Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Das machst du nur einmal im Leben“
Klaus-Georg Deck berichtet von der „Tour Divide“– Längstes Mountainbike-Rennen der Welt
KRESSBRONN - Über sein wohl größtes Abenteuer hat der Professor der Wirtschaftsinformatik an der DHBW Mosbach, Klaus-Georg „Schorsch“Deck, vor rund 300 Besuchern in der Festhalle berichtet. Als Teilnehmer der „Tour Divide“, dem härtesten und längsten Mountainbike-Rennen der Welt, berichtete er eindrucksvoll von Entbehrungen, Schmerzen aber auch über einmalige Erlebnisse und gewaltige Naturschönheiten. Eingeladen hatte die Kressbronner Bürgerstiftung.
Das Sportereignis, das seinen Anfang im Städtchen Barnff nimmt, führt entlang der kontinentalen Wasserscheide in den Rocky Mountains bis zur mexikanischen Grenze und wartet mit beeindruckenden Zahlen auf. „Die gesamte Tour erstreckt sich über 4500 Kilometer, wobei die rund 100 Teilnehmer, von denen etwa 40 bis 60 Prozent das Ziel in New-Mexico erreichen, 50 000 Höhenmeter überwinden müssen“, berichtete „Schorsch“Deck. Oder anders ausgedrückt: 13 Mal zum Base-Camp des Mount Everest hinauf oder 82 Mal von Bregenz zum Pfänder. Reichlich Schnee, bittere Kälte, extreme Hitze, nervender Staub, unendliche Einsamkeit und immer wieder pure Wildnis mit unberührten und faszinierenden Landschaften prägten sein Abenteuer, das ihm vor allem auch Freundschaften und tolle Begegnungen geschenkt habe.
Zwei Jahre lang hat sich Klaus-Georg Deck auf die Radtour vorbereitet. Denn die Planung sei das A und O. Lediglich zehn Kilogramm an Ausrüstung, darunter neben Wasser und Proviant eine kleine Kamera samt GPS-Tracker, eine einfache Zeltplane, Kleidung und natürlich das Mountainbike mit einigen wenigen Ersatzteilen kamen mit auf die 22-tägige Reise. Fremde Hilfe oder gar Teambildungen seien bei der „Tour Divide“nicht erlaubt, ja verpönt. „Es ist ein reines Selbstversorgungsrennen, bei dem es außer Ruhm und Ehre keine Preise zu gewinnen gibt. Wenngleich man sich freilich in Notlagen gegenseitig helfen darf. Am schlimmsten sind die Nächte inmitten der Natur, die Angst vor Wildtieren wie Bären oder Wölfe.“
Völlig auf sich selbst gestellt
Keine Streckenposten, Markierungen, Zwischenetappen und immer wieder unvorhergesehene Herausforderungen: „Du bist völlig auf dich selbst gestellt. Deine Lieben zu Hause dagegen können deinen Wegverlauf via Internet über den GPS-Tracker verfolgen“, berichtet Deck und schwärmt, trotz der fünfmarkstück großen Blasen, Rücken- und Knieschmerzen oder technischen Schwierigkeiten wie einem Rahmenbruch mitten in der Pampa: „Aber all die Qualen sind es wert, es ist einfach ein gewaltiges Abenteuer.“
Nach 22 Tagen körperlich fix und fertig, aber unendlich glücklich mit Tränen in den Augen erreichte Deck schließlich sein Ziel: „Das härteste Rennen der Welt findet nicht in Frankreich statt, denn dort werden ,nur’ 3500 Kilometer und gerade einmal 3300 Höhenmeter in drei Wochen bei guter Versorgung und bester medizinischer Pflege zurückgelegt.“
Ob es eine Wiederholung geben würde, fragte Karl Hornstein von der Bürgerstiftung im Anschluss: „Sicher nicht. So ein Abenteuer machst du nur einmal im Leben“, lautete die Antwort des radelnden Professors.