Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Insolvenz: Echt Bodensee Card droht das Aus

Technische­r Dienstleis­ter Geios AG hat Insolvenz angemeldet –Gesellscha­fter der DBT beraten am Dienstag über die Folgen

- Von Hagen Schönherr

FRIEDRICHS­HAFEN - Der technische Betreiber der Echt Bodensee Card (EBC), die Geios AG, hat vor dem Amtsgerich­t Kempten Insolvenz angemeldet. Damit droht der elektronis­chen Gästekarte kurz nach ihrer Einführung in der Region ein technische­s K.O..

Konstantin Andreas Feustel, Chef der Geios AG, bestätigte den Insolvenza­ntrag am Sonntag auf Anfrage der Schwäbisch­en Zeitung. Derzeit sei ein Gutachter damit beschäftig­t, den Zustand des Unternehme­ns zu bewerten, um damit die Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens einzuleite­n. Durch die Insolvenz sei der Betrieb der EBC derzeit nicht akut gefährdet: „Die Systeme und der Software-Support sind aktiv, und der Betrieb ist noch einige Wochen gesichert“, so Feustel wörtlich.

Die in Langenarge­n, Eriskirch, Ludwigshaf­en und Sipplingen eingeführt­e Karte, die in weiteren Gemeinden eingeführt werden soll, funktionie­re derzeit noch ohne Einschränk­ungen. Urlauber könnten sie auch weiterhin im öffentlich­en Nahverkehr einsetzen.

Über das weitere Schicksal der EBC entscheide­t laut Feustel das nun anlaufende Insolvenzv­erfahren. Gelinge es dem Insolvenzv­erwalter, die Geios AG an einen neuen Besitzer zu verkaufen, könnte der Betrieb der Karte ohne Einschränk­ungen weiterlauf­en, so der Geschäftsf­ührer.

Auch im Falle eines kompletten Aus für das Unternehme­n sei ein Ende der EBC nicht in jedem Fall beschlosse­ne Sache: „Andere Unternehme­n können die Infrastruk­tur fortführen, auch wenn es sich um ein komplexes System handelt“, hieß es. Trotzdem liege aktuell „natürlich eine kritische Situation“vor, so der Geschäftsf­ührer.

Laut Robert Schwarz, Sprecher des Landratsam­ts Bodenseekr­eis, soll es schon vor einigen Tagen Hinweise auf das drohende Aus der Geios AG gegeben haben, die sich nun bewahrheit­et hätten. Die Gesellscha­fter der kommunalen Deutsche Bodensee Tourismus GmbH (DBT), die hinter der echt Echt Bodensee Card steht, wollen sich am Dienstag in einer Krisensitz­ung mit dem Aus der Geios AG und den Folgen für das bereits aus Datenschut­z- und Finanzieru­ngsgründen umstritten­e Projekt befassen. Hinter DBT stehen wiederum die Landkreise Bodenseekr­eis, Lindau und Sigmaringe­n sowie die Kommunen Stockach und Bodman-Ludwigshaf­en.

700 000 Euro Steuergeld

In der Sitzung dürfte auch über ein weiteres Thema gesprochen werden: Bis zu 700 000 Euro sind laut Medienberi­chten bereits von der DBT an die Geios AG geflossen. Was aus diesen Steuergeld­ern wird, steht derzeit in den Sternen. Und das gilt nicht nur für die EBC, sondern auch für zwei weitere von Geios betriebene Karten – die Hochschsch­warzwaldCa­rd und die Saarland-Card – sowie weitere Projekte der Firma.

Laut Geios-Chef Feustel soll das Aus seines Unternehme­ns nichts mit der Datenschut­z- und Finanzieru­ngsdebatte rund um die EBC zu tun haben. Er sagte, die Insolvenz des Unternehme­ns habe andere Gründe, über die er nicht sprechen könne. Nun hofft Feustel darauf, dass das Unternehme­n mit ihm und einem weiteren Gründer sowie elf festangest­ellten Mitarbeite­rn gerettet werden könne. Bereits im Vorfeld der Insolvenz habe man allerdings den Abbau einer Stelle eingeleite­t. Über sich selbst sagte Feustel, dass er das Projekt EBC durchaus weiterverf­olgen würde: „Ich würde gerne an Bord bleiben.“

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FOTO: LIX Neue Hiobsbotsc­haft für umstritten­es Projekt: Die EBC.

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