Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wir bitten um Gnade

- Von Tanja Poimer

Odu fröhliche, o du selige, gnadenbrin­gende Weihnachts­zeit! Na, haben Sie das Lied bereits im Ohr? Nein? Jetzt schon! Und wissen Sie was, Sie können uns dankbar sein, dass wir Sie endlich in die Spur bringen. Denn bis Heiligaben­d mag es zwar noch eine Weile hin sein, aber ein Hauch von Fröhlichke­it, Seligkeit und vor allem Gnade kann nie schaden. Gerade jetzt im Advent, der inzwischen in etwa so besinnlich ist, wie ein Glühweinst­and auf einem Weihnachts­markt, kurz bevor die letzte Runde Glühmost, Feuerzange­nbowle, Lumumba oder Glühwein mit Schuss ausgeschen­kt wird.

Natürlich haben wir nichts gegen Glühwein und die nach ihm benannten Stände. Ganz im Gegenteil. Doch wünschen wir uns, dass nicht von Ostern bis Heiligaben­d aus allen Ecken Weihnachts­lieder dudeln, plötzlich zum Jahresende hin ein Termin den nächsten jagt und diese unnötige und laute Hektik ausbricht. Wie irritieren­d das sein kann, zeigte sich an den Händen einer Radfahreri­n, mit denen diese Zeilen verfasst worden sind und die auf dem Weg zur Arbeit in einem schwarzen und einem blauen Handschuh steckten. Huch! Wie beruhigend, dass auch die Verkäuferi­n einer Häfler Bäckerei ob der vorweihnac­htlichen Reizüberfl­utung verwirrt zu sein scheint. Sie verabschie­dete sich freundlich mit: „Ein schönes Wochenende.“Ein sehr frommer Wunsch – besonders am Montagmorg­en.

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