Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wir bitten um Gnade
Odu fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! Na, haben Sie das Lied bereits im Ohr? Nein? Jetzt schon! Und wissen Sie was, Sie können uns dankbar sein, dass wir Sie endlich in die Spur bringen. Denn bis Heiligabend mag es zwar noch eine Weile hin sein, aber ein Hauch von Fröhlichkeit, Seligkeit und vor allem Gnade kann nie schaden. Gerade jetzt im Advent, der inzwischen in etwa so besinnlich ist, wie ein Glühweinstand auf einem Weihnachtsmarkt, kurz bevor die letzte Runde Glühmost, Feuerzangenbowle, Lumumba oder Glühwein mit Schuss ausgeschenkt wird.
Natürlich haben wir nichts gegen Glühwein und die nach ihm benannten Stände. Ganz im Gegenteil. Doch wünschen wir uns, dass nicht von Ostern bis Heiligabend aus allen Ecken Weihnachtslieder dudeln, plötzlich zum Jahresende hin ein Termin den nächsten jagt und diese unnötige und laute Hektik ausbricht. Wie irritierend das sein kann, zeigte sich an den Händen einer Radfahrerin, mit denen diese Zeilen verfasst worden sind und die auf dem Weg zur Arbeit in einem schwarzen und einem blauen Handschuh steckten. Huch! Wie beruhigend, dass auch die Verkäuferin einer Häfler Bäckerei ob der vorweihnachtlichen Reizüberflutung verwirrt zu sein scheint. Sie verabschiedete sich freundlich mit: „Ein schönes Wochenende.“Ein sehr frommer Wunsch – besonders am Montagmorgen.