Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Ich erhoffe mir ein starkes Signal der Einigkeit“
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks setzt auf gegenseitiges Vertrauen bei der anstehenden Klimakonferenz
BERLIN - Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD, Foto: dpa) wünscht sich in Bonn erfolgreiche Klimaverhandlungen, wie es sie auch in Paris gegeben hat. Tobias Schmidt hat mit ihr gesprochen.
Frau Hendricks, wird es in Bonn gelingen, ein Regelwerk zur Überprüfung von Klimaschutzzielen auf den Weg zu bringen?
Barbara Hendricks: Wenn wir es schaffen, den Gemeinschaftsgeist von Paris auch nach Bonn zu tragen, können wir einen großen Schritt nach vorne machen. In Bonn geht es jetzt vor allem ums Kleingedruckte, aber das ist bekanntlich wichtig und mindestens genauso schwierig. Denn der weltweite Klimaschutz beruht vor allem auf dem gegenseitigen Vertrauen darauf, dass jeder seinen Beitrag leistet. Also brauchen wir gute Regeln, damit keiner schummeln kann.
Welches Signal erhoffen Sie sich von dem Gipfel?
Ich erhoffe mir ein starkes Signal der Einigkeit. Nach dem angekündigten Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ist es wichtig, dass der Rest der Welt zusammensteht. Noch vor ein paar Monaten musste man befürchten, dass die USA einen Dominoeffekt auslösen. Wir haben alles daran gesetzt, das zu verhindern. Das ist bis jetzt gut gelungen.
Muss Deutschland aus der Kohle und dem Verbrennungsmotor aussteigen, um seine eigenen Ziele zu erreichen?
Kohleverstromung und fossile Kraftstoffe passen auf Dauer nicht zum Pariser Klimaschutzabkommen. Das ist also im Grunde nur eine Frage der Zeit. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man auch über solche Fragen erbittert streiten kann. Aber ich kann der neuen Regierung nur raten, schnell mit dem Umstieg zu beginnen. Denn nur wer rechtzeitig anfängt, kann Übergänge behutsam und ohne Strukturbrüche gestalten.
Die UN warnt, dass sich die Erde trotz bisheriger Ziele erwärmen werde. Wie ist eine Katastrophe noch abzuwenden?
Dass die bisherigen Klimaschutzbeiträge nicht ausreichen, um die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, war uns schon in Paris klar. Darum haben wir einen Ambitionsmechanismus in das Abkommen eingebaut. Der sieht vor, dass wir alle gemeinsam mit der Zeit immer besser werden müssen um so das große Ziel zu erreichen. Schließlich werden die Klimaschutztechnologien auch immer besser und wir lernen alle dazu. In Deutschland haben wir diesen Weg mit dem Klimaschutzplan ja schon vorgezeichnet. Im Jahr 2050 wollen wir weitgehend klimaneutral sein.
Was erwarten Sie von Kanzlerin Angela Merkel in Bonn?
In der internationalen Klimapolitik war die Kanzlerin immer eine große Hilfe für unsere Anliegen. Das wird in Bonn nicht anders sein als früher. Ich hätte mir nur manchmal gewünscht, dass sie sich auch bei der nationalen Klimapolitik stärker einbringt und nicht nur von der Seitenlinie aus zusieht.