Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Elmar Kuhn: „Ihre Pfarrei hat eine lange Geschichte“
Ausstellung zum 500-jährigen Bestehen der Martinuskirche in Oberteuringen
OBERTEURINGEN (hab) - Mit einem Vortrag im Sankt-Martinus-Haus ist die Ausstellung über die St. Martinuskirche offiziell eröffnet worden. Viele Oberteuringer, darunter auch Bürgermeister Karl-Heinz Beck, fanden sich ein, um dem Vortrag von Elmar Kuhn zu lauschen und mehr über die Geschichte der St. Martinuskirche zu ihrem 500. Bestehen zu erfahren.
„Ihre Pfarrei hat eine lange Geschichte“, startete Kuhn seinen Vortrag und erinnerte daran, dass der Bau zwar 500 Jahre alt sei, die Pfarrei jedoch dreimal so alt. Im Verlauf der Geschichte habe die Kirchengemeinde Beständigkeit gezeigt, besonders in den Zeiten der Reformation und Kirchenspaltung. Gespickt mit kleinen Anekdoten aus den Pfarrbucheinträgen ehemaliger Oberteuringer Pfarrer, führte Kuhn die Zuhörer von Epoche zu Epoche durch die Geschichte des Ortes und der Kirchengemeinde. Dabei kam heraus, dass mancher Pfarrer die Oberteuringer in seinen Notizen als „wunderlich und unverbesserlich“bezeichnete, ein anderer nannte sie „hochmütig“ und „der Genusssucht hingegeben“und nach dem Krieg bescheinigte ein Pfarrer: „Oberteuringen hat eine ordentliche Bevölkerung.“
Es gab auch Zeiten, in denen die Pfarrstelle in Oberteuringen so attraktiv war, dass sich 21 Geistliche um die Stelle beworben hatten, so Elmar Kuhn. Für Bürgermeister Beck stach ein Gedanke heraus: „Es ist bemerkenswert, dass die Konfessionen in Oberteuringen nach der Reformation friedlich nebeneinander gelebt haben“, meinte er am Ende des Vortrags, als viele Zuhörer aufbrachen, um die Ausstellung im benachbarten Pfarrhaus zu besuchen.
Beim Gang durch die Ausstellung blieb Pfarrer Robert Müller, der seit 2008 im Ort tätig ist, vor der Tafel stehen, auf der alle seine Vorgänger aufgelistet waren. Bei der Frage, was er denn in seinem Pfarrbüchlein über die jetzige Gemeinde schreiben würde, wollte er sich nicht genau festlegen, aber er sagte: „Ich verstehe uns als pilgerndes Volk Gottes und wir bleiben nicht stehen.“Auf der Tafel der Ausstellung zeigte er auf einen Eintrag, der farbig herausstach: Pfarrer Johann Egen war im 16. Jahrhundert über 40 Jahre lang Pfarrer in Oberteuringen.
Viele Bilder der Ausstellung zeigen die Kirche im Wandel, viele Renovierungen, die im Laufe der Jahre das Gebäude innen wie außen verändert haben. „Auf der einen Seite muss es vorwärts gehen, auf der anderen Seite ist auch Wehmut darüber, was man alles schon entsorgt hat“, aber das sei der Wandel der Zeit, sagte eine Besucherin. „Ich schaue mir die Bilder und die Jahreszahlen an“, meinte ein weiterer Besucher, und fand es spannend zu sehen, wie die Bevölkerung zu früheren Zeiten gelebt hat. Und auch die Odyssee des Martinusbildes ist in der Ausstellung zu finden. Es wurde im Zuge der Gothisierung zunächst aus der Kirche entfernt, dann zufällig in der Dachkammer des Pfarrers gefunden und wieder aufgehängt.