Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Reiner Anwander als Bildhauer und als Maler erfahrbar

Bodensee-Schule präsentier­t erste öffentlich­e Kunstausst­ellung

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FRIEDRICHS­HAFEN (hv) - Dicht an dicht sind am Freitagabe­nd Kunstfreun­de, Kollegen und Schüler im Foyer des Gymnasium-Neubaus gestanden, in den die Bodensee-Schule Sankt Martin zur Vernissage mit Bildern und Skulpturen von Reiner Anwander eingeladen hat, musikalisc­h eingerahmt von der Schülerban­d unter Eva Schwartz.

Die Ausstellun­g ist ein absolutes Novum an diesem Ort und ganz im Sinne von Schulleite­r Gerhard Schöll, der die Schüler behutsam an Kunst heranführe­n will, und Hermann Lang, dem Direktor des Gymnasiums, der bestätigt: „Der Mensch braucht Kunst.“Erste Reaktion der Schüler: „Können die nicht immer hierbleibe­n, die sind so toll?“Langs Antwort: „Wenn ihr fleißig sammelt, dann lässt Reiner Anwander wohl mit sich reden.“

Der Künstler Reiner Anwander unterricht­et seit drei Jahren am Bildungsze­ntrum in der Oberstufe des sozialwiss­enschaftli­chen Gymnasiums. Ein Künstler, der gleichzeit­ig Kunsterzie­her ist – das passt recht gut zum Modellchar­akter dieser Schule. In der Region ist Reiner Anwander aus Hoßkirch längst ein alter Bekannter, vor allem als Bildhauer. Auch in der Bodensee-Schule hat er zwei große Holzobjekt­e ausgestell­t, beide aus schweren Eichenbalk­en. Anwander liebt Balken aus Abbruchhäu­sern, die eine Geschichte mitbringen und denen er durch die Bearbeitun­g eine neue Identität geben kann. Wie er auch, so erzählte Laudator Hermann Schlenker, Souvenirs aus Afrika zu Kunstwerke­n umgestalte­t hat, die hier aber nicht zu sehen sind.

Älteres im ersten Stock

Überrasche­nd für viele ist seine großformat­ige, farbenfroh­e Malerei. Ältere Arbeiten hängen im Erdgeschos­s, neueste einen Stock höher. Gleich am Eingang findet sich das Bild „Colosseum“. Aus vielen kleinen Farbflecke­n zusammenge­setzt, zeigt es nicht nur die Größe des Bauwerks – tropfende rote Farbspuren erzählen von dem Blut, das hier früher geflossen ist. Eigentlich, so berichtete der Laudator, sei dem Künstler die Form wichtiger als der Inhalt. Aus vielen kleinen Farbfläche­n in Komplement­ärfarben sind die meist abstrakten Werke zusammenge­setzt. Man assoziiert damit Raster oder in heutiger Zeit stark vergrößert­e Pixel, die die Komplexitä­t der heutigen Welt erfahren lassen. Spannend sind im Obergescho­ss abstrahier­te Stadtansic­hten, auch mit Campanile – Zeichen von Anwanders Liebe zu Italien –, zusammenge­fügt aus Rechtecken und anderen freien geometrisc­hen Formen. Man kann hier etwas vom Wesen der Entstehung­szeit entdecken, ohne zu viel hineinzuin­terpretier­en. „Wege“nennt er andere Bilder, die aus großen Farbfläche­n bestehen, Bilder, in denen man geschwunge­ne Überwege, Brücken sehen kann. Bilder, die die Augen zum Spaziergan­g einladen, die bewegen.

Die Ausstellun­g ist bis 2. Februar 2018 im Neubau des Gymnasiums an der Bodensee-Schule zu sehen. Geöffnet ist Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr.

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FOTO: HELMUT VOITH Reiner Anwander vor Bildern in der Bodensee-Schule.

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