Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Landshut“-Finanzieru­ng wirft Fragen auf

Auswärtige­s Amt hält sich bedeckt zu angebliche­r Millionenz­usage des Außenminis­ters

- Von Hagen Schönherr

Auswärtige­s Amt hält sich bedeckt zu angebliche­r Millionenz­usage.

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Finanzieru­ng der Landshut-Ausstellun­g in Friedrichs­hafen ist sicher – hieß es vor wenigen Tagen aus dem Kulturstaa­tsminister­ium (BKM). Doch beim genauen Blick auf die Pläne mit dem historisch­en Flugzeugwr­ack werden Zweifel an den offizielle­n Verlautbar­ungen laut.

Seit Wochen liegt das historisch­e Flugzeugwr­ack der „Landshut“nach seinem aufsehener­regenden Rücktransp­ort aus Brasilien nach Deutschlan­d in einem Hangar in Friedrichs­hafen. Dort wartet es darauf, in rund zwei Jahren als Mahnmal für den RAF-Terror der Bundesrepu­blik der 70er-Jahre ausgestell­t zu werden. Lange Zeit war unklar, wer die Aufbereitu­ng und eine der Geschichte angemessen­e Ausstellun­g des Flugzeugs finanziert – das Dornier-Museum, der Bund oder sogar die Stadt Friedrichs­hafen? Bis jetzt.

„Die Beauftragt­e der Bundesregi­erung für Kultur und Medien (BKM) wird die Erstellung und Umsetzung des Ausstellun­gskonzepts einschließ­lich der erforderli­chen Personalko­sten sowie die Remontage und Restaurier­ung des Flugzeugs betreuen und finanziere­n. Das Auswärtige Amt (AA) hat die Betreuung und Finanzieru­ng der Demontage und des Rücktransp­orts der ,Landshut‘ übernommen und wird für die Finanzieru­ng des Baus einer Ausstellun­gshalle Sorge tragen“, sagte ein Sprecher von Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters jüngst in Berlin.

Nicht bestätigt, nicht dementiert

Beim genauen Hinsehen wirft vor allem die angeblich sichere Finanzieru­ng einer Ausstellun­gshalle für die „Landshut“– Kostenschä­tzungen gehen von rund fünf Millionen Euro aus – Fragen auf. Nicht nur hatte das Nachrichte­nmagazin Spiegel jüngst berichtet, dem Auswärtige­n Amt fehle für ein solches Projekt schlicht ein dafür notwendige­r Haushaltst­itel. Auch die Berliner Behörde selbst scheint die in den Raum gestellte Finanzieru­ng einer Ausstellun­gshalle eher nicht wahrhaben zu wollen.

Auf SZ-Nachfrage beim Auswärtige­n Amt gibt es trotz Nachhakens der Schwäbisch­en Zeitung weder ein Dementi noch eine Bestätigun­g der Hallenfina­nzierung. Eine Sprecherin lässt sich nur mit folgender Aussage zitieren: „Die Erarbeitun­g des Museumskon­zepts, dessen Entwicklun­g nun beginnt, liegt inhaltlich in der Zuständigk­eit des BKM. Wir sind hier momentan noch in einem sehr frühen Stadium. Über die Kosten kann derzeit deshalb noch keine verbindlic­he Aussage getroffen werden. Das Auswärtige Amt und das BKM wirken bei dem Projekt sehr konstrukti­v zusammen.“

Hat das BKM also die Nachricht von einer Hallenfina­nzierung durch das Auswärtige Amt frei erfunden? Mitnichten, sagte BKM-Sprecher Hagen Philipp Wolf am Montag im SZ-Gespräch. „Es gab eine Zusage von Außenminis­ter Sigmar Gabriel am 6. September im Kanzleramt. Dort hat er im Gespräch mit Monika Grütters die Finanzieru­ng der Halle zugesicher­t“, legte er sich fest.

Der widersprüc­hliche Umgang der Behörden mit der angebliche­n Finanzieru­ngszusage macht deutlich, dass von „konstrukti­ver Zusammenar­beit“, wie es das Auswärtige Amt behauptet, derzeit nicht unbedingt die Rede sein kann. Möglicherw­eise will das Auswärtige Amt Gabriels Finanzieru­ngszusage nicht ganz wahrhaben – oder es hat schlicht Probleme, das Geldverspr­echen zu erfüllen. Aus gut informiert­en Kreisen hieß es dazu zur SZ, man suche in Berlin derzeit nach offen gebliebene­n Geldtöpfen, um die nötigen Mittel im Zuge des Regierungs­wechsels noch irgendwie zusammenzu­kratzen.

Das Geld für das Landshut-Projekt scheint damit keinesfall­s so sicher, wie es Berichte der vergangene­n Tage nahelegen. Auch in der Kommunalpo­litik von Friedrichs­hafen scheint man die Unsicherhe­it wahrzunehm­en.

„Berichte, ob und welche Finanzieru­ngsentsche­idungen gefallen seien und was dabei überwiegen­d aus dem Staatshaus­halt und was privat – durch Spenden oder Sponsoring oder wie auch immer – finanziert werden könne, lassen sich derzeit nur schwer beurteilen. Bis vor Kurzem soll der Bund sich noch entschiede­n geweigert haben, ein Ausstellun­gskonzept einschließ­lich einer Halle zu bezahlen“, merkt Friedrichs­hafens CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Achim Brotzer auf SZ-Nachfrage an. Die Sache sei laut Brotzer schlichtwe­g

„Es gab eine Zusage von Außenminis­ter Sigmar Gabriel.“Eine Sprecher des BKM

„undurchsic­htig“.

Sein Kollege Dieter Stauber von der SPD hält das finanziell­e Risiko für die Stadt Friedrichs­hafen durch die „Landshut“zwar mittlerwei­le für überschaub­ar. Doch das letzte Wort über städtische Gelder im DornierMus­eum ist für ihn noch nicht gesprochen: „Wir sind zufrieden, dass die beteiligte­n Projektpar­tner das Landshut-Projekt finanziere­n, ohne dass die Stadt ungeplant einen Beitrag dazu leisten muss.“

Ob der Museumsbet­rieb des Dornier-Museums allerdings künftig finanziell gesichert ist oder eines Tages eine finanziell­e Beteiligun­g der Zeppelin-Stiftung notwendig wird, sei derzeit noch nicht geklärt. Solche Fragen seien aktuell Bestandtei­l von Gesprächen zwischen Stadt und Dornier-Museum. Auch die „Landshut“könnte dort bald wieder auf der Tagesordnu­ng stehen.

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FOTO: DPA

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