Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Goldenes Fahrrad sucht neuen Parkplatz
Ohne Sondernutzungserlaubnis darf es vor dem K42 nicht stehen bleiben
Ohne Sondernutzungserlaubnis darf es vor dem K42 nicht stehen bleiben.
FRIEDRICHSHAFEN (li/sz) - Eigentlich sind Fahrräder in der Altstadt ja grundsätzlich willkommen. Eines allerdings nicht – obwohl es optisch was hermacht und aus der Masse deutlich heraussticht. Es ist nämlich komplett golden. Seit Kurzem steht es vor dem K42 – darf da aber nur bleiben, wenn sein Besitzer ganz offiziell um Erlaubnis fragt. Der macht mit dem guten Stück nämlich Werbung.
In der Konstanzer Innenstadt hat das Theater Konstanz eine ganze Menge von diesen goldenen Fahrrädern aufgestellt. Mit Sprüchen wie „Gott lenkt“, „Hosanna“oder „Warum hast du mich verlassen?“– ergänzt um den Hinweis „JC Superstar“und ausgestattet mit einer kleinen Box, aus der sich Neugierige Info-Flyer für die Aufführungen der Rock Oper „Jesus Christ Superstar“mitnehmen dürfen. Ein einziges Fahrrad hat es nun sogar bis Friedrichshafen geschafft und steht dort brav am Fahrradständer am K42. Manchmal im Verein mit anderen Rädern, manchmal auch ganz einsam und verlassen. Es verhält sich ruhig, hat bisher niemanden angeklingelt oder sogar angefahren und auch nicht proaktiv Kettenschmiere an Hosenbeinen von Passanten verteilt. Trotzdem wird es nun des Fehlverhaltens bezichtigt. Und zwar von der Friedrichshafener Stadtverwaltung.
Dieses Fehlverhalten besteht darin, dass das goldene Rad keine Sondernutzungserlaubnis vorweisen kann. Das Fahrrad sei nicht fahrtüchtig und stelle eine„Werbeanlage mit Flyern“dar, teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage der SZ mit. Deshalb habe man das Theater Konstanz aufgefordert, eine solche Sondernutzungserlaubnis nachträglich zu beantragen – oder das Fahrrad andernfalls zeitnah zu entfernen. Kleinlicher Bürokratismus? Aus dem Rathaus heißt es dazu: „Dies ist die übliche Vorgehensweise.“Eine Sondernutzung müsse üblicherweise im Vorfeld beantragt werden und wäre laut Stadtverwaltung auch in diesem Fall gegen eine geringe Gebühr erteilt worden. Da auch andere Firmen, Vereine oder Institutionen, eine Sondernutzungserlaubnis für das Aufstellen von Werbeanlagen beantragen müssten, ,„müssen wir auch in diesem Fall darauf bestehen“. Man müsse hier alle gleich behandeln.
Nun, das Theater Konstanz möchte einen anderen Weg einschlagen, ruft stattdessen private Grundstückseigentümer in der Häfler Innenstadt dazu auf, dem goldenen Fahrrad eine neue Heimstatt anzubieten – und verspricht als Gegenleistung zwei Freikarten für „Jesus Christ Superstar“.
Wer dem Fahrrad einen vorübergehenden Parkplatz anbieten möchte, kann sich per E-Mail ans Theater Konstanz wenden:
Presse.Theater@konstanz.de