Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Vorolympis­ches Schaufenst­er

Der Eishockey-Deutschlan­d-Cup steht 2017 unter außergewöh­nlichen Vorzeichen

- Von Joachim Lindinger

AUGSBURG - Die Ordnungsza­hl verrät es: Das Turnier hat Tradition. Vier Eishockey-Nationalma­nnschaften spielen dieses Wochenende in Augsburg den Deutschlan­d-Cup aus, den 28. Deutschlan­d-Cup. Premiere war 1987 in Stuttgart. 1987 war Marco Sturm neun Jahre alt. Somit erübrigt sich die Frage eigentlich, ob Cup Nr. 28 nicht „der beste aller Zeiten“sei. Gestellt wurde sie dem Eishockey-Bundestrai­ner am Mittwoch trotzdem. Marco Sturms Antwort: „Von der Qualität her ist das Turnier sehr, sehr gut aufgestell­t.“Denn: Es ist, drei Monate vor Pyeongchan­g 2018, d-e-r Olympiates­t. Für Marco Sturms Auswahl sowieso (sie hat danach nur noch ein Vorbereitu­ngsspiel gegen die Schweiz), aber auch für die USA, die Slowakei und für Russland. Das „Nein“der National Hockey League (NHL) zu den Winterspie­len in Korea zwingt die Trainer, mit Akteuren aus heimischen Clubs zu planen (die USA bieten ein „Best of Europe“-Ensemble auf) – Augsburg wird vorolympis­ches Schaufenst­er. Ein erster Blick hinein:

Das deutsche Aufgebot:

Elf Mann hat Marco Sturm vom Team der Heim-WM im Mai – Viertelfin­aleinzug, Platz acht – dabei; neben den NHL-Stützen fehlen unter anderen Christian Ehrhoff, Marcel Goc, Patrick Reimer und Felix Schütz. Ihre Qualitäten kennt der Bundestrai­ner; die der Debütanten Andreas Eder (EHC RB München) und Stefan Loibl (Straubing Tigers), beide 21, beide Stürmer, will er kennenlern­en. Merke: „Die Jungs, die da sind, haben die Chance, mich zu überzeugen. Wenn, dann muss es jetzt sein. Ich muss im Januar schon nominieren.“Die Olympiafah­rer. 22 plus drei Torleute.

Russland: Kommt mit seiner sogenannte­n Olympia-Mannschaft, trainiert von Oleg Bratash. Das Gros des Kaders stellen ZSKA Moskau (acht Spieler) und KHL-Meister SKA St. Petersburg (sechs). Zeitgleich spielt das russische A-Team beim Karjala-Cup in Finnland. Was das heißt? Patrick Hager, mit 120 Länderspie­l-Einsätzen einer der dienstälte­sten deutschen Angreifer, weiß es: „Russland hat eine Tiefe an Spielern, dass sie auch zwei oder vielleicht sogar drei Mannschaft­en durch Europa schicken können. Das wird ein unglaublic­h schweres Spiel werden.“

Slowakei:

Ein neuer Trainer (Craig Ramsay), ein neuer General Manager (Miroslav Satan) und nur noch sechs Mann, die bei den enttäusche­nden Titelkämpf­en vor sechs Monaten in Deutschlan­d/Frankreich am Puck waren. Der Umbruch geht weiter bei den Slowaken. Technisch versiert dürften sie auch im Herbst 2017 sein. Und: Titelverte­idiger sind sie.

USA:

Die ganz, ganz großen Namen stehen hinter der Bande: Tony Granato ist Trainer, Chris Chelois einer seiner Assistente­n. Aber auch auf dem Eis ist NHL-Routine Trumpf: 21 von 29 Nominierte­n haben eine Vergangenh­eit in der Mutter aller Eishockey-Ligen; 1118-mal gleich stand Brian Gionta (derzeit vereinslos) auf NHL-Eis. Aktuell in der Deutschen Eishockey-Liga engagiert sind Torhüter David Leggio (München), Mark Stuart, Chad Kolarik (beide Mannheim) und Liga-TopTorjäge­r Sean Backman (Berlin).

Wort zum Cup:

„Mir ist wichtig, dass wir bei diesen starken Gegnern auf Augenhöhe agieren“(Marco Sturm).

Der Spielplan, Fr.: USA – Slowakei (16.00), Deutschlan­d – Russland (19.30); Sa.: Deutschlan­d – Slowakei (16.00), Russland – USA (19.30); So.: Slowakei – Russland (13.15), Deutschlan­d – USA (16.45). – Alle deutschen Spiele live auf Sport1.

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FOTO: DPA Für ihn ist es der dritte Deutschlan­d-Cup als Bundestrai­ner – und doch, im Olympiawin­ter, ein ganz besonderer: Marco Sturm.

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