Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Lothar Derkorn kommt in Schulfamilie an
Gelungene Einsetzungsfeier für neuen Leiter der Eugen-Bolz-Schule in Brochenzell – Kompliment an Lehrer und Kinder – Freude über männliche Lehrkraft
BROCHENZELL - Wie es Brauch ist an Brochenzells Grundschule, so hat sich die Einsetzungsfeier für Lothar Derkorn am Mittwochmittag gestaltet – kindgerecht, kreativ und in familiärer Wohlfühlatmosphäre. Der neue Schulleiter dankte nach 75 Minuten für eine „tolle Feier“, in der die Reden ebensoviel Anteil hatten wie die beeindruckenden Beiträge der Kinder und Kolleginnen.
„Schön dich zu seh’n“, hieß es im Eingangslied – „damit sprechen uns die Kinder aus dem Herzen“, bekräftigte Elisabeth Klein seitens der Lehrerschaft. Von der Bibelstelle „Nehmt Neuland unter den Pflug“(Hosea) dürfe sich nicht nur Derkorn angesprochen fühlen – auch das Kollegium wolle kein Zuschauer sein, sondern anpacken.
Was der neue Mann an der Spitze (in Nachfolge des nach Grünkraut abgewanderten Harald Kordes) vorhat und was ihn ausmacht – das brachte in charmanter Weise ein Interview nahe, das Schulrätin Martina Plümacher mit Derkorn führte. So erfuhren die Zuhörer (speziell zubereitet auch für die Kinder), dass die Motivation für die Schulleitung „schon immer in mir geschlummert hat“– und nach dem Engagement in Friedrichshafen und Langentrog auf den richtigen Moment wartete, der mit der freien Stelle in Brochenzell kam.
Oder was es mit Derkorns „versteckten Talenten“auf sich hat: „Musik ist meine große Leidenschaft“, bekannte der neue Schulleiter, der in der Band „Scoville“als Bassist agiert. Viele Lacher und kräftigen Beifall löste Lothar Derkorns Antwort auf die Frage aus, was er in drei Jahren in der Zeitung stehen sieht: „Meckenbeurer und Tettnanger ratlos – Viertklässler der Eugen-Bolz-Schule verweigern den Schulwechsel.“
Doch auch im Rückblick plauderte der 45-Jährige aus dem Nähkästchen. Etwa, dass er eine Ausbildung als Buchhändler gemacht und dann in einem Buch- und Musikverlag gearbeitet habe. Dass dann eine freiwillige Stunde, die er in einer Schule hielt, die Zäsur brachte: „Lehrer ist ein toller Beruf“, so Derkorns Erkenntnis sowie augenzwinkernd: „Aber Schulleiter ist natürlich noch besser.“Der evangelische Schuldekan Frank Eberhardt wünschte – auch im Namen seiner katholischen Kollegin und in Fortführung des Paulus-Wortes –, „dass Sie mit allen Gliedern des Schulkörpers in guter Verbindung bleiben“.
Ein großes Kompliment an Lehrer und Kinder für das „wunderschöne Programm“stellte Andrea Rist an den Anfang ihres Grußwortes. Die geschäftsführende Leiterin aller Meckenbeurer Schulen gab zu bedenken, dass es wenige Berufe gebe, an die die Gesellschaft solch widersprüchliche Erwartungen stellt wie an den des Schulleiters – „und du, lieber Lothar, hast dich nicht abschrecken lassen“. Als Rat hielt die Kehlener Schulleiterin abschließend parat: „Man kann den Wind nicht ändern, aber die Segel richtig setzen.“
Anette Kramer überbrachte als stellvertretende Bürgermeisterin die Glückwünsche der Gemeinde. „Es freut uns, dass Sie in der Schussengemeinde geblieben sind“, bezog sie sich darauf, dass Lothar Derkorn zuletzt bereits an der Eduard-MörikeSchule in Langentrog im Schulleitungsteam mitgewirkt hatte. Einen „perfekten Start“bescheinigte sie ihm seit September und freute sich für die Kinder, „eine männliche Lehrkraft erleben zu dürfen“.
„Wir sind eine Schulfamilie“, brachte es die Elternbeiratsvorsitzende Waltraud Hartwich auf den Punkt, bei der sich alle zusammengehörig fühlen. Die Anspannung, ob „der Neue“dazupasst, habe sich angesichts Derkorns offener und herzlicher Art gleich beim ersten Zusammentreffen gelegt.
Hatte in der Folge das Kollegium Derkorns Schultüte Stück für Stück gefüllt, so erklang als Überraschung die Schulhymne. Derkorns Dankesworte kamen von Herzen, ehe sich ein geselliger Teil anschloss.