Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Betriebe haben keine Kapazitäten frei
Volle Auftragsbücher – Gemeinde verbessert Barrierefreiheit
KRESSBRONN - Die Gemeindeverwaltung hat immer größere Schwierigkeiten, Firmen für Aufträge zu bekommen. „Das ist in diesem Jahr ein wirkliches Problem“, bringt es Oliver Schieber, Sachgebietsleiter Tiefbau, im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung auf den Punkt. So hat die Gemeinde beispielsweise auch heuer wieder die Barrierefreiheit der öffentlichen Straßen und Wege verbessert – doch von den eingestellten 10 000 Euro konnten bislang nur 6000 Euro verbaut werden – eben weil die Auftragsbücher der Firmen so voll sind.
Auch Andreas Wenzler, Sachgebietsleiter Hochbau, hat dieseErfahrung gemacht: „Wir haben in diesem Jahr beispielsweise noch viele offene Asphaltarbeiten. Die Verträge sind schon raus, aber wir warten auf die Umsetzung.“So gebe es seit geraumer Zeit Asphaltarbeiten in Gattnau zu erledigen, für die Oliver Schieber inzwischen mit drei verschiedenen Unternehmen jeweils Termine vor Ort hatte. „Nachdem wir von den ersten zwei Firmen gar nichts mehr gehört haben, hat die dritte nun immerhin ein Angebot geschickt, allerdings mit dem Hinweis, das die Ausführung 2017 schwierig wird. Und bei der Auftragslage ist jeder Schlechtwettertag einfach Gift für uns“, berichtet Oliver Schieber.
Nicht nur bei Asphaltarbeiten, auch bei anderen Ausbaugewerken sei die Situation so, dass es immer schwieriger werde, Firmen zu finden. „Die Auftragsbücher sind voll – und das wird für uns zunehmend mühsamer“, so Andreas Wenzler. Denn es gebe auf dem freien Markt einfach eine höhere Gewinnmarge, sodass Firmen nicht selten lukrativere Aufträge „dazwischen schieben“, hat der Fachmann aus dem Rathaus beobachtet. Zwar ist der Bauzeitenplan Grundlage der Vergabe – also der Plan, der die einzelnen Gewerke der Baustelle zeitlich einordnet und der für die Firmen dann verbindlich gilt – doch bei bis zu 35 Gewerken müsse nur einer unpünktlich sein, sodass sich der gesamte Plan um einige Wochen nach hinten verschiebe. „Und dann geht es schon nur noch um Freiwilligkeit bei den nachfolgenden Unternehmen“, sagt Andreas Wenzler mit Blick darauf, dass dann die angegebenen Daten nicht mehr verbindlich seien und das Unternehmen relativ frei in der Auftragsausführung sei.
Von 10 000 Euro konnten bislang nur 6000 Euro verbaut werden
Doch zurück zum Thema Barrierefreiheit: Hier sind für jedes Jahr insgesamt 10 000 Euro im Haushalt vorgesehen, allerdings konnten 2017 bislang nur 6000 Euro ausgegeben werden. So wurden die Gehwege in Kressbronn an allen Einfahrten und Kreuzungen bei Neubaumaßnahmen konsequent abgesenkt, als weitere Maßnahme wurden im Spätsommer die Baumscheiben an der Seestraße wieder stolperfrei gerichtet und neu gepflastert. Denn die Abdeckplatten der Baumscheiben heben sich durch das Wachstum der Bäume regelmäßig an und bilden zum Pflasterbelag des Gehweges eine Stolperkante, die dann auch für Rollstühle, Kinderwägen oder Rollatoren sehr unangenehm zum Befahren ist.
Gerne hätte die Gemeinde auch schon die noch ausstehende Hauptstraße in Angriff genommen, in der ebenfalls die Baumscheiben angeglichen werden sollen. Doch bislang waren die Firmen so ausgelastet, dass diese Maßnahme noch aussteht. „Das wollen wir in jedem Fall noch in diesem Jahr machen, sodass wir die restlichen Mittel schon noch wegbekommen“, zeigt sich Oliver Schieber zuversichtlich.
„Die Auftragsbücher sind voll – und das wird für uns zunehmend mühsamer.“Andreas Wenzler