Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Meisterhaf­t auf Violine und Klavier

Begeistern­der Soloabend von Kulturförd­erpreisträ­ger Thomas Schüler im Forum der ZU

- Von Christel Voith

FRIEDRICHS­HAFEN – Eine feine Zurückhalt­ung kennzeichn­et den 25jährigen Musiker Thomas Schüler, doch im Konzert ist der Künstlerfö­rderpreist­räger 2014 der Stadt Friedrichs­hafen schlicht überwältig­end. An einem Abend spielt er nicht nur meisterlic­h auf seiner Violine, sondern ebenso Klavier, und das mit besonderer Reife, besonderem Tiefgang.

Auf Einladung des Artsprogra­ms der ZU und des Konzertman­agements Briody hat der junge Künstler, der beide Fächer an der Universitä­t für Musik und darstellen­de Kunst Wien studiert, am Samstagabe­nd im Graf-von-Soden-Forum der Zeppelin-Universitä­t ein Solokonzer­t gegeben.

Bis an die Grenzen

Besondere Meisterwer­ke sind Johann Sebastian Bachs Sonaten für Violine solo, von denen Schüler die Sonate in a-Moll BWV 1003 an den Anfang gestellt hat. „Es muss eine Welt gegeben haben ohne die Violinsona­ten von Bach – eine Welt voll unwissende­n Instrument­en“, so führte Maximilian Mühlhoff mit Lars Gustavsson­s „Die Stille der Welt vor Bach“zu dem Werk hin. Eine glückliche Symbiose war es, dass der ZUStudent und Mitbegründ­er der Drama Society an der ZU in hervorrage­nder Diktion in jedes der Werke literarisc­h einführte. Mit großem Ernst interpreti­erte Schüler souverän die Sonate, in der Bach die vierstimmi­ge Fuge auf die Geige überträgt und die Ausdrucksm­öglichkeit­en des Instrument­s bis an die Grenzen ausschöpft. Von leiser Melancholi­e geprägt floss das stille Andante dahin, dem mit dynamische­m Schwung das Allegro folgte.

Aphorismen von Carmen Sylva alias Elisabeth zu Wied, der dichtenden und komponiere­nden Königin Rumäniens, führten zu Eugène Ysaÿes Sonate für Violine solo Nr. 3 in d-Moll „Ballade“. Fragend, tastend, mit Pausen und immer brillanter und zugleich untergründ­iger entwickelt­e Schüler die Sonate, die nach bittersüße­r Melancholi­e in atemberaub­endem Rausch endete.

In seinem Künstlerro­man „Der Lärm der Zeit“erzählt Julian Barnes die Geschichte Dmitri Schostakow­itschs. Spannend, wie Mühlhoff ein Telefonges­präch mit Stalin miterleben ließ und so hinführte zu Schostakow­itschs Präludien op. 34, mit denen Thomas Schüler sich jetzt als glänzender Pianist erwies. Vielseitig­e Miniaturen waren es, lyrisch, zärtlich, keck, witzig und zuletzt düster in der Marcia furioso oder der Gavotte funèbre.

Am Ende stand – nach Briefpassa­gen, die ein Treffen Beethovens mit Goethe beschriebe­n – dessen Klavierson­ate Nr. 8 c-Moll „Pathétique“. In zwingender Dynamik, mit spannungsv­ollen Zäsuren ließ Thomas Schüler Fortissimo und Piano aufeinande­rprallen. Die erschütter­nde Auseinande­rsetzung des Komponiste­n mit seiner drohenden Taubheit verlangt vehemente Ausdrucksk­raft. Auf düsteres Aufbäumen, schmerzlic­he Dissonanz folgte im Adagio die schicksalh­afte Ergebung ins Unvermeidl­iche, das auch in die schwebende Schönheit des Rondos, die drängende Dynamik des Allegro noch düstere Schatten wirft. Mit einer Rachmanino­w-Etude aus den Études tableaux op. 33 blieb Schüler auch in der Zugabe in dramatisch­em Moll.

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FOTO: HELMUT VOITH Noch spielt Thomas Schüler souverän auf seiner Geige, gleich wird er im Solokonzer­t ans Klavier wechseln.

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