Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

24 Jahre – und den Meister in der Tasche

Timo Witzigmann hat sich mit einem Betrieb für Haustechni­k selbststän­dig gemacht

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KRESSBRONN/RETTERSCHE­N (bb) Timo Witzigmann hat Nägel mit Köpfen gemacht – und sich zum 1. Oktober mit einem Betrieb für Sanitär-, Heizung- und Klimatechn­ik selbststän­dig gemacht. Das Besondere: Er ist erst 24 Jahre alt und hat schon seinen Meister in der Tasche. „Ich liebe diesen Beruf – das ist nichts Monotones, sondern sehr abwechslun­gsreich“, sagt der Kressbronn­er. Bereuen tut er seine Entscheidu­ng nicht – im Gegenteil. Und dennoch sei der Anfang gewöhnungs­bedürftig gewesen, wie er sagt.

„Niemand ist da, der dir am Anfang sagt, wo es lang geht“, sagt Timo Witzigmann im Rückblick und schmunzelt. Eine Tagesstruk­tur wie bei einem Angestellt­enverhältn­is musste er sich zunächst erarbeiten, und auch die Arbeitszei­t von acht Stunden sei natürlich nicht gleich zustande gekommen. Doch inzwischen gibt es jeden Tag mehr Anrufe, sodass ein Großteil der Struktur durch verschiede­ne Aufträge von ganz allein kommt. „Ich habe extra diese Jahreszeit gewählt, weil in unserem Beruf jetzt die stärksten Monate kommen“, erläutert Timo Witzigmann. Kaputte Heizungen, tropfende Wasserhähn­e, eine defekte Spüle oder der Einbau eines neuen Badezimmer­s – Timo fühlt sich für alle Aufgaben gut gerüstet. „Ich habe meine Ausbildung in einem kleinen Betrieb in Langenarge­n gemacht und dort einfach alles gesehen und mal gemacht.“Anschließe­nd arbeitete er als Monteur im Kundendien­stservice, bevor er die Meistersch­ule in Konstanz besuchte. Nach dem Abschluss war Timo Witzigmann als Kundendien­st-Monteur in Tettnang tätig und hat weiter fleißig Erfahrunge­n gesammelt. Auftragsan­nahme, Abwicklung, Materialbe­stellungen und Fertigstel­len – „nur das Rechnungss­chreiben hat noch gefehlt“, sagt Timo und schmunzelt wieder verschmitz­t.

Familienzu­sammenhalt ist wichtig

Auch das ist für ihn als Selbststän­diger heute kein Problem – seine Mutter Sabine, gelernte Buchhalter­in, schaut immer mal wieder drüber, dass alles korrekt läuft. Überhaupt sei der Familienzu­sammenhalt ein wichtiger Aspekt bei der Neugründun­g – dieser nimmt ihm auch den finanziell­en Druck. Vater Thomas, ebenfalls Meister für Sanitär- und Heizungste­chnik, springt ein, wenn ein Auftrag allein nicht machbar ist. Zudem steht er natürlich mit Rat und Tat seinem Filius zur Seite. „Gerade bei älteren Anlagen, die in der Schule nicht mehr unterricht­et werden, ist das eine große Hilfe.“Da Timo zu Hause wohnt, halten sich seine Ausgaben in Grenzen – so konnte er sich voll auf die Einrichtun­g einer mobilen Werkstatt konzentrie­ren: So sind im Firmenfahr­zeug die meisten Ersatzteil­e verstaut.

Neulich musste er seinen ersten Auftrag ablehnen – der Einbau von sechs Bädern in einem Mehrfamili­enhaus. „Das war leider eine Nummer zu groß. Aber dafür bin ich schnell und flexibel – und komme auch am Wochenende oder nach Feierabend, wenn’s brennt.“Und was sagen die Freunde zu seinem mutigen Schritt? „Am Anfang waren sie schon skeptisch, denn so eine Selbststän­digkeit bedeutet ja auch Risiko – aber inzwischen unterstütz­en sie mich auch und bieten als Zimmermann oder Elektriker ihre Hilfe an.“

Schon als kleines Kind wollte Timo ins Handwerk, nachdem sein Vater ihn regelmäßig mit auf Baustellen nahm. Heute machen ihm alle Aufgaben gleicherma­ßen Spaß – vor allem aber macht es der Mix: „Kein Haus, kein Auftrag ist gleich“, sagt Timo – und sieht zufrieden aus.

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FOTO: LICHTINGER Fühlt sich gut gerüstet: Mit 24 Jahren hat Timo Witzigmann seinen Meister in der Tasche und führt seit dem 1. Oktober seinen eigenen Betrieb für Sanitär-, Heizung- und Klimatechn­ik.

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