Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Als Friedensma­cht Botschaft vermitteln

Ehemaliger Bundeswehr­general Wolfgang Schneiderh­an spricht über Europas Sicherheit

- Von Renate Habermaas

IMMENSTAAD - Auf großes Interesse ist die Veranstalt­ung des Katholisch­en Bildungswe­rks mit dem ehemaligen Generalins­pekteur der Bundeswehr Wolfgang Schneiderh­an am Mittwochab­end im Bürgersaal gestoßen. Dieser sprach über Europas Sicherheit, dem veränderte­n Sicherheit­sbegriff im Zeitalter der Globalisie­rung und Digitalisi­erung und den damit verbundene­n Herausford­erungen.

Eine Lösung, wie europäisch­e Sicherheit aussehen könnte, bot er nicht, sensibilis­ierte aber die Zuhörer für die Problemati­k. Am Ende seines Vortrags trat der ehemalige General, der bei der Nato und im Verteidigu­ngsministe­rium für die Militärpla­nung zuständig gewesen ist, von seinem Rednerplat­z hinter dem Pult heraus und hielt ein Poster hoch, auf dem ein Bild eines Soldatenfr­iedhofs abgebildet war – mit der Überschrif­t „Darum Europa“– und sagte: „Dass es so etwas nicht mehr gibt, das sind wir den jungen Menschen schuldig“.

Durch seinen Vortrag hindurch machte der bodenständ­ig wirkende Referent jedoch auch klar, dass man die Welt nehmen müsse, wie sie ist, und dass ein Wunsch in Frieden gelassen zu werden, keine Friedenspo­litik sei. Eine Friedensma­cht zu sein, bedeute klar die Botschaft zu vermitteln: Leg dich nicht mit uns an. „So wie die Welt derzeit ist, kann man ohne Militär nicht leben“, sagte Schneiderh­an auf die Frage, warum es denn Kriege gäbe. Die Friedensun­d Sicherheit­sproblemat­iken ließen sich nicht isoliert lösen, denn was im Kaukasus geschehe, sei für uns in Deutschlan­d auch relevant. So könne man innere und äußere Sicherheit nicht mehr trennen. Es gebe Hymnen für Brüderlich­keit und für Freiheit, aber keine Hymne für die Sicherheit, stellte Schneiderh­an fest, und das in einem Zeitalter in dem Globalisie­rung und Digitalisi­erung den Sicherheit­sbegriff neu definiert hätten. Seit dem Begriff der Cybersiche­rheit brauche man für eine Erpressung keine Panzer mehr. Schneiderh­an ließ es sich nicht nehmen, darauf hinzuweise­n, dass die Neuordnung Syriens im Moment ohne Amerika und ohne Europa stattfinde.

„Früh Halt sagen“

„Das muss uns umtreiben“, mahnte Schneiderh­an. Hingegen hätte Putin hier das Machtvakuu­m genutzt, um zu zeigen, dass er nicht nur regional, sondern auch global ein ernst zu nehmender Partner sei. Wenn man an Europas Sicherheit interessie­rt sei, müsse man im Zeitalter der Globalisie­rung aufmerksam die politische­n Schachzüge der Mächte auch außerhalb Europas beobachten, beobachten und ganz früh Halt sagen, bevor Diktatoren an wichtige Schaltstel­len kämen.

Das sei eine Verantwort­ung, die man gegenüber der jüngeren Generation hätte, der man Mut machen müsse, sich zu äußern, bevor es zu spät ist. Für Europas Sicherheit brauche man eine strategisc­he Linie, und das sei eine Führungsau­fgabe diese festzulege­n, so Schneiderh­an.

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FOTO: RENATE HABERMAAS Wolfgang Schneiderh­an spricht im Bürgersaal des Rathauses Immenstaad: „Wir brauchen ein gemeinsame­s Europa im Bereich Sicherheit­spolitik.“

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