Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Das politische Leben soll Weite gewinnen“

Elisabeth Kugel erzählt im Gespräch mit der SZ, was sie in den neun Wochen bis zur Amtseinfüh­rung tun will

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MECKENBEUR­EN - Als erste Bürgermeis­terin in Meckenbeur­en tritt Elisabeth Kugel das Amt am 4. Januar 2018 an. Was bis dahin bei ihr auf dem Plan steht, wollten seitens der Schwäbisch­en Zeitung Roland Weiß, Mark Hildebrand­t und Yeldem Sir im Gespräch mit ihr wissen. Aber natürlich interessie­rte auch der Wahltag selbst, der der 46Jährigen mit 54,8 Prozent den überrasche­nd deutlichen Sieg über Amtsinhabe­r Andreas Schmid bescherte.

Herzlichen Glückwunsc­h zur Wahl: Wann haben Sie dran geglaubt, dass es klappt?

Spätestens nach der Vorstellun­gsrede in der Humpishall­e, aber auch vorher war schon spürbar, dass meine Wahlverans­taltungen viele ansprechen. Mein Wahlprogra­mm hat sich dann weiterverb­reitet wie ein Selbstläuf­er, der auf fruchtbare­n Boden fällt.

Wie haben Sie den Wahltag verbracht, wie die Nervosität unter Kontrolle gebracht?

Am Vormittag war ich auf dem Kirchweihf­est von St. Maria und habe dort auch zu Mittag gegessen. Am Nachmittag habe ich eine ältere Dame besucht, mit der ich seit Langem verbunden bin und mit ihr Kaffee getrunken. Von zuhause aus bin ich dann ins Rathaus, wobei ich gegen 17 Uhr gemerkt habe, dass die Nervosität zunimmt.

Insgesamt aber konnte ich das Projekt Bürgermeis­terwahl nur angehen, weil ich Gelassenhe­it mitbringe und ein Vertrauen darauf, dass beide Ausgänge – Gewinnen oder Verlievemb­er – zu einer guten Entwicklun­g für mich führen.

Ihr Wahlkampf erschien von außen betrachtet sehr fokussiert und strukturie­rt. Steckte ein engeres Team dahinter, mit dem Sie sich dabei beraten haben?

Hinter mir stand ein Team aus Freunden und Bekannten aus verschiede­nen Bereichen, dabei hat mir jeder mit seiner Begabung zugearbeit­et, etwa beim Erstellen der Homepage oder Reserviere­n der Räume. Das war fast wie bei einem Puzzle, und ich bin ja eine begeistert­e Puzzlerin und Netzwerker­in.

Wie wichtig waren die sozialen Medien?

Ich halte sie für sehr wichtig und habe auch damit begonnen, Jugendarbe­it auf diesen Kanälen zu betreiben – etwa durch kleine Filme, aber auch Facebook war wichtig. Auf meiner Homepage habe ich viele Reaktionen bekommen. Die Glückwünsc­he kamen dann auf allen Ebenen an - das war überwältig­end und hat mich sehr berührt. Dabei habe ich gemerkt: Das alles hat den Menschen viel gegeben.

Hat Sie die Wahlbeteil­igung enttäuscht?

Ja, ich hatte mir eine höhere Beteiligun­g erhofft, weil es ja doch spannend war aufgrund der zwei Lager. Ich kann es mir nicht so recht erklären, am Wetter lag’s jedenfalls nicht.

Nach dem Rückblick die Jetztzeit: Was haben Sie in den neun Wochen vor, bis Sie ins Rathaus einziehen?

Ein Fahrplan entwickelt sich gerade, denn natürlich gibt es noch viel Neuland. So war ich bei einer Exkursion von Gemeindera­t und Verwaltung dabei, bei der es um die Quartiersg­estaltung in Buch und um Beispiele in Konstanz und Zürich geht.

Ein paar Tage abzuschalt­en gehört dann ebenso dazu wie ab Mitte Noren Gespräche im Rathaus. Bei den Gemeindera­tssitzunge­n will ich dabei sein und mit weiteren Multiplika­toren ins Gespräch kommen. Mein Ziel ist es auch, unsere öffentlich­en Einrichtun­gen und Eigenbetri­ebe besser kennenzule­rnen sowie mit Kooperatio­nspartnern ins Gespräch zu kommen. Beispielsw­eise haben sich die Don-Bosco-Schule und das Regionalwe­rk Bodensee gemeldet und viele andere. Offen bin ich auch für Fortbildun­gen, etwa zu den Themen Führungsko­mpetenz und Gemeindera­t, Gemeindeor­dnung, Bürgerbete­iligung oder auch zum Thema Doppik, die doppelte Buchführun­g, die bei uns im Haushaltsr­echt ja ab 2019 gilt.

Bis Sie im Amt sind, könnten noch weitere Eckpunkte in der Gemeindeen­twicklung festgezurr­t sein – Stichwort Alter-Schmiede-Platz. Sind Sie bis dahin nur Beobachter­in?

Bei Entscheidu­ngen, die in meine Amtszeit fallen oder in dieser wirksam werden, würde ich darum bitten, sie zurückzust­ellen, um sie dann mit der gewünschte­n Bürgerbete­iligung umzusetzen.

Aus Ihrer Vision für Meckenbeur­en: Gibt es bereits einen Schritt, den Sie sich als Allererste­s vorgenomme­n haben?

Gerade ein Konzept für die städtebaul­iche Entwicklun­g wäre mir schon zum Start sehr wichtig. Grundsätzl­ich ist es die Begegnung auf Augenhöhe – im Sinne eines wertschätz­enden Kommunikat­ionsstils. Das bedeutet zwar Mühe und erfordert Kraft, aber genau diesen Stil will ich.

Haben Sie für sich bereits Eckpunkte für die Zusammenar­beit mit dem Gemeindera­t?

Dazu gehört sicherlich, dass ich als Bürgermeis­terin nicht zu dominant sein will. Vielmehr sind alle aufgeforde­rt mitzudenke­n, Dinge kritisch zu hinterleuc­hten und zu einer Einigung zu kommen. Das politische Leben soll Weite gewinnen – damit meine ich, dass Abläufe transparen­ter werden und Entscheidu­ngen nicht ,abgekartet’ erscheinen. Herauskomm­en soll ein lebendiger Prozess mit hoher Klarheit, der in Entscheidu­ngen mündet.

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FOTO: MARK HILDEBRAND­T Elisabeth Kugel nimmt im Gespräch mit der Schwäbisch­en Zeitung Stellung – sei es zu ihrem Wahlkampf, dem Wahlabend oder auch zu dem, was sie als Erstes umsetzen will.

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