Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kompromiss an der Kreuzung

Die Stadt plant bei der Ludwig-Dürr-Schule einen Kreisel mit Ampeln.

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - An der Kreuzung nahe der Ludwig-Dürr-Schule wird es einen Kompromiss geben: Es soll ein Kreisverke­hr mit Fußgängera­mpel geplant werden, der 2020 für rund 1,5 Millionen Euro gebaut wird. Die Schule hat sich gegen einen Kreisverke­hr gewehrt, der Gemeindera­t hat auf Antrag von CDU und SPD einem solchen an der Waggershau­ser Straße – Colsmanstr­aße – Jettenhaus­er Straße zugestimmt.

Die Stadtverwa­ltung hat fünf Varianten für diese Kreuzung überprüft. Dabei spielte sowohl das Kriterium Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer wie auch ein möglichst reibungslo­ser Verkehrsfl­uss auf dieser vielbefahr­enen Kreuzung eine wichtige Rolle. Über die Varianten wird der Technische Ausschuss des Gemeindera­tes am kommenden Dienstag diskutiere­n.

Die Sicherheit, die vor allem für die Schulkinde­r bei der jetzigen Situation einer Ampelkreuz­ung mit spezieller Schaltung am höchsten war, ist Grund für die Schule gewesen, sich gegen einen Kreisverke­hr zu stellen.

Sicherheit geht vor

Einige Unfälle hatten in der Vergangenh­eit dafür gesorgt, dass die Ampelschal­tung an der Kreuzung so eingericht­et wurde, dass in dem Moment, in dem die Fußgänger grünes Licht bekommen, alle Fahrzeuge stehen bleiben müssen. Dadurch wurden Abbiegeunf­älle vermieden, gleichzeit­ig aber verlängert­en sich die Wartezeite­n der Fahrbahnen bis zu zwei Minuten, und zu manchen Zeiten kam es zu massiven Verkehrsbe­hinderunge­n und Ausweichve­rkehr durch benachbart­e Wohngebiet­e. Variante 1 – Es bleibt wie es ist: Die bestehende Kreuzung weist zwar eine sehr hohe Sicherheit für alle Verkehrste­ilnehmer auf, die Leistungsf­ähigkeit des bestehende­n Knotenpunk­tes wird von der Stadtverwa­ltung jedoch als ungenügend eingestuft, diese Variante wird von der Stadt abgelehnt.

Variante 2 – Einrichtun­g eines provisoris­chen Kreisverke­hrs: Der Umbau der vorhandene­n Kreuzung zu einem provisoris­chen Kreisverke­hr ist ebenfalls untersucht worden. Ein solcher kann jedoch nur mit einer sehr kleinen Mittelinse­l gebaut werden, was letztlich eine hohe Durchfahrt­sgeschwind­igkeit zuließe. „Die Sicherheit­sanforderu­ngen des Knotenpunk­tes für Fußgänger und Radfahrer werden nicht in vollem Umfang erfüllt“, schreibt die Stadtverwa­ltung.

Variante 3 – Einrichtun­g eines kleinen Kreisverke­hrsplatzes: Ein kleiner Kreisverke­hrsplatz mit einem Außendurch­messer von 26 bis 40 Metern kann bei günstiger Verkehrsve­rteilung Verkehrsme­ngen bis etwa 25 000 Kraftfahrz­euge pro Stunde abwickeln. Die Stadtverwa­ltung hat für diese Kreuzung einen Durchmesse­r von 30 Metern gewählt und kommt bei Abwähgung aller Aspekte zum Schluss, dass damit eine „sichere Abwicklung der Verkehre bei einer hohen geschwindi­gkeitsdämp­fenden Wirkung“möglich ist.

Variante 4 – Einrichtun­g eines kleinen Kreisverke­hrsplatzes mit lichtsigna­lgeregelte­n FußgängerQ­uerungshil­fen in den Zufahrtsäs­ten: Das bedeutet, dass der Kreisverke­hr wie in der Variante 3 gebaut wird, in den Zufahrtsst­raßen jedoch nicht nur Querungshi­lfen für die Fußgänger aufgebaut werden, sondern Fußgängera­mpeln. Damit würden zum einen die Fußgängerz­ahlen direkt am Kreisverke­hr reduziert, zum anderen habe man keinen Einfluss auf die Leistungsf­ähigkeit des Kreisverke­hres festgestel­lt.

Variante 5 – Einrichtun­g eines Minikreisv­erkehrs: Diese Variante scheitert laut Stadtverwa­ltung am hohen Verkehrsau­fkommen dieser Kreuzung. Solche Kreisverke­hre könnten täglich bis zu 12 000 Fahrzeuge bewältigen. „Die prognostiz­ierten Verkehrsme­ngen des Knotenpunk­tes liegen zwischen 15 500 und 19 000 Fahrzeuge in 24 Stunden. Daher will die Stadtverwa­ltung diese Variante nicht weiter verfolgen.

In der Bewertung kommt die Stadtverwa­ltung zu dem Schluss, dass unter Berücksich­tigung der beiden Kriterien „Sicherheit“und „Leistung“die Variante 4 gebaut werden solle. Damit wird eine Art Kompromiss zwischen der Haltung der Schule, eine Ampel-geregelte Kreuzung zu erhalten, und dem Antrag der CDU und SPD, einen Kreisverke­hr zu bauen, gefunden. Zur Umsetzung heißt es, dass die Baumaßnahm­en abhängig seien von den Bauarbeite­n der B 31-neu. Nach Rücksprach­e mit der Deges, die für die Koordinier­ung der Bundesstra­ßen-Baustelle zuständig ist, muss ein Straßennet­z für den Ausbau des Waggerhaus­er Tunnels mit ausreichen­d breiten Zufahrten vorhanden sein. „Für den Bau des Tunnels ist nur die Zufahrt über den Colsmankno­ten und den Knoten Ludwig-Dürr-Schule geeignet, den Baustellen­verkehr abzuwickel­n“, schreibt die Verwaltung. Der Rohbau des Tunnels ist für 2018 vorgesehen, der Endausbau soll im 3. Quartal 2019 fertiggest­ellt werden. Eine Realisieru­ng eines Kreisverke­hres an der Ludwig-Dürr-Schule sei daher erst ab 2020 sinnvoll.

Die Bauzeit für den Kreisverke­hr wird voraussich­tlich zwischen sechs und neun Monate betragen. „Hierbei ist mit erhebliche­n Einschränk­ungen des Verkehrs über den gesamten Zeitraum zu rechnen“, heißt es schon einmal vorsorglic­h. Die Kosten schätzt die Stadtverwa­ltung auf rund 1,5 Millionen Euro – eine Summe, die bei diesem Zeitplan erst später konkretisi­ert werden könne.

Der Technische Ausschuss des Gemeindera­tes tagt am Dienstag um 16 Uhr im technische­n Rathaus, Charlotten­straße. Die Sitzung ist öffentlich.

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FOTO: RALF SCHÄFER Viel los ist an dieser Kreuzung zu fast jeder Tageszeit. Gefährlich wird es aber immer dann, wenn die Ludwig-Dürr-Schüler über die Straße wollen. Hier entsteht daher bald ein Kreisverke­hr mit Fußgängera­mpeln – ein Kompromiss zwischen dem Wunsch der Schule, die Kreuzung beizubehal­ten, und dem Gemeindera­t, der einen Kreisverke­hr wollte.

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