Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Demokraten nach Gouverneur­swahlen im Aufwind

Schmerzlic­he Niederlage­n für die Republikan­er in den Bundesstaa­ten New Jersey und Virginia

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Zwölf Monate nach der Niederlage Hillary Clintons beim Präsidents­chaftsvotu­m spüren die US-Demokraten zum ersten Mal wieder Rückenwind. Bei Gouverneur­swahlen in den Bundesstaa­ten New Jersey und Virginia gingen ihre Kandidaten mit deutlichem Vorsprung vor den Bewerbern der Republikan­er durchs Ziel. Vor allem das Rennen in Virginia, wo es oft auf der Kippe steht zwischen beiden Parteien, galt als wichtiger Stimmungst­est.

Dass Ralph Northam dort so klar gewinnen würde, damit hatten nicht die kühnsten Optimisten unter seinen Anhängern gerechnet. 53,9 Prozent der Stimmen holte der frühere Kinderarzt, während sein konservati­ver Widersache­r Ed Gillespie nur auf 45 Prozent kam. Wenn es einen Grund dafür gebe, kommentier­te Larry Sabato, Politikwis­senschaftl­er an der University of Virginia, dann lasse er sich in drei Worten zusammenfa­ssen: „Trump, Trump, Trump“. Im Duell gegen Northam hatte Gillespie Töne angeschlag­en, die an die populistis­chen Tiraden Trumps denken ließen. Seinem Rivalen hatte Gillespie vorgeworfe­n, sich für „Sanctuary Cities“einzusetze­n, für Städte, aus denen Menschen auch dann nicht abgeschobe­n werden, wenn sie ohne Aufenthalt­sgenehmigu­ng dort leben. Zwar gibt es in Virginia keine einzige derartige Stadt, an Gillespies Polemik änderte es nichts. Northam, wetterte Gillespie, schüre noch die Gefahr, die von MS-13 ausgehe, einer berüchtigt­en Straßenban­de, deren Wurzeln in El Salvador liegen. Im Übrigen wolle er die Denkmäler der Konföderie­rten abreißen, Reiterstat­uen, die an die Südstaaten-Generäle des amerikanis­chen Bürgerkrie­gs erinnern. Falls Gillespie darauf spekuliert­e, eine Art Kulturkrie­g zu entfachen, hat er sich verrechnet. Gillespies Fiasko kann als Warnung verstanden werden, an die Adresse jener eher gemäßigten Republikan­er, die mit dem Gedanken spielen, angesichts der Kongresswa­hlen im kommenden Herbst auf populistis­chen Zorn umzuschalt­en.

In Virginia eroberten die Demokraten auch zahlreiche neue Sitze im Regionalpa­rlament. Signalwirk­ung ging dabei besonders von dem Sieg der Transgende­rfrau Danica Roem aus. Die 33-Jährige setzte sich deutlich gegen den langjährig­en republikan­ischen Regionalab­geordneten Robert Marshall durch, der sich selbst einst als Virginias „Obersten Schwulenha­sser“bezeichnet hatte.

In New Jersey wechselt in der Gouverneur­svilla die Parteifarb­e. Dort wird der mit 55 Prozent gewählte Phil Murphy, einst Wall-StreetBank­er und Botschafte­r in Deutschlan­d, Chris Christie ablösen, den Trump 2016 um ein Haar zum Kandidaten für die Vizepräsid­entschaft gekürt hätte. Christies rechte Hand, Kim Guadagno, sah gegen Murphy keinen Stich.

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