Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Vermieterin fordert Alternative zur EBC
Eine Insolvenz der Geios AG sei eine Chance, an eine bessere und günstigere Gästekarte zu kommen, sagt Annette Pfleiderer aus Langenargen. Sie hatte stellvertretend für andere Vermieter die Normenkontrollklage vor dem badenwürttembergischen Verwaltungsgerichthof (VGH) angestrengt (siehe Kasten). Wie eine Alternative aussehen könnte, erfahren Interessierte am Montag, 20. November. In der Gaststätte La Veranda in Langenargen will eine Gastgeberinitiative aus Uhldingen-Mühlhofen ab 18 Uhr eine datenschutzkonforme Variante zur EBC vorstellen.
Dass es mit der Klage nicht sein Bewenden haben wird, kündigte Pfleiderer jetzt ebenfalls an. Ein Gast habe die Geios AG „beim Datenschutz angezeigt“, weil diese seine Daten „unrechtmäßig“weitergegeben habe. „Wir werden weiter an dem Thema bleiben und darauf pochen, dass Machenschaften aufgedeckt werden und Strafanzeige gestellt wird,“versichert die Vermieterin.
Die Daten ihrer Gäste landen jedenfalls nicht mehr auf elektronischem Weg bei der Gemeinde. Sie lasse Meldescheine auf Papier ausfüllen und bringe sie aufs Rathaus. Denn bevor die Daten bei der Gemeinde landen, liefen sie über die Server der Geios AG, die sie anderweitig
nutzen könne. Zum Beispiel, indem sie sie an das Hotelportal HRS weiter gebe. „Wir Vermieter aber haben kein Interesse an solchen Tourismusportalen“, sagt Pfleiderer. Ihre Gäste wollten keine Angebote aus Südtirol oder anderen Ferienregionen bekommen, sondern dem Bodensee und ihrem Gastgeber treu bleiben, sagt die Vermieterin. Vermieter, die sich vernetzen ließen, Schnittstellen einrichteten und Geld für Computerfachkräfte ausgegeben hätten, seien jetzt die Gelackmeierten, befürchtet Pfleiderer. Die Gemeinden würden auf Chipkarten, Prospekten und ihrem Negativimage sitzen bleiben. Beide Seiten hätten sich schließlich viel Zeit, Energie und Geld sparen können.
Dabei seien es nicht nur die Anwalts- und Gerichtskosten – die Privatvermieter bezahlten nach Angaben von Pfleiderer bis jetzt über 30 000 Euro –, sondern auch „Steuergelder in Millionenhöhe, die für ein Projekt verpulvert werden“, das wahrscheinlich im Sande verlaufe. Ihre Forderung laute deshalb: „Selbst wenn Geios weiterbesteht oder auch verkauft wird, darf das System nicht weiter angewandt werden.“Die Technologie sei nicht rechtmäßig und damit hinfällig. Von den Verantwortlichen bei der Deutschen Bodensee Tourismus und in der Politik erwarte sie nun Ehrlichkeit und Aufklärung. (af)