Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Erinnerungen an Artur Schnabel
Artur Schnabel (1882-1951) ist eine Klavierlegende. Seiner Autobiografie gab er den Titel: „Du wirst nie ein Pianist sein“– ein Zitat seines Wiener Klavierlehrers. Es war ein Kompliment. Denn der Satz hatte eine zweite Hälfte, und die lautet: „Du bist ein Musiker.“Die Wirkung Artur Schnabels auf sein Publikum sollte auf der durchdachten Gestaltung seines Klavierspiels beruhen, nicht auf der Selbstpräsentation als Virtuose. Und auf der Konzentration auf ein anspruchsvolles Repertoire. Schnabel hat in den Jahren von 1932 bis 1937 erstmals alle 32 Klaviersonaten von Beethoven eingespielt. 1939 emigrierte er in die USA.
Sony erinnert an Schnabel mit der Veröffentlichung der Aufnahmen, die in den USA für das Label RCA Victor entstanden sind. Damit ist man schnell fertig, denn die meisten Schallplatten hatte Schnabel für ein englisches Label produziert. Zu hören sind auf der nun erschienenen Doppel-CD Beethovens 4. und 5. Klavierkonzert – und zwar mit dem Chicago Symphony Orchestra, das 1942 unter Frederick Stock weitaus packender spielt als das Londoner Orchester der älteren Aufnahmen. Ferner sind die Beethoven-Sonaten Nr. 30 und 32 zu hören, deren Veröffentlichung sich Schnabel aber zu Lebzeiten widersetzt hatte (die Platte erschien 1970). Der Bookletbeitrag wundert sich darüber. Aber Schnabel war sich ganz offensichtlich klar: Er konnte das besser. Nicht besser konnte allerdings damals die Aufnahmetechnik sein. Davon profitieren die Aufnahmen heute noch. (man) Artur Schnabel, The RCA Victor Recordings, Sony.