Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
In der Segelmacherei weht frischer Wind
Vater und Sohn peppen traditionelles Handwerk mit innovativen Ideen auf
MEERSBURG - Wenn Marc und Alf Pfeiffer mit ihrem Boot auf dem Bodensee segeln, kommt ihnen nicht selten eines ihrer Unikate entgegen. Denn seit fast 30 Jahren stellt der Familienbetrieb Pfeiffer maßgefertigte Segel her. Doch die beiden Segelmacher sehen immer mehr Herausforderungen für ihr Handwerk.
Nach seiner Abschlussprüfung als Segelmacher-Meister stand für Alf Pfeiffer fest: Er will sich als Segelmacher in seiner Heimatstadt Meersburg niederlassen. Zuerst tat er das als Vertreter. Das heißt, er beriet Kunden in Meersburg und entwarf die Segel. Hergestellt wurden die dann aber bei einer Partnerfirma im Ausland. „Das ging nicht lange gut. Schon die ersten zwei Aufträge kamen zu spät an und dann auch noch mit den falschen Maßen“, erinnert sich Alf Pfeiffer. Schnell hatte er davon genug und gründete 1988 seine eigene Firma, Pfeiffer Segel. „Ich wusste einfach, dass ich das selbst schneller und besser kann“, sagt er.
Seitdem wächst der Meersburger Betrieb beständig und ist inzwischen die größte Segelmacherei am Bodensee. Heute ist sein Sohn, Marc Pfeiffer, sein Chef. Im März dieses Jahres hat der 31-Jährige Pfeiffer Segel übernommen und in diesem Zuge das Einzelunternehmen zu einer GmbH umgewandelt. „Ich will das traditionelle Handwerk modern gestalten“, sagt Marc Pfeiffer. Die Umwandlung zur GmbH sei ein Schritt in diese Richtung gewesen. Unter Marc Pfeiffer arbeiten vier Mitarbeiter: sein Vater als Produktionschef, eine Näherin, eine Auszubildende und seine Mutter, Nicole Pfeiffer, im Büro.
Palmen im Wintermantel
Die Massenfertigung stellt Herausforderungen für kleinere handwerkliche Betriebe wie eine Segelmacherei dar, so Marc Pfeiffer. Sein Betrieb wolle dem mit individuellem Service und innovativen Ideen entgegentreten. Alf und Marc Pfeiffer erinnern sich an viele Projekte, bei denen sie Einfallsreichtum beweisen mussten. „In Ermatingen in der Schweiz sollten wir Wintermäntel für Palmen konstruieren“, sagt Alf Pfeiffer. Also verkleidete die Firma die tropischen Pflanzen mit einem transparenten und wasserabweisenden Tuch. So seien sie noch sichtbar, aber trotzdem vor Schnee und Regen geschützt. „Zusätzlich werden die Palmen noch mit LEDLichtern angestrahlt. Das sieht richtig cool aus“, sagt Alf Pfeiffer lächelnd. Für eine andere Kundin habe er einmal sogar ein textiles Katzenhäuschen entworfen und gebaut.
Trotz der außergewöhnlichen Projekte legen Alf und Marc Pfeiffer weiterhin großen Wert auf guten Service bei der Produktion herkömmlicher Segel. „Wir haben einen großen Vorteil: Bei uns bekommen die Kunden maßgeschneiderte Segel und keine Stangenware aus dem Internet“, sagt Marc Pfeiffer. Bei jedem Segel achte sein Vater und Produktionschef, Alf Pfeiffer, genau darauf, wie der Kunde segle und welchen Zweck das Segel erfüllen solle. „Das ist wie beim Autokauf. Man kauft sich ja auch keinen Kleinwagen, wenn man weiß, dass man ständig große Sachen transportieren will“, sagt Alf Pfeiffer. Um die Segel auf die Bedürfnisse der Kunden anzupassen, achte er zum Beispiel auf das Material oder das Profil des Segels. Am Computer entwirft er das Segel dann individuell. Das Muster wird dann vom Laser-Cutter ausgeschnitten und die einzelnen Teile von der Näherin zusammengefügt.
Die Firma produziert heute zur Hälfte Segel für Boote und zur anderen Hälfte Sonnensegel. „Mit den Sonnensegeln will ich richtig Gas geben. Darauf will ich in Zukunft setzen“, sagt Marc Pfeiffer. Bei herkömmlichen Segeln laufe das Marketing eher durch mündliche Empfehlungen unter Seglern. Für die Sonnensegel hat Marc Pfeiffer ein neues Vertriebskonzept entwickelt. „Wir haben zum Beispiel eine eigene Marke gegründet, Sundowner, unter diesem Namen wollen wir künftig den Sonnenschutz verkaufen“, sagt der 31-Jährige. So wollen die Segelmacher Marc und Alf Pfeiffer ihre Maßanfertigungen künftig nicht nur auf dem See sehen, sondern eben auch als Sonnenschutz in Gärten, Terrassen und auf Balkonen.