Mehr als nur Chanson

Carrousel überzeugen mit klugen Texten

RAVENSBURG - Musik aus Frankreich besteht aus weit mehr als nur Chansons, auch wenn es die Franzosen in keinem anderen Musikstil zu einer ähnlichen Meisterschaft gebracht haben. So erstaunt es nur wenig, dass das französisch-schweizerische Duo von Carrousel sich ebenfalls dem – modernen – Chanson verschrieben hat.

Allerdings gelingt es Sophie Burande und Léonard Gogniat auf ihrem vierten Longplayer „Filigrane“, ihre Lieder so geschickt mit Pop, Folk und Weltmusik zu verweben, dass nur wenige Elemente tatsächlich auf den so bekannten französischen Songtypus hindeuten. Beispielsweise die Spielzeit von meist drei Minuten pro Lied, womit man schon bei einem der wenigen Negativpunkte des Albums wäre: 37 Minuten Laufzeit für einen Longplayer ist einfach enttäuschend.

Zumal die zwölf Tracks mit klugen und zugleich poetischen Texten überzeugen, die beweisen, wie aufmerksam das Duo die Welt um sich herum beobachtet. Tatsächlich haben Carrousel zahlreiche Eindrücke, Erinnerungen und Emotionen der vergangenen drei Jahren nach Erscheinen ihres dritten Albums „L'Euphorine“und über 200 Konzerten sammeln und diese auf „Filigrane“verarbeiten können. Das klingt dann mal glücklich („C’est La Vie“), mal nachdenklich („Papier Buvard“), dann wieder hoffnungsvoll („Fin Juillet, début Août“) oder sentimental („Dans Ta Foulée“), aber auch verführerisch („Itinérant“). Doch vor allem ist ihnen allen diese typisch französische Laisser-faire-Lässigkeit zu eigen, die den Tracks und dem Album eine wundervolle Leichtigkeit verleihen.

Dass die Songs trotz eines meist ähnlichen Aufbaus dennoch immer wieder anders klingen, liegt vor allem an den Stimmen von Burande und Gogniat, die sich nicht nur ergänzen, sondern auch miteinander ringen, sich dann wieder umschmeicheln und schließlich vereinen – ohne dabei je ihre Individualität zu verlieren. Deutlich spürt man, dass die beiden nicht nur musikalisch ein Paar sind, was ihren Sound umso authentischer wirken lässt.

FOTO: LEA MEIENBERG Beobachtungen der Welt in Musikform: Sophie Burande und Léonard Gogniat mit ihrem neuen Album „Filigrane“.