Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Evangelische Kindergärten werden rezertifiziert
Pfarrer Hannes Bauer ist überzeugt vom Qualitätsmanagement: „Im Endeffekt profitieren alle Beteiligten“
FRIEDRICHSHAFEN - Der Kindergartenrat der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Friedrichshafen hat die Inhalte des Qualitätsmanagements ihrer Kinderbetreuungseinrichtungen vorgestellt. Vor fünf Jahren wurden die sieben Einrichtungen, bestehend aus den Kindergärten Zwergenhaus, Windhag, Bonhoeffer, Johannes Brenz, Kinderhaus Habakuk, Kita am Klinikum und dem Familienzentrum Noadja mit dem Beta-Qualtitätssiegel zertifiziert. Jetzt steht eine Rezertifizierung an, die von unabhängigen Gutachtern erstellt wird.
„In Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Institut für Qualitätsentwicklung in der Diakonie Deutschland wurde 2009 ein Leitfaden für den Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems in Tageseinrichtungen für Kinder erstellt. Um eine möglichst hohe Qualität der religionsund sozialpädagogischen Arbeit in den Tageseinrichtungen für Kinder und für die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit den Eltern zu gewährleisten, stehen Träger in der Verantwortung, systematische Qualitätsentwicklung und -sicherung zu betreiben und ein Qualitätsmanagementsystem einzuführen“, sagt die Bundesvereinigung evangelischer Tageseinrichtungen (Beta) für Kinder. Vergeben wird das Gütesiegel an Einrichtungen, die erfolgreich ein Qualitätsmanagementsystem (QM) eingeführt haben. Dazu zählen auch die Häfler evangelischen Kindertagesstätten.
Positive Bilanz
Das QM-Handbuch ist ein dicker Wälzer, in denen die Einrichtungen Qualitätsstandards festschreiben und sie in der Praxis mit Leben füllen. Dabei werden sowohl die Belange der Kinder, als auch der Eltern und auch der Erzieherinnen berücksichtigt. „Erst habe ich gedacht, das ist eine Menge Arbeit, die auf uns zukommt, aber im Endeffekt profitieren alle Beteiligten“, sagt Pfarrer Hannes Bauer von der BonhoefferKirchengemeinde im Rückblick auf die vergangenen fünf Jahre. Als Träger bekäme man einen intensiven Einblick in die Arbeit der Einrichtungen und auch die Leiterinnen in den Häfler Kindergärten ziehen ausschließlich positive Bilanz. „Das Bewusstsein für unsere Arbeit wird gestärkt und man setzt sich genauer und intensiver mit seiner Arbeit auseinander“, nannte Karin MerkGuggemos, Leiterin des BonhoefferKindergartens, als Beispiele. Um diese Qualtitätsstandards zu gewährleisten und auch zu verbessern, unterstützen sich die Einrichtungen mit sogenannten Audits gegenseitig. Bei diesen Audits besuchen einige Erzieherinnen eine Einrichtung, in der sie nicht selber tätig sind, beobachten Abbläufe in dieser Einrichtung und geben in Gesprächen Rückmeldung an die Kolleginnen. Dabei gehen sie thematisch vor, wie beispielsweise ein Kindergarten mit Beschwerdemanagement umgeht oder aber wie die Kinder an täglichen Abläufen teilhaben können. „Das drückt sich manchmal in ganz einfachen Dingen aus, wie beim Mittagessen. Früher haben wir die fertig angerichteten Teller herausgegeben, heute stehen Schüssel in der Mitte und die Kinder dürfen ihrem Appetit entsprechend ihre Teller beladen“, sagen die Erzieherinnen oder man entscheide gemeinsam, welches Ausflugsziel gewählt werden soll. Bei letztgenanntem werden Fotos der Wunschziele aufgehängt und die Kinder erhalten Murmeln, die sie in einem Behälter vor dem jeweiligen Bild ablegen. Dann werde gemeinsam ausgezählt und das Ausflugsziel mit den meisten Murmeln habe gewonnen. Mit solchen Prozessen stärke man das Demokratieverständnis.
Das sind nur einige Beispiele aus dem Alltag. Weitere Vorteile seien, dass es für neue Mitarbeiter einfacher sei, sich einzuarbeiten. „Man braucht nur das Handbuch zu lesen, um zu wissen, wie in den Einrichtungen gearbeitet wird“, sagt Jana Fehrenbach, Leiterin des Zwergenhauses. Und auch die Rückmeldungen der Eltern seien durchweg positiv. Jetzt gilt es, die Standards weiterzuentwickeln und sich das Gütesiegel für weitere fünf Jahre zu sichern.