Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Ein lange währender Streit ist beendet
Verein zur Pflege des Volkstums und Seehasen Fanfarenzug einigen sich
Seehasen-Fanfarenzug und Seegockel haben miteinander geredet.
FRIEDRICHSHAFEN - Der Streit zwischen der Narrenzunft Seegockel im Verein zur Pflege des Volkstums (VzPdV) und dem Seehasen-Fanfarenzug scheint beendet. Die Unstimmigkeiten gibt es seit Jahrzehnten, neuster Streitpunkt war die nicht erfolgte Einladung der Musiker zum Häfler Narrenumzug. Ein unangekündigtes Gespräch zwischen Vereinsvertretern hat für Ruhe gesorgt.
Die einen nennen es Kindergartentheater, die anderen sehen darin die Ernsthaftigkeit der Fasnet: Nachdem der Fanfarenzug keine Einladung für den Häfler Narrensprung bekommen hatte, rührte der Vorsitzende des Fanfarenzugs, Uwe Köppe, die Trommel auf Facebook. Am Dienstag erschienen dann Zunftmeister Oliver Venus und VzPdV-Präsident Karl Haller bei einer Probe des Fanfarenzugs, um die Wogen zu glätten. Am Mittwoch gab es von beiden Vereinen eine Pressemitteilung, in der alle Unstimmigkeiten als beseitigt bezeichnet wurden.
Bei der Umzugsbesprechung mit den Häfler Bodenseenarren sei dem Seehasen-Fanfarenzug mitgeteilt worden, dass die Narrenzunft Seegockel es nicht wünsche, dass sich Fanfarenzug und Bodenseenarren gemeinsam zum Häfler Narrensprung anmelden. Da bei den Musikern noch keine Einladung eingegangen war, war für den Vorsitzenden Uwe Köppe schnell klar, dass der Zug unerwünscht sei. Er schrieb an den Verein zur Pflege des Volkstums und bekam ausführliche Antworten.
Es sei – so reagierten Oliver Venus und Karl Haller – ein „wohlüberlegter Entschluss, den wir schon kurz nach der diesjährigen Fasnet getroffen hatten“. Auch wenn das auf den ersten Blick unverständlich sei, habe der Verein seine Gründe, die Kollegen vom Seehasen-Fanfarenzug nicht einzuladen. Das „gute Miteinander“der Vereine sei nicht mehr vorhanden. „In Summe war diese Entscheidung für uns daher letztlich unausweichlich, da bei Gesamtbetrachtung aller Vorkommnisse der jüngeren Vergangenheit immer deutlicher wurde, dass weder ein Miteinander noch ein Nebeneinander von Eurer Seite aus gewünscht zu sein scheint.“
Hintergrund dieser „Vorkommnisse“dürfte ein bereits jahrelang währender Streit vor allem zwischen dem Fanfarenzug Graf-Zeppelin (FGZ) und dem Seehasen-Fanfarenzug sein. Der FGZ gehört zum Verein zur Pflege des Volkstums und hat sich in den 60er-Jahren vom heutigen Seehasen-Fanfarenzug abgespalten. Es gab Musiker, die nicht nur zum Seehasenfest auftreten und spielen wollten. Dass diese Neugründung seinerzeit keine ungeteilte Zustimmung fand, ist bekannt. Offenbar reichen die Auseinandersetzungen bis heute.
Die Entscheidung den SeehasenFanfarenzug nicht einzuladen, habe jedoch nichts mit dem Fanfarenzug Graf Zeppelin zu tun, schreiben Oliver Venus und Karl Haller. Sie nennen stattdessen Gründe wie eine „stetige Missachtung unseres Aufstellungsplatzes durch euren Zug“, „ohne vorherige Absprache durchgeführte Veranstaltungen im Lammgarten“sowie „klare Verstöße gegen das am Häfler Samstag geltende „Fair-Play“sowie Konkurrenzveranstaltungen“, die am Häfler Samstag und beim Freundschaftstreffen nach dem Umzug im Graf-Zeppelin-Haus stattfinden. Venus und Haller werfen Köppe zudem vor, sich selbst nicht so zu verhalten wie das in einem „Miteinander“ähnlicher Vereine üblich sei. So sollte auf seine Initiative eine Interessengemeinschaft von Fanfarenzügen gegründet werden, jedoch ohne den FGZ.
Die Antwort folgte umgehend
Seinerseits hat Uwe Köppe geantwortet, Stellung bezogen, die Vorwürfe zurückgewiesen und selbst einige Vorhaltungen gemacht. Der Seehasen-Fanfarenzug sei der älteste Zug in der Stadt. Oliver Venus habe beim Umzug und Narrenbaumstellen gesagt, „hier kommt der älteste und langsamste Fanfarenzug“, oder „wir haben haben zwar nicht den ältesten, aber den besten Fanfarenzug“– und damit den FGZ gemeint.
Der unangemeldete Besuch der Probe des Seehasen-Fanfarenzuges am Dienstag folgte. Und seit Mittwoch, 11.16 Uhr, scheint ein historischer Streit in dieser Stadt beigelegt.
Gemeinsame Erklärung
„Es ist kein Geheimnis, dass in der Vergangenheit zwischen beiden Vereinen immer wieder einmal Sand im Getriebe gewesen ist. Aber es ist auch kein Geheimnis, dass es sich beim Seehasen-Fanfarenzug und der Narrenzunft Seegockel um zwei der ältesten Vereine Friedrichshafens handelt“, schreiben Uwe Köppe und Oliver Venus in einer gemeinsamen Erklärung. Es sei beiden Vereinen in erster Linie wichtig, statt den Blick nach hinten zu richten, gemeinsam in die Zukunft zu schauen. In dem Gespräch am Dienstag habe man den Grundstein für ein gutes zukünftiges Miteinander gelegt und dabei besprochen, wie beide Seiten ihre Veranstaltungen gegenseitig bereichern können.
„Zu den Gründen, die zu dem vermeintlichen Streit zwischen dem Seehasen-Fanfarenzug und der Narrenzunft Seegockel rund um die Teilnahme am Narrensprung im kommenden Jahr geführt haben, werden sich weder der Fanfarenzug noch die Narrenzunft weiter öffentlich äußern“, schreiben die Vereinsvertreter. Für 2018 wird der Seehasen-Fanfarenzug wie gewohnt am Umzug teilnehmen – und auch die Veranstaltung im Lammgarten findet wieder statt.
Am Ende des Gesprächs habe man festgestellt: „Es war gut und wichtig, dass hier beide Seiten miteinander gesprochen haben. Wir freuen uns auf die Zukunft, doch jetzt vor allem auf die Fasnet 2018 in und um Friedrichshafen.“