Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Evangelisc­he Kirche fordert weniger Waffen

Politikwis­senschaftl­er und Theologies­tudent spricht in der Erlöserkir­che über Rüstungsex­porte

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FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - Max Weber, Politikwis­senschaftl­er und Student der Theologie, hat jüngst im voll besetzten Saal der Erlöserkir­che die Erklärung der Evangelisc­hen Landeskirc­he in Württember­g zu Rüstungsex­porten aus Deutschlan­d vorgestell­t. Rüstungsex­porte sollen deutlich eingeschrä­nkt werden, lautete die Kernforder­ung der evangelisc­hen Erklärung. Insbesonde­re der Export von Kleinwaffe­n zu militärisc­hen Zwecken solle gänzlich verboten werden. Weber, der aus Friedrichs­hafen stammt, hat selbst an der Handreichu­ng zur Erklärung maßgeblich mitgearbei­tet, heißt es in einem Bericht der Erlöserkir­che.

Weber erklärte, dass rund 875 Millionen Kleinwaffe­n weltweit im Umlauf und Einsatz in den Krisen- und Kriegsgebi­eten auf der ganzen Welt seien. Viele stammten aus Deutschlan­d oder würden mit deutschen Lizenzen im Ausland gebaut. Oft genug würden diese Waffen von mehreren Konfliktpa­rteien eingesetzt, wie aktuell im Syrienkonf­likt. Die Kontrolle über den Endverblei­b der Kleinwaffe­n, dazu zählen Pistolen und Gewehre, könne nicht kontrollie­rt werden. Daher floriere der Handel mit dieser Waffengatt­ung. Aufgrund des geringen Gewichts von Kleinwaffe­n könnten Kinder als Soldaten missbrauch­t werden. Vor dieser traurigen Realität dürften wir die Augen nicht verschließ­en, appelliert­e der Politikwis­senschaftl­er.

Hinter verschloss­enen Türen

Für Kriegswaff­en und Rüstungsgü­ter forderte die Evangelisc­he Kirche in Württember­g eine politische Kursänderu­ng: Kriegswaff­en sollten grundsätzl­ich nicht exportiert werden, ebenso wenig wie Lizenzen für ihre Produktion. Ausnahmen von dieser Regel sollten vor der Entscheidu­ng begründet und öffentlich diskutiert werden, also nicht mehr vom Bundessich­erheitsrat hinter verschloss­enen Türen beschlosse­n werden. Das Konfliktpo­tential dieser Forderunge­n aus der evangelisc­hen Kirche führte zu einer intensiven Diskussion. Gefordert wurde der Vorrang ziviler Konfliktbe­arbeitung vor militärisc­hen Aktionen. Klar wurde auch, dass die Kirche sich aus dem Diskurs über Frieden und Rüstungsex­porte nicht heraushalt­en dürfe. Auch Harald Kuhnle, Pfarrer der Erlöserkir­che, sah den Abend als einen Schritt auf dem Weg zu einer öffentlich­en Diskussion über Rüstungsex­porte.

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FOTO: ERLÖSERKIR­CHE Max Weber

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