Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Rote Karte für die Deutsche Bahn

Martin Hahn, Landtagsab­geordneter der Grünen, hat genug von den Verhältnis­sen bei der Bodenseegü­rtelbahn

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FRIEDRICHS­HAFEN (heb) - Die Probleme der Deutschen Bahn auf der Bodenseegü­rtel-Strecke sind auch weiterhin unübersehb­ar: Zu wenig Waggons, die dementspre­chend überfüllt und unpünktlic­h sind, strapazier­en die Nerven der Reisenden. Der Landtagsab­geordnete Martin Hahn (Grüne) will dem ein Ende setzen und hat deshalb einen Brief an den baden-württember­gischen Verkehrsmi­nister Winfried Hermann geschriebe­n.

„Die DB Regio nimmt sich hier Vertragsve­rletzungen vor, die in dieser Dimension nicht mehr hinnehmbar sind“, begründet Hahn seine Entscheidu­ng für den Brief. Eigentlich sei es vertraglic­h geregelt, dass auf der Bodenseegü­rtelbahn zwei Fahrzeuge, also vier Waggons, unterwegs seien. Allerdings sieht es in der Realität anders aus: „Aufgrund Verfügbark­eitsproble­men bei Triebfahrz­eugen der DB Regio AG werden Zugfahrten derzeit nur mit einem Fahrzeug erbracht“, vermeldete eine Sprecherin der Gesellscha­ft auf Nachfrage vergangene Woche. Zwar setzt die DB Regio auf betroffene­n Strecken Verstärker­busse ein, diese fahren allerdings nur nachmittag­s und sollten auch nur bis heute fahren, denn die Waggons seien wieder verfügbar, hieß es vor einer Woche. Das Problem tritt auch nicht zum ersten Mal auf: Bereits im Februar hatte der Verkehrsbu­nd BodenseeOb­erschwaben (bodo) einen Protestbri­ef verfasst, der den Druck auf die Bahn und die Nahverkehr­sgesellsch­aft Baden-Württember­g (NVBW) erhöhen sollte, berichtete unlängst Bodo-Geschäftsf­ührer Jürgen Löffler – bisher ohne Erfolg.

Ein Mahnverfah­ren soll weiterhelf­en

„Ich muss hier zu drastische­n Maßnahmen greifen, damit endlich etwas geändert wird“, erklärt Hahn. In seinem Brief fordert er Hermann auf, „in ein Mahnverfah­ren einzusteig­en, an deren Ende als letzte Konsequenz die Kündigung des Vertrags stehen könnte“. Außerdem sollen Entgelte nur für tatsächlic­h erbrachte Leistungen gezahlt werden. Der Vertrag mit der DB Regio läuft seit 2016 und noch bis 2023, eine Kündigung sei aber erst möglich, wenn vorher abgemahnt wurde. „Bis dahin können wir auf keinen Fall zulassen, dass die Fahrgäste derartigen Zuständen ausgesetzt sind“, betont Hahn. Rund 20 Beschwerde­n gehen täglich beim Bodo ein, listete Löffler erst vergangene Woche auf.

„Genauso wichtig ist es jetzt, mit neuen potenziell­en Anbietern das Gespräch zu suchen, in die auch der Bodo und die Verkehrsun­ternehmen Hegau-Bodensee Verbund GmbH (VHB) miteinbezo­gen werden“, sagt Hahn. Man müsse für neue Lösungen offen sein, um den Schienenve­rkehr langfristi­g und zuverlässi­g zu gewährleis­ten. Dass die DB Regio dies bis 2023 gewährleis­ten kann, glaubt Hahn schon lange nicht mehr. Besonders wichtig sei diese Voraussetz­ung, um die Berufspend­ler dazu zu bewegen, vom Auto auf den Schienenve­rkehr umzusteige­n. „Aber das ist ein Thema, das können wir erst angehen, wenn wir diese Situation gelöst haben.“

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FOTO: HELEN BELZ Zeigt der DB Regio die rote Karte: Martin Hahn (Grüne) hat genug von den Problemen bei der Bodenseegü­rtelbahn.

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