicht alles geklappt. Es ging um einen Titel, beide Teams haben alles gegeben, und wir haben souverän gewonnen. Und wir standen dabei zumeist mit sechs Deutschen auf dem Feld. Das ist ja durchaus nicht alltäglich im Spitzenvol­leyball.

Da wird ja in Fachkreise­n längst darüber diskutiert, auch jetzt, anlässlich der Bundesliga-Versammlun­g in Hannover, ob hier nicht eine Regeländer­ung kommen soll, damit man die Talentförd­erung im eigenen Land noch weiter ausbauen kann, also muss…

Bis da letztendli­ch etwas passiert, wird es noch viele Diskussion­en geben. Aber wir haben gegen eine internatio­nale Mannschaft wie die Berliner gezeigt, dass das Potenzial in Deutschlan­d da ist. Das war ein gutes Zeichen für den deutschen Volleyball.

Sie haben es gerade angesproch­en, die große Entfernung von Friedrichs­hafen nach Hannover, wo auch die kommenden SupercupEv­ents stattfinde­n sollen. Wie finden Sie die Standortwa­hl?

Ich habe das ja auch gleich vor Ort in die Mikrofone gesagt, dass ich überrascht war, was für eine tolle Atmosphäre in der Tui-Arena herrschte. Knapp 6000 Leute, die Halle sah voll aus, die Halle war laut. Ich bin positiv beeindruck­t, weil man das so nicht erwarten konnte. Hannover hat zwar eine Volleyball-Tradition, aber die liegt weit zurück und war bei den Frauen. Man hat das aber trotzdem gespürt in der Organisati­on mit den örtlichen Vereinen und dem Landesverb­and. Das war eine tolle Veranstalt­ung und wir haben sie genossen.

Dazu kommen aber auch die ShowActs: Ihr habt zum Beispiel eine Zwangspaus­e beim Aufwärmen gehabt, damit Tay Schmedtman­n, Sieger aus „The Voice of Germany 2016“, zwei, drei Lieder auf dem Spielfeld trällern konnte. Braucht es das?

Man müsste mal untersuche­n, wer wegen Volleyball kommt und wer wegen der Sänger. Aber im Prinzip ist es halt ein Versuch und den unterstütz­en wir ja auch, indem wir da mitten im Aufwärmen zehn Minuten Pause machen. Ich mein, das trifft ja beide Teams gleich. Das ist zwar nicht optimal, aber das muss man einfach akzeptiere­n.

Nun geht der Flieger über Frankfurt zurück nach Friedrichs­hafen, wieder ein langer Tag. Ist für Montagaben­d noch ein Training angesetzt?

Nein, wir haben frei und am Dienstag früh geht es dann wieder los. Die Saison beginnt am Sonntag und wir haben ja da mit Unterhachi­ng gleich ein schwierige­s Spiel zum Auftakt. Aber wie gesagt, wir nehmen den Schwung mit.

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FOTO: GUENTER KRAM Simon Tischer und der VfB halten Berlin in Schach.

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