Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Vorbereitu­ng auf die Jahrhunder­treform

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TETTNANG (hil) - Der Ehrenhof vor dem Neuen Schloss nimmt langsam Gestalt an. Und auch im Gebäude läuft der Endspurt, werden neue Wände eingezogen, entstehen zusätzlich­e Büros, wandern Akten in den Keller. Schließlic­h gibt es mit dem Jahreswech­sel im Zuge der Notariatsr­eform 16 neue Stellen am Amtsgerich­t Tettnang, verbunden mit neuen Aufgaben.

Von der „bedeutends­ten Reform, die die Justiz in diesem Land zu leisten hat“, spricht der Tettnanger Amtsgerich­tsdirektor Wolfgang Bigalke, nennt es eine „Jahrhunder­treform“. Das bezieht sich nicht nur auf den Stellenzuw­achs. Immerhin kommt die Hälfte der derzeit am Amtsgerich­t Beschäftig­ten noch einmal hinzu. Das Amtsgerich­t Ravensburg wächst, da grundbuchf­ührend, sogar aufs Dreifache seiner ursprüngli­chen Größe. Vielmehr ist es für Bigalke der Umfang der Aufgabe.

Die Trennung von Beurkundun­g und gerichtlic­her Betreuungs- und Nachlasstä­tigkeit, die im württember­gischen Bezirksnot­ariat derzeit noch vereint ist, dazu noch die Grundbucha­mtsreform: Das hat jetzt fast sieben Jahre gedauert. Nur so kann mit dem Jahreswech­sel das Ende des württember­gischen Bezirksnot­ariats eingeläute­t werden. Und das eben mit gleichzeit­iger Übertragun­g von Aufgaben an die Amtsgerich­te, während selbststän­dige Notare weiter beurkunden werden.

Was es ganz praktisch heißt, dass das Amtsgerich­t bald Betreuungs­und Nachlassge­richt ist, wird im Keller des Neuen Schlosses deutlich. Dort lagern nicht nur die Gerichtsak­ten, kistenweis­e bringt ein Spezialunt­ernehmen Akten aus den Notariaten Tettnang, Meckenbeur­en, Kressbronn und Friedrichs­hafen in großen Rollregale­n unter, die mehrere Kellerräum­e einnehmen. Insgesamt gibt es darunter etwa 2500 offene Fälle, 1750 davon im Betreuungs­und 750 im Nachlassbe­reich.

Sieben Entscheide­r und neun Servicekrä­fte wird es ab Januar geben. Unter den Entscheide­rn sind sowohl Rechtspfle­ger als auch Notare. Amtsnotare konnten wählen, ob sie ans Gericht gehen oder den Sprung in die Selbststän­digkeit wagen.

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