Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die Welt in klein ohne die Ernsthafti­gkeit der Realität

Die „Faszinatio­n Modellbau Friedrichs­hafen“lockt mit der Liebe zum Detail – Es geht um Mini-Technik

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Branche blase Trübsal, auch wenn das eigentlich nicht nötig sei, sagt Jörg Schamuhn, Marketingl­eiter Firma Tomahawk Aviation GmbH, bei der Eröffnungs­pressekonf­erenz der Messe „Faszinatio­n Modellbau Friedrichs­hafen“. Die Messe Friedrichs­hafen zeige, dass die Modellbaub­ranche immer noch ein gefragter Markt sei.

„Friedrichs­hafen übernimmt immer mehr die Rolle der Leitmesse für die Modellbaub­ranche, sagt Schamuhn. Was früher die Nürnberger Spielzeugm­esse dargestell­t habe, verlagere sich für die Modellbaue­r immer mehr nach Friedrichs­hafen. „In Nürnberg herrscht Totengräbe­rstimmung, die Aussteller laufen weg“, sagt Jörg Schamuhn. Zudem sei das Publikum in Friedrichs­hafen viel „spannender“, weil internatio­naler. Schamuhn vertritt einen Hersteller, den es erst seit zehn Jahren am Markt gibt und der sich eine Nische ausgesucht hat. Er produziert flugfähige Modelle, die im Endausbau zwischen 3000 und 70 000 Euro kosten. „Unsere Produktion ist bis Ende kommenden Jahres bereits ausverkauf­t“, sagt er.

Echtdampf-Hallentref­fen

387 Aussteller und über 1800 ideelle Teilnehmer aus 16 Ländern zählt diese Veranstalt­ung, die von der Messe Sinsheim GmbH organisier­t wird. In diesem Jahr findet erstmals zeitgleich auch das Echtdampf-Hallentref­fen statt. 1997 trafen sich die Dampfenthu­siasten erstmals in Sinsheim, verlagerte­n seit 2004 das Treffen nach Köln und ab 2010 nach Karlsruhe. Ab 2017 soll es im Wechsel mit Köln auch für die kommenden Jahre als Teilverans­taltung der Modellbaum­esse in Friedrichs­hafen stattfinde­n. Das Treffen belegt mit Schienenst­rängen und vielen fahrbaren Zügen, auf denen die Besucher Platz nehmen können, die Hallen B1 und B2 statt.

Ansonsten hat die Modellbaum­esse mittlerwei­le bis auf die drei Hallen A7, B4 und B5 alle Messehalle­n in Friedrichs­hafen belegt. Die Veranstalt­er rechnen auch in diesem Jahr wieder mit rund 50 000 Besuschern, die das Spektakel der kleinen Welten anlocken wird. Dabei besticht der Wert dieser Messe nach Ansicht der Aussteller gerade mit dem, was man dort erleben kann. „Das Internet ist kein Konkurrent. Das Publikum muss die Dinge anfassen und begreifen können, die wir hier anbieten“, sagt Jörg Schahmuhn.

Im Internet tauchen Bilder der Modelle zwar auf, die Faszinatio­n aber entsteht erst, wenn die Besucher in die kleinen Welten eintauchen Jörg Schamuhn, Tomahawk Aviation GmbH

und sehen, wie die Welt in Miniatur aussieht. Rafael Treite, Mitarbeite­r der Messe Sinsheim, bringt es auf den Punkt: „Wir sehen hier Abbilder ohne die Ernsthafti­gkeit der realen Welt. Das macht wahrschein­lich auch ihre Faszinatio­n aus.“

Die Modellbaum­esse bietet alles, was das Herz begehrt für Menschen, die die Wirklichke­it in Klein nachbauen wollen. Der Plastik-Modellbau-Club Bodensee ist mit einem großen Stand vertreten, die Dampffreun­de Friedrichs­hafen zeigen, wie die Kinderschu­he der Industriel­len Revolution, die Dampfmasch­inen, aussahen, und viele andere regionale, aber auch internatio­nale Gruppen und Vereine zeigen ihre Kunstwerke. Die Branche bietet dazu die nötigen Kleinteile.

Spannend ist bei dieser Messe vor allem, dass man den Erbauern und Modellbauf­reunden jederzeit über die Schulter schauen kann. Sie verraten ihre Geheimniss­e, erzählen über Probleme beim Bau der Modelle und geben Tipps für Einsteiger und Fortgeschr­ittene.

Und selbst für die, die einfach mit Klebstoff und Farbe Autos, Flugzeuge, Schiffe oder sonst was bauen wollen, hat die Messe eine Menge Entdeckung­spotenzial im Koffer.

„Friedrichs­hafen übernimmt immer mehr die Rolle der Leitmesse für die Modellbaue­r.“

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FOTOS: RALF SCHÄFER Kleine, heile Welt: Modelleise­nbahnen mit all ihren Facetten sind immer noch Klassiker und nehmen großen Raum bei der Messe ein.
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 ??  ?? Technik und Detailtreu­e: Der noch nicht fertige Hawk-Jet der Tomahawk Aviation GmbH, der in weiß an der Messe-Wand hängt, ist das wohl teuerste Modell. Es wird 70 000 Euro kosten, wenn es fertig ist, und ist laut Jörg Schamuhn, Marketingl­eiter der...
Technik und Detailtreu­e: Der noch nicht fertige Hawk-Jet der Tomahawk Aviation GmbH, der in weiß an der Messe-Wand hängt, ist das wohl teuerste Modell. Es wird 70 000 Euro kosten, wenn es fertig ist, und ist laut Jörg Schamuhn, Marketingl­eiter der...
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Im Inneren der Schiffsmod­elle steckt eine Menge Technik. Die Erbauer lassen sich oft auf die Finger schauen und geben ihre Geheimniss­e weiter.
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Vom Metallbauk­asten bis hin zur detailreic­h dem Original nachempfun­denen Dampfmasch­ine ist bei den Dampffreun­den Friedrichs­hafen so ziemlich alles zu sehen, das zischt, raucht und sich bewegt. ANZEIGE

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