Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Verkehrsminister nennt Bundesvorgaben für Bahnsteighöhen „richtig großes Problem“
STUTTGART (kab) - Die Länder und der Bund streiten sich über die Höhe von Bahnsteigkanten. „Es ist ein richtig fettes, großes Problem, ein milliardenschweres Problem“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Mittwoch im Stuttgarter Landtag.
Seit 20 Jahren habe Baden-Württemberg in die Sanierung und den Neubau von 55 Zentimeter hohen Bahnsteigen investiert, um Barrierefreiheit beim Ein- und Aussteigen zu erreichen. Auch Bayern hat auf die Höhe von 55 Zentimeter gesetzt. Entsprechende Züge seien in beiden südlichen Bundesländern bestellt worden. Nun sieht der Bund aber eine Vereinheitlichung auf 76 Zentimeter vor. Allein Nordrhein-Westfalen unterstütze die höhere Bahnsteigkante. „Wir kämpfen mit den anderen Ländern dafür, dass der Bund von den 76 Zentimetern abrückt“, sagte Hermann. Das Thema steht auf der Tagesordnung der Verkehrsministerkonferenz, die Donnerstag und Freitag in Wolfsburg stattfindet.
Thomas Dörflinger (CDU) hakte nach, wer für mögliche Mehrkosten beim Neubau des Bahnhofs Merklingen aufkomme, wenn der Bahnsteig nun höher als geplant gebaut werde. „Wir gehen davon aus, dass die Bahn die Mehrkosten übernehmen muss“, sagte Hermann. Denkbar seien für die Zukunft „Hybrid-Bahnhöfe“, die an einem Ende 55 und am anderen Ende 76 Zentimeter hohe Bahnsteigkanten haben. So wäre sichergestellt, dass Menschen mit Einschränkungen an einer Stelle einen barrierefreien Zugang haben.