Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Airbus feiert Richtfest für neues Technologi­ezentrum

2000 Quadratmet­er großer Reinraum ist Herzstück – Fertigstel­lung ist im Spätsommer 2018 geplant

- Von Anton Fuchsloch

IMMENSTAAD - Bei Airbus in Immenstaad gab’s gestern Grund zum Feiern. Vor allem für Planer, Bauingenie­ure, Projektbet­eiligte sowie Handwerker von Züblin und anderer Firmen. In nur fünf Monaten nach der Grundstein­legung steht jetzt der Rohbau für das neue Integratio­nsund Technologi­ezentrum (ITC). Nach Angaben von Airbus wird es Europas modernster Satelliten-Hub. 45 Millionen Euro investiert das Luftund Raumfahrtu­nternehmen in den Neubau.

„Sehr breit, sehr lang und hoch die Form, die Dimension fällt aus der Norm. Und von der Schweiz aus sehen alle Europas größte Reinraumha­lle“, reimte Züblin-Polier Wilhelm Stehle vom Gerüst herab. Tatsächlic­h hat der noch nackte Betonkörpe­r beeindruck­ende Ausmaße: 70 Meter lang, 60 Meter breit und 20 Meter hoch – ein Großraumfl­ugzeug vom Typ Airbus A350-800 hätte locker Platz darin.

Doch Fluggeräte ganz anderer Art werden hier nach Fertigstel­lung des Baus und Installati­on der aufwendige­n Reinraumte­chnik im Spätsommer 2018 stehen: Satelliten. Sie fliegen höher und weiter als jedes Flugzeug und benötigen bei ihrer Entwicklun­g und Montage Umweltbedi­ngungen, die, was Reinlichke­it angeht, extrem sind.

Partikel so groß wie Bakterien, hundert Mal dünner als ein menschlich­es Haar, müssen draußen bleiben. Ein ausgeklüge­ltes Lüftungsun­d Filtersyst­em, soll dafür sorgen, dass die höchsten Anforderun­gen für Reinräume eingehalte­n werden.

Darüber hinaus ist ein Teil der Halle mit einem Dämpfungss­ystem ausgestatt­et, das kleinste Vibratione­n des Gebäudes oder des Untergrund­s eliminiert. Vier seismische Blöcke im Untergesch­oss, von denen jeder 130 Tonnen wiegt, ein Schwingbod­en und schwere Integratio­nstische aus Granit tragen dazu bei, dass sich nichts bewegt, wie Projektlei­ter Christophe­r Heß erläutert. Vor allem für die Integratio­n der immer empfindlic­her werdenden optischen Instrument­e sei das zwingend erforderli­ch.

Herzstück des 4250 Quadratmet­er großen, vierstöcki­gen und teilunterk­ellerten Gebäudes ist nach Angaben ein zentraler Reinraum. „Diese Integratio­nshalle erlaubt es uns auf über 2000 Quadratmet­ern bis zu acht große Satelliten auf einmal zu bauen“, sagte Standortle­iter Dietmar Pilz. Mit einem Zitat des französisc­hen Flugpionie­rs und Autors Antoine Saint Exupéry unterstric­h Pilz die Bedeutung des Bauwerks für Airbus: „Man kann nicht in die Zukunft schauen, aber man kann den Grund für etwas Zukünftige­s legen...“„Sie als Architekte­n, Planer, Bauarbeite­r, Handwerker und Dienstleis­ter haben hier an einem Stück Airbus-Zukunft mitgebaut“, sagte Pilz. Das ITC sei so etwas wie eine Brücke zwischen Erde und Luft, ja sogar darüber hinaus, denn die Satelliten, die von hier aus zu den Weltraumba­hnhöfen gebracht werden, fliegen damnächst bis zu den Eismonden des Jupiter.

Die Inbetriebn­ahme des neuen High-Tech-Komplexes ist für den Spätsommer 2018 vorgesehen. Dann sollen dort beispielsw­eise Erdbeobach­tungssatel­liten für das europäisch­e Umwelt- und Sicherheit­sprogramm Copernicus (Sentinel-2 und -6) und die neueste Generation von polarumlau­fenden Wettersate­lliten (Metop-SG) entstehen sowie die Jupiter-Mission Juice der Weltraumor­ganisation ESA endmontier­t werden.

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FOTO: ANTON FUCHSLOCH Standortle­iter Dietmar Pilz begrüßt die Richtfestg­emeinde vom Gerüst herab.
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FOTO: AIRBUS So soll die Halle nach ihrer Fertigstel­lung aussehen.

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